Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2406 - Die Kristall-Annalen

Titel: 2406 - Die Kristall-Annalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sich der Pikosyn.
    Der Terraner hielt inne und trat einige Male nach hinten mit dem Fuß aus, um Mondra zu warnen: Abstand halten!
    Der Pikosyn analysierte den Schmierfilm. „Pilze", teilte er das Ergebnis mit. „Sie wachsen auf einer dünnen biometallischen Legierung und haben ein Mikrohabitat etabliert.
    Ihre Sporen sind hoch mobil und zeigen eine große Materialaggressivität.
    Einige Millionen von ihnen bohren sich gerade durch das Gewebe unseres Anzugs. Ich werde ein, zwei Minuten benötigen, um ein wirksames Fungizid zu generieren. Dennoch kein Grund zur Sorge. Die Sporen sind zwar letal für den Metabolismus der Laosoor. Letal auch für die Morgoth’Daer – ich habe mir eben die Freiheit genommen, mir das Gewebe der amputierten Kralle anzuschauen. Für Menschen aber unschädlich."
    „Schöner Zufall", kommentierte Rhodan.
    „Du solltest deinen Glauben an Zufälle reduzieren", gab der Pikosyn zurück. „Dies hier war keiner. Einige Gensequenzen der Sporen zeigen Spuren von Manipulation. Man hat sie hergestellt, um den Schacht für Laosoor und Morgoth’Daer unpassierbar zu machen."
    Sieh an!, dachte Rhodan. Ganz so gutgläubig seinen hoch motivierten Mitarbeitern gegenüber ist der Auftraggeber doch nicht.
    „Wir haben etwas Pech gehabt", meldete sich der Pikosyn. „Die Hornborsten der Haftlamellen sind im Handschuhbereich irreparabel beschädigt. Ansonsten habe ich alles im Griff. Die Sporen werden abgewiesen.
    Wenn du gestattest, informiere ich Mondras Anzug per Rafferimpuls über die geeignete Vorgehensweise."
    Rhodan stimmte zu. Ein energiearmer Sendeimpuls im Nanosekundenbereich war ein geringes Risiko, wenn sich dadurch eine Beschädigung an Mondras Handschuhen verhindern ließe.
    Wenige Minuten später hatte sie mit einem nun für die Sporenschicht unangreifbaren Anzug aufgeschlossen.
    Kurz darauf erreichten sie das Ende des Schachtes. Hinter den Entlüftungsblenden lagen die Räume des Auftraggebers.
     
    *
     
    Der Pikosyn meldete sich: „Lehnt euch nicht zu dicht ans Gitter. Mit dem Saal da unten stimmt in höherdimensionaler Hinsicht einiges nicht. Extrem komplizierte Muster, ich arbeite noch daran."
    Mondra löste zwei der fingerkuppengroßen, abnehmbaren Kameras von ihrem Helm, die über haardünne Lichtfaserkabel mit dem Anzug verbunden blieben, und setzte sie auf die ihnen zugewandte Seite der Entlüftungsblenden. Langsam fuhren die Kameras winzige Beine aus und schoben sich mit robotischer Geduld Millimeter um Millimeter durch die Lamellen. Mit bloßem Auge waren ihre Bewegungen kaum wahrnehmbar.
    Die Kameras brauchten fast zehn Minuten für den Weg auf die andere Seite. Die erste Kamera fixierte sich direkt auf einer Lamelle und passte ihre Hülle farblich dem Hintergrund an. Die andere wanderte allmählich die steile Wand hinab. Beide hatten unmittelbar nach ihrem Austritt auf die andere Seite mit der Übertragung begonnen. Rhodan steckte eine Kabelverbindung zu Diamonds Helm.
    Der Raum vor ihnen senkte sich tief ab. Er wirkte wie das Innere einer Kathedrale, erstreckte sich über drei oder vier normale Stockwerke nach unten.
    Ohne erkennbare Ordnung waren Regalwände im Saal verteilt, manche breit und niedrig, andere strebten hoch bis zur Decke. Einige Regale standen fast leer, nur hier und da war ein Gegenstand abgelegt. Viele Regale quollen fast über.
    Die Exagentin steuerte die Linse der Miniaturkamera, zoomte mal das eine, dann das andere Objekt heran. Meist konnte sie nur vermuten, was sie da sah. Es mochten Konservendosen sein, Waffen, Datenspeicher, Kunstwerke, Reliquien dunkler Religionen; sie sah fremdgestaltige Tiere, ausgestopft oder in eine energetische Stasis gelegt, unmöglich zu sagen, ob sie lebten oder tot waren.
    Auf einem Regal lagen buchstäblich Hunderte von Augen, Augen aller Baupläne, von denen sie je gehört hatte: Facetten und Ozellen, Linsen-, Gruben- und Stielaugen, Flach-, Becheraugen. Alle lagen in ovalen oder runden Schalen und folgten, soweit sie beweglich waren, einer Art goldenem Schmetterling, der, seine vier Flügel wie Helikopterblätter über sich rotierend, in ihrem Sichtfeld herumtorkelte.
    Sie sah organisch wirkende Klumpen, vielleicht Organe; Geräte, die staksend über das Brett stolzierten und immer wieder vom Rand zurückschreckten; ein auffällig breites Regal beherbergte nichts als ein samten glänzendes Kissen, das als Unterlage für einen Diskus diente, für ein zerbrechlich wirkendes Gebilde, dessen kristallener Körper in allen

Weitere Kostenlose Bücher