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2410 - Der Kontaktwald

Titel: 2410 - Der Kontaktwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gewachsen, weil sie die Freiheit vorzog, Pflichten hasste, die sie an Ketten legten. Dafür war sie nicht geboren.
    Aber dann, mit Ar-Dus ... Der erste Schritt in den Kontaktwald hinein, einige Wochen vor dem Aufbruch ihrer großen Freundin in den verfluchten Sternhaufen ...
    Sie war vom ersten Moment an wie verzaubert gewesen. Sie hatte sofort das Gefühl gehabt, erwartet worden zu sein ... Willkommen!
    Ja, dachte sie, als sie den Wald einmal ganz überflogen hatte und ihr Fahrzeug der Landefläche an seinem östlichen Rand entgegensinken ließ.
    Als der blaugrüne Teppich, in der bald untergehenden Sonne wie ein sattes, mattes, glitzerndes Juwel funkelnd, sich in einzelne Bäume, Büsche, Äste, Blätter, Nadeln und Blüten auflöste.
    Der Wald hat stets gewusst, wann ich kommen würde. Er hat jedes Mal auf mich gewartet. Genau wie jetzt. Er weiß, dass ich hier bin.
    Ihr war klar, dass sie von ihm dachte wie von einem lebenden, eigenständigen Wesen, wie von einem großen Ganzen, einer gewaltigen Einheit, einer Entität, so erhaben wie das Funkeln der Sterne bei Nacht.
    Aber wer dieses Wunder jemals erlebt hatte, der konnte nicht anders.
    Der Kontaktwald war ein Wesen.
    Ihr Gleiter hatte den Boden erreicht.
    Afa-Hem-F’ur schloss kurz die Augen und lauschte. Manchmal sprach der Wald bereits an dieser Stelle zu ihr.
    Heute „hörte" sie nichts, aber sie fühlte, dass er etwas für sie hatte.
    Und das, wusste sie, musste nicht unbedingt etwas Gutes bedeuten ...
     
    *
     
    Sie hatte Glück. Kein anderer Gleiter stand auf dem kleinen, runden Feld vor den Grenzen des Waldes. Die Chance, dass andere Planetarier oder gar Besucher aus dem Weltraum noch unterwegs waren, war gering. Die wenigen Kilometer Fußweg nahm niemand auf sich, der für geringes Entgelt ein Fahrzeug leihen konnte. Die Kartanin waren träger geworden, in ihren Augen sogar stupide, als hätte die Terminale Kolonne sie schon vereinnahmt.
    Die Kolonne ...
    Afa-Hem-F’ur wollte nicht an sie denken, denn nicht zuletzt deshalb war sie hier. Sie hasste die Terminale Kolonne, denn sie war schuld daran, dass sie sich seit anderthalb Jahren mit den Problemen derer herumzuschlagen hatte, die sich erst wegen ihr zusammengeprügelt hatten!
    Und ... Grenzen!
    Ja, sie dachte vom Saum des Kontaktwalds wie von einer Grenze. Nicht nur, dass er wie an einer Schnur entlanggezogen wirkte. Der Wald kam ihr aus der Luft ausgeschnitten vor, ein Stück aus einer anderen Welt, das ein geisteskranker Künstler an diesem Ort eingefügt hatte – ein riesiger, runder Teppich von sattem, saftigem Blau und Grün in einer Öde der Trockenheit und Dürre.
    Sie nickte entschlossen und stieg aus. Hinter ihr klappte das transparente Dach des Zweipersonenfahrzeugs wieder nach unten und verschloss es. Der zweite Sitz war wie immer leer. Sie kam stets allein hierher.
    Bei sich trug sie, wie jedes Mal, einen kleinen Memokristall, ihr unverzichtbares Werkzeug und das einzige, das sie aus der „anderen Welt" in den Kontaktwald mitnahm. Das handliche Gerät, das den Kristall umschloss, passte bequem in die Tasche ihrer Kombi. Sie brauchte es, um sich später an das zu erinnern, was sie im Wald gesehen, erlebt und vor allem gehört hatte – wobei „Hören„nicht unbedingt das Hören mit ihren Ohren bedeute.
    Die Stimmen des Waldes sprachen andere Sinne an.
    Afa-Hem-F’ur atmete tief ein, vor sich die grünblaue Wand aus Pflanzen der unterschiedlichsten Art, eine Mauer von zehn Metern Höhe oder mehr, neben sich nichts als Öde und Leere und hinter sich die Kulisse der Stadt, schlanke und hohe Türme, hineingesetzt in ein Nichts aus Wüste.
    Sie spürte die Verlockung in sich, selbst wenn sie hinter Wänden aus Stahl, Glas und Plastik saß und verkümmerte. Der Wald wusste, dass sie zu ihm gekommen war. Er hieß sie willkommen und wies ihr den Weg in sich hinein.
    Afa-Hem setzte sich in Bewegung.
    Es dämmerte bereits merklich, aber die Sehkraft ihrer Augen war gut und scharf. Sie fand den „Eingang", den der Wald diesmal für sie gebildet hatte, wie eine Schneise. Es war jedes Mal anders. Es schien nie den gleichen Weg ins Innere des Waldes zu geben. Den Weg zu seinem blühenden, wispernden, wundervollen Herzen ...
    Sie betrat den Kontaktwald. Der Name, von dem sie nicht wusste, auf wen er zurückging, behagte ihr nicht.
    Er wies dem Wald eine Funktion zu, einen Zweck in einer Welt, die ihre Seele verloren hatte und in der alles nur noch „funktionieren" musste. Dabei war

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