2414 - Die Bestie Ganymed
was du haben willst.
Snassams Reaktion bestand aus – stärkerer Unsicherheit. Aus einem wütenden gedanklichen Aufschrei, der von einer ungewöhnlich intensiven Attacke auf Nulls Magenschleimhäute gefolgt wurde.
Null scherte sich nicht darum. Das Planhirn sperrte jegliche gedankliche Zufuhr von Emotionen, die in diesen Augenblicken hinderlich gewesen wären. Mit kühler Gelassenheit nahm er die Angriffe Snassams hin.
Merkst du denn nicht, dass es bald vorbei ist? Willst du die letzten Momente deines Lebens verpassen? Du sollst doch fühlen, was ich dir wegnehme ...
Snassam überflutete ihn mit Impulsen unersättlicher Gier. Mit Angst machender Aggressivität, die nicht einmal ansatzweise mit Nulls eigener vergleichbar war. Rollende Attacken brandeten gegen sein Gehirn, wollten es öffnen und sich an seinen Emotionen laben.
All dies prallte an Null ab. Innere Ruhe, vom unbestechlichen Intellekt des Planhirns bestimmt, ließ ihn Snassams Anrennen unbeeindruckt von einer übergeordneten Ebene aus betrachten. Die Reaktion des Parasiten zeigte ihm nur allzu genau, dass er dessen Schwachstelle gefunden hatte.
Verlasse mich, dachte Null, oder du stirbst!
Snassam erwiderte nichts. Er steigerte sich immer weiter in eine allumfassende Wut, gab sich zur Gänze den in ihm tobenden Emotionen hin. Er zerbiss Nulls Magen, Leber, Milz, fraß sich durch die Ganglien seines Nervensystems, ohne davon satt zu werden.
Und verendete irgendwann. Abrupt, ohne noch einmal zu klarem Denken zurückzufinden.
Die Illusion erlosch.
Null fand sich wieder in stehender Position. Heil, mit all seinen Gliedern am Körper. Befreit von den vorgegaukelten Bildern, mit denen ihn Snassam in den Hirntod hatte treiben wollen, während er sich an seinen Emotionen gelabt hatte.
Konzig Asmo stand vor ihm und beobachtete ihn interessiert. „Bemerkenswert", meinte der Kolonnen-Anatom kurz angebunden und wendete sich dann abrupt ab.
7.
Vergangenheit: Roi
Novescu Mondu, Jenice Araberg und Tobi Sullivan starben. Ihn, Roi, den man per Zufall eingefangen hatte, ließ man als Einzigen leben und an Bord der Skapalm-Bark LUCRIFIR schaffen. Dort wurde die Eignung des Terraners als Dualhälfte getestet. Danach ging es mit einem Traitank weiter zur DERUFUS, einem baugleichen stabförmigen Obeliskenschiff der Kolonnen-Anatomen.
Man transportierte ihn ins sogenannte Reprotron-Haus und versetzte ihn in einen halb wachen, halb bewusstlosen Zustand, während man wie selbstverständlich auf ihn einredete und ihm mit seltsamer Detailgetreue schilderte, was ihn hier erwartete. Man würde eine Kopie von ihm machen, wie sie ihm ähnlicher nicht sein konnte. Eine wie aus dem Multiduplikator gesprungen – nur besser ...
Die weiße, bikonvexe Linse des Reprotrons hing über ihm und dem Mor’Daer Yrendir. Zitternd, wie begierig schien das Instrument darauf zu warten, sie in sich aufzunehmen.
Der Unsterbliche fühlte sich von dem seltsamen Werkzeug einer unbegreiflichen Technik angezogen, wurde von ihm angelockt und in die Höhe gesogen.
Dort angekommen, löste er sich auf.
Sein Körper entstofflichte. Faserte in diesem unbegreiflichen Nicht-Raum auseinander. Sein Bewusstsein klammerte sich für eine unmessbare Zeitspanne an Gedanken und Ideen fest, bis auch diese zerrannen.
Das Wesen Roi Danton wurde auf Bestandteile in einer submolekularen Ebene reduziert, vielleicht aber auch auf eine metaphysische Daseinsform gehoben. Sein Bewusstsein hingegen, seine ÜBSEF-Konstante, blieb als geschlossener Komplex „hängen". Er spürte, dass er noch da war, dass er sich nach wie vor im Reprotron-Tank befand. Dem Bewusstsein blieb es als Bindeglied überlassen, die geringsten Komponenten seiner Körperlichkeit zusammenzuhalten; dafür zu sorgen, dass sie sich nicht verloren. In ihr manifestierte sich der Wille Michael Reginald Rhodans, unter keinen Umständen aufzugeben und wie ein alles durchdringender Klebstoff sich selbst vor einer endgültigen Verflüchtigung zu bewahren.
War es dunkel, war es hell? Roch es nach Schwefel, badete er in Pudding, wurde er durch eine Laugenlösung gespült? Die Sinneswahrnehmungen hatten mit seiner Zerlegung geendet.
An diesem unbestimmbaren Ort herrschte das absolute Nichts. Es gab keine Zeit, keine physikalischen Gesetzmäßigkeiten, kein Dasein. Nur sein seelisches Ego blieb unberührt, auf einer vielleicht sechs- oder höherdimensionalen Ebene.
Im Vorgang der permanenten Entstofflichung musste Mike eine zutiefst
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