2410 - Der Kontaktwald
Berichte aus der Werft; die neuesten Statistiken; die Nachrichten von den verschiedenen Fronten, von immer neuen Grausamkeiten der Terminalen Kolonne, von den Veränderungen überall in der Galaxis, die immer schlimmer und immer unglaublicher wurden ...
Irgendwann würde sie es nicht mehr ertragen.
„Liebste Freundin", murmelte sie, den Blick auf die Wand ihr gegenüber gerichtet, die in schillernden Farben zu zerfließen schien. „Warum bist du geflogen? Die Leute hier brauchen dich, weißt du das nicht? Nur du kannst sie führen. Du sprichst ihre Sprache. Sie brauchen dich, und ich ...
brauche dich auch."
Sie lachte, obwohl es keinen Grund, keinen Anlass und kein Gefühl gab, was diese Reaktion gerechtfertigt hätte.
*
Als sie hinter den Kontrollen ihres Gleiters saß, atmete Afa-Hem-F’ur erst einmal tief durch.
Der Tag war genauso verlaufen, wie sie es hatte kommen sehen. Ein Termin war auf den anderen gefolgt. Alle wollten etwas von ihr. Sie ertrug alles in einer Mischung aus Verzweiflung und Geduld und tröstete sich mit dem Gedanken, bald schon wieder im Kontaktwald zu sein.
Es waren immer wieder die gleichen Gesichter. Die Mitglieder des Regionalen Sternenrats – sie konnte manche davon nicht mehr sehen. Jedes Mitgliedsvolk der Noquaa-Kansahariyya stellte einen solchen Rat. Einige von ihnen waren umgänglich und kooperativ, andere machten nur Probleme.
Wenn sie sich stritten, wurde von ihr verlangt, zwischen ihnen zu schlichten, ohne die Zähne zu fletschen. Sie musste eine Diplomatin sein, vermitteln und reden, wo ein einziges Machtwort ausreichen würde.
Am schlimmsten von allen schien ihr Cotthaki, der Anführer der Hauri auf Quamoto.
Sie konnte nicht behaupten, ihn zu hassen, wenngleich nicht sehr viel dazu fehlte. Der Hauri war eitel und arrogant. Er war selbst für einen von seiner Art unglaublich dürr und über zwei Meter groß. Wenn er mir ihr redete, überkam sie das Gefühl, seine kleinen, tief in den Höhlen liegenden Augen wollten sie durchbohren, und wenn er vor Publikum sprach, war es, als blitzten sie in dämonischem Feuer.
Er gehörte zu den Wesen, mit denen sie definitiv nichts zu tun haben wollte, die ihr einfach nicht guttaten. Normalerweise hätte sie um ihn einen Riesenbogen gemacht, aber er gehörte zum Sternenrat, und sie musste sich nicht nur mit ihm herumschlagen, ihn nicht nur im Rat anhören, sondern als gewählte Anführerin auch dann ertragen, wenn er sie außerhalb des Plenums aufsuchte.
Afa-Hem ließ den Gleiter aus dem Ratspalast schweben und in die Höhe steigen. Mit dem schnittigen schnellen Modell war es immer wieder ein tolles Gefühl, über die Stadt zu fliegen und das Gefühl der Freiheit und Unbeschwertheit zu genießen.
Cotthaki ...
Oberflächlich betrachtet schien der Hauri alles Denkbare zu unternehmen, um die Belange seiner Volksgruppe auf Quamoto zu schützen. Afa-Hem sah das jedoch anders. Sie glaubte, dass der Dürre in Wirklichkeit versuchte, Sand ins Organisationsgetriebe der NK Hangay zu streuen. In diesem Punkt ließ sie nicht mit sich reden.
Cotthaki war nicht nur ein hartnäckiger Anwalt der Seinen. Er kochte sein eigenes Süppchen. Er war ehrgeizig und ohne viel Skrupel. Afa-Hem begriff, was andere nicht erkannt hatten: Cotthaki war nur auf eines aus – ihren Posten. Der Sternenrat hatte ihn unlängst zu ihrem Stellvertreter gewählt.
Würde sie krank, verschwände oder agierte schwerwiegend unfähig, würde er automatisch an ihre Stelle rücken.
Sie hing zwar nicht gerade an diesem Job und hätte ihn mit Freuden aufgegeben, wenn es nur nach ihr ginge, aber ...
Nein!, dachte die Kartanin. Sie war vom Rat bestellt worden, Ar-Dus-Taar bis zu deren Rückkehr zu vertreten, und das würde sie auch tun. Ar-Dus würde nicht wollen, dass jemand wie der Hauri in höchstem Amt agierte, intrigierte und seine Fäden zog.
Und das wusste er ganz genau. Cotthaki würde nicht einfach abwarten, bis Ar-Dus-Taar eines Tages zurückkehrte, sondern vorher versuchen, vollendete Tatsachen zu schaffen. Den Hauri auf Quamoto würde es sehr recht sein, wenn einer der Ihren das Sagen hatte. Sie standen alle hinter ihm.
Die Kartanin versuchte, die Gedanken an den Dürren zu verdrängen. Er war ihr auf die Nerven gefallen, wieder einmal, aber endlich war sie draußen und auf dem Weg zu ihrem geliebten Wald, der vielleicht schon auf sie wartete. Dort konnte sie abschalten und neue Kräfte tanken. Und vielleicht wartete im Wald ...
... eine
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