Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2412 - Das Wasser von Aar

Titel: 2412 - Das Wasser von Aar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
verursachte auch ihm bereits Albträume, die ihn jedes Mal an den Rand des Nässelns brachten. Ein paarmal hatte er schon ein Bad aufsuchen müssen, weil er sich innerlich zu sehr aufheizte und seine Haut zu schuppen begann.
    „Sie brauchen unsere Hilfe", sagte er ruhig. „Und wir werden sie ihnen geben."
    „Aber warum gerade wir?", raspelte jemand.
    „Weil wir es können", versetzte der Schwarmer prompt. „Und niemand sonst." Er drehte den Kopf nacheinander zu jedem einzelnen Ratsmitglied.
    „Manche von euch sind zu jung, um sich noch ausführlich an die Schreckensherrschaft des Reiches Tradom zu erinnern", fuhr er fort. „Aber vor allem die Ältesten wissen ganz genau, worunter wir zu leiden hatten! Wollen wir das wieder erleben? Haben wir all die Opfer auf uns genommen, um unter die Knute eines neuen, noch gnadenloseren Herrschers zu geraten?"
    „Nein!", riefen die Ältesten unisono mit blassen Lippen. „Nie wieder!"
    „Ich kann die Bilder des Massakers, das die Assassinen des Chaos damals verursachten, einfach nicht vergessen", sagte Cheplin leise und bewegt.
    „Ihr wart nicht dabei, deswegen könnt ihr es nicht verstehen. Aber diese Todesschreie, dieses Flehen um Gnade ...
    Ich habe das Privileg bekommen, zu überleben. Ich bin als einer von wenigen ohne eine einzige Schramme davongekommen. Doch ich musste hilflos mit ansehen, was mit so vielen anderen geschah. Dass ich überlebt habe, ist eine Fügung – und deswegen ist es meine Pflicht, etwas zu unternehmen. Ich trage dafür die Verantwortung!"
    Daraufhin herrschte für einige Augenblicke betretenes Schweigen. Alle hatten die blassblauen Lippen des Schwarmers gesehen, die abwärts gerichtete Krümmung seiner Balkennase. Mit seiner gesamten Körperhaltung drückte er den tiefen Schock aus, unter dem er immer noch stand. Das war ihm bewusst, doch warum sollte er es verbergen? Sie sollten wissen, was er mitgemacht hatte. Nur so wären sie für das Privileg, stets vom sanften Schutz der Sphäre umgeben zu sein, dankbar!
    Doch schließlich gab er sich einen Ruck; davon durfte er sich nicht mehr beeinflussen lassen. Jetzt war es an der Zeit, nach vorn zu blicken und zu handeln. Cheplin hatte seine Bestimmung angenommen. Nun musste er seinem Volk klarmachen, dass er das Richtige tat.
    Nachdem die erste Wut verraucht war, kamen auch die Ratsmitglieder allmählich ins Grübeln. Sie würden ihm sehr lange nachtragen, dass er über ihre Köpfe hinweg entschieden hatte. Aber das würde sie nicht in ihrer Objektivität beeinflussen.
    Einer jedoch steuerte beharrlich dagegen. „Es muss einen anderen Weg geben!", warf Macar ein, ein Angehöriger der Vika-Sippe, die nach wie vor auf Reinhaltung des Blutes pochte.
    „Für wen?", fragte Cheplin.
    „Für uns natürlich! Gewiss ist furchtbar, was auf der Konferenz geschehen ist, doch so geht es nun einmal im Krieg zu. Warum kümmern uns die Terraner und die anderen Völker?"
    „Weil sie beispielsweise für unser Auskommen sorgen", erklang in diesem Augenblick eine weitere Stimme im Raum.
    Eine große, schlanke, hellsilbrige Aarus-Frau kam herein. An den feinen, rauchsilbernen Schulterstücken ihres eleganten Stützkorsetts trug sie die Insignien einer Technik-Rescotin im höchsten Rang.
    Cheplins Kiemen klapperten und flatterten, und sein Liegegestell wackelte bedenklich. Hektisch flösselte er: „Susa! Wo bist du die ganze Zeit gewesen? Vier Jahre sind vergangen!"
    „Ich bin jetzt hier", versetzte sie.
    „Meine Arbeit in Aarus-Kaart ist beendet." Gelassen schob sie ein leeres Ruhegestell neben dem Schwarmer zurecht und legte sich darauf.
    Die Konstruktion war ebenso einfach wie genial; die Aarus konnten eine für ihre kaum belastbaren Gräten bequeme Lage unter Schwerkraftbedingungen einnehmen, gleichzeitig drückte kein zu hohes Gewicht auf ihre Lungen.
    Cheplin sollte diese Frage eigentlich auf später verschieben, doch sie platzte ihm ungebremst heraus: „Und wirst du bleiben?"
    „Ich bin dort, wo ich gebraucht werde, Cheplin." Susa flösselte ihm kurz zu. „Und wie es aussieht, ist meine Anwesenheit hier im Rat erforderlich."
    Niemand erhob Einwände; die Rescotin hatte das gesamte Technik-Ressort unter sich und stand mit den stellvertretenden Schwarmern auf einer Stufe. Sie war Cheplins Gefährtin seit der Kindheit, seine persönliche Ratgeberin und Vertraute. Innerhalb des Rates war sie wegen ihrer hohen Fachkenntnis und des besonnenen Wesens sehr geachtet. Obwohl sie Aarus-Jima seit Jahren

Weitere Kostenlose Bücher