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2414 - Die Bestie Ganymed

Titel: 2414 - Die Bestie Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lassen.
    Ein Versinken in Schwäche und Bewusstlosigkeit würde den Rhythmus brechen, in dem er Ganymed jenen Informationskode mitzuteilen versuchte, den er Stück für Stück erweiterte.
    Tage und Wochen vergingen, seiner subjektiven Wahrnehmung nach. Immer ausgefeilter wurden die Morseund Sprachkonstrukte, die Roi übermittelte. Sie umfassten einfache Sätze genau so wie allgemeingültige mathematische Theoreme, die ein Planhirn sicherlich ebenso als „Sprache" begreifen würde. Der altehrwürdige Lehrsatz des Pythagoras konnte, mit den nötigen Zahlenangaben versehen, Ganymed darauf hinweisen, dass es beim darauf folgenden Informationsblock um einen Konservierungstank ging.
    Es war zum Verrücktwerden! Roi sehnte sich nach Bewegung, nach Aktivität, solange er bei Bewusstsein war.
    Dennoch durfte er unter keinen Umständen gegen die künstliche Starre ankämpfen, in der er sich befand. Alles, was er tun durfte, war, in seinem Geist die einseitige Unterhaltung mit Ganymed auszuweiten.
    Und eines Tages, kurz bevor er in einen Tagtraum glitt, der ihn die grausamen Erlebnisse, die zur Ausbildung des ersten Duals mit dem Namen Dantyren geführt hatten, einmal mehr in Erinnerung rief, wurde er für seine Geduld belohnt: Ganymed ballte, so, wie er es von ihm wünschte, zwei Hände zu Fäusten.
     
    *
     
    Geist: Das Höchste Aller Wesen hatte ein monumentales Etwas erdacht und erschaffen. Es schien für alle Eventualitäten gerüstet und besaß eine körperliche Konstitution, wie sie einzigartig war.
    Doch was nützte dem Geschöpf all diese prächtige Körperlichkeit, wenn es zu keiner bewussten Regung fähig war? Es brabbelte sinnlos vor sich hin, bewegte sich unkoordiniert und machte keinerlei Anstalten, den Anweisungen des Höchsten Aller Wesen zu gehorchen.
    Es war ein leeres Gefäß, und es musste beseelt werden.
    Der Schöpfer sann lange über diese Herausforderung nach. Er grübelte, schöpfte Wissen aus alten Schriften und Dateien, ließ sich in den Prachtgärten seines Olymps von androiden Lustmusen inspirieren.
    Letztendlich kam er zu dem Schluss, diesen besonderen Körper mit einem ebenso besonderen Geist auszustatten.
    Es bedurfte eines dualen Systems. Ein Zerebralteil sollte mit animalischen Reflexen ausgestattet werden, die es dem Geschöpf ermöglichten, seine physischen Möglichkeiten bis zum Maximum auszuschöpfen und dennoch mit emotioneller Brillanz aufzuwarten. Sein ergänzender Part – oder Widerpart? – würde strikter Ratio folgen.
    Dort, in den kühlen Abgründen abstrakter Logik, sollte kein Platz sein für widersprüchliche Gefühle.
    Das Höchste Aller Wesen machte sich an die Arbeit. Mit seinen geschickten Händen modellierte es die beiden Gehirnmassen, legte die wichtigsten energetischen Impulsknoten fest und sorgte für die strenge Trennung der beiden Zerebralebenen. Ein gepanzerter Knochenwulst trennte die Gehirne.
    Die nur geringen Verbindungen konnten nach den Vorstellungen des Erbauers jederzeit willentlich voneinander getrennt werden.
    Nach getaner Arbeit ruhte das Höchste Aller Wesen erschöpft für einige Sternenjahrtausende, mit dem Gefühl, etwas Ausgezeichnetes geschaffen zu haben. Dann erst betrat es wieder den Wirkungsbereich seiner Brillanz, in dem sein Erzeugnis einer Erweckung harrte.
    Das Höchste aller Wesen beugte sich zu seinem Geschöpf hinab und hauchte ihm mithilfe seiner unglaublichen mentalen Fähigkeiten den Funken des geistigen Erwachens ein.
    Die Bestie öffnete ihre Augen, und sie wurde augenblicklich von Glückseligkeit erfasst, die ihren Schöpfer zum Zentrum hatte.
    Das Höchste Aller Wesen betrachtete sein Geschöpf von oben bis unten, unterzog es einer gründlichen Überprüfung.
    Dann wandte es sich betrübt ab. Das Ziel war noch längst nicht erreicht.
     
    6.
     
    Vergangenheit: die Bestie
     
    „Du gibst mir Rätsel auf, teurer Freund", sagte Konzig Asmo zu Null. „Für einen Moment gehorchst du lediglich deinen Instinkten, um im nächsten Anzeichen ausreichender Logikfunktionen zu zeigen."
    Der Kolonnen-Anatom zog einen Strahler mit aufgesetzter Glühkanüle hervor und setzte sie am rechten Oberschenkel Nulls an. Binnen Kurzem erhitzte sich das Instrument auf Betriebstemperatur. Ohne Nulls bewusstes Dazutun verhärtete sich seine Haut.
    Derart vermochte er Temperaturen zu widerstehen, die in der Korona einer Sonne herrschten.
    Doch das war bei Weitem zu wenig.
    Die Glühkanüle bündelte Hitze, die mehrere Prozent des momentan zur Verfügung

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