2406 - Die Kristall-Annalen
Verbindung ab. Der Dual wusste, was folgen würde.
Die Schiffe der Pressor-Garde beschleunigten mit Werten weit jenseits der Toleranzschwelle.
Wenige Sekunden später sah der Dual, wie die fünf Nadeln des Upau-Speditionszuges implodierten, wie die Raum-Zeit-Struktur in ihrem Umkreis Wellen warf und kollabierte.
Nicht allen gelang die Flucht. Die TINVYLLY tauchte in den Hyperraum und entzog sich der Vernichtung.
Die Laosoor hatten sich tatsächlich bewährt. Sie hatten erreicht, woran zahlenmäßig weit überlegene Verbände der Kolonne gescheitert waren.
Sie hatten die Kartothek Aller Denkbaren Schlachten gestohlen.
*
Seine Diebe hatten das erbeutete, schlauchförmige Gebilde in den Hochsicherheits-Hangar am Äquator des Traitanks gelegt. Fesselfelder hielten das Objekt in der Schwebe. Hyperdimensional wirksame Schilde schirmten den Hangar rundum ab.
Ekatus Atimoss ließ den Hangar räumen und blieb allein zurück.
Der Schlauch war winzig, eine Handspanne lang und fingerdünn. Er bestand aus einer milchigblauen Substanz, einer Vermengung von materiellen und energetischen Schichten. Die Membran hätte die Waffentechnologie der Kolonne vor keine großen Probleme gestellt, aber Ekatus Atimoss war nicht auf die Vernichtung der Wandung und damit möglicherweise des Inhaltes aus.
Er näherte sich dem einen Ende des Schlauches und konzentrierte sich.
Die Schmerzen verschleierten seinen Sinn, er brauchte Zeit.
Endlich erfasste er etwas, einen stummen Widerpart. Öffne dich!, dachte er.
Der Schlauch blähte sich rapide auf.
Einen Meter lang, zwei, fünf, sieben und dann zwanzig – so hing er in der Luft. Trotz des Fesselfeldes, das ihn hielt, rotierte er langsam.
Dann durchlief eine kreisförmige Welle die Kopfseite, als hätte der Dual einen Stein ins Wasser geworfen, eine faustgroße Öffnung tat sich in ihrer Mitte auf und weitete sich wie eine Pupille.
Langsam senkte sich der Schlauch zu Boden. Ekatus Atimoss stieg über den Wulst, der sich rings um die Öffnung gebildet hatte, und kletterte hinein. Der Boden federte, es lief sich leicht, fast beschwingt. Die Wände waren kahl, der ganze Schlauch schien leer zu stehen. Aber der Dual hatte längst gespürt, dass am Ende des Tunnels etwas wartete. Etwas, das nahezu lebendig schmeckte. Der Atimoss-Kopf züngelte, aber er konnte sich keine Klarheit verschaffen.
Am Ende des Schlauches hielt Ekatus Atimoss an. Der Abschluss des Schlauches wirkte zunächst ebenso milchfarben wie der Rest der Wand.
Der Dual züngelte. Hier roch es anders. Der Dual trat näher hinzu. Die Abschlusswand hellte sich auf und wurde durchsichtig. Er beugte sich weiter vor, und seine Köpfe schoben sich in ein zähes Medium vor, einen wässrigen weißen Gelee. Dann war er durch.
Eine schmale Treppe führte hinab.
Die Stufen waren abgewetzt. Es roch nach feuchten Steinen und Moder.
Ekatus Atimoss blickte in den Schacht, konnte aber das Ende der Treppe nicht sehen. Er seufzte und begann mit dem Abstieg. Die Wände waren nah, die Decke niedrig; biolumineszente Moose bildeten Flecken und tauchten den Treppengang in ein düsteres Licht.
Tiefer und tiefer stieg er, eine Stunde und mehr. Dann rastete er eine Weile und stieg weiter.
Die Wände wichen allmählich zurück, die Decke wurde höher. Ohne Geländer führte die Treppe in eine Höhle von unbegreiflichen Ausmaßen.
In der Ferne meinte der Dual andere Treppen zu sehen, auf denen andere Wesen hinab- oder hinaufstiegen, schemenhafte Kreaturen, wie er sie so oder ähnlich nie gesehen hatte. Einige Male rief er etwas hinüber zu einer der anderen Treppen, aber seine Stimme verhallte in der maßlosen Ferne.
Wind kam auf.
Der Wind war heiß, stickig, roch nach schwitzenden, primitiven Maschinen, nach Öl und Rost. Das Atmen fiel ihm schwer. Immer weiter entfernten sich die anderen Treppen von ihm.
Dann entdeckte er, tief unten, eine helle Fläche, eine winzige Insel im Meer der Finsternis.
Nach einiger Zeit hatte er den Absatz der Treppe endlich erreicht.
Schlagartig erlosch der Sturm.
Vor ihm erhob sich eine Stele aus einem transparenten Material, die hoch hinauf in die Höhle reichte und sich irgendwo oben in der Dunkelheit verlor. In der Stele spielten sich Szenen ab, Kampfszenen, viele Tausende zugleich: Duelle und Raumschlachten, Gefechte auf dem Land, zu Wasser, in der Luft, in Sektoren der normalen Raumzeit und im Hyperraum.
Die Stele rotierte langsam. Sie war von einer geradezu außeruniversalen Klarheit und
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