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2414 - Die Bestie Ganymed

Titel: 2414 - Die Bestie Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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intensiver, viel direkter machten sich nun hormonelle Schübe bemerkbar. Sie kündeten von Angst und Panik; Dingen, die er bislang nur aus abstrakten Ableitungen seines Planhirns gekannt hatte.
    Null versuchte gegenzusteuern. In unendlich mühsamen Vorgängen ließ er seine Haut partiell verhärten. Er konzentrierte sich dabei auf jene Stellen und jenen Weg, den Snassam wählte. Vielleicht konnte er den Parasiten derart einkapseln, in einem stählernen Gefängnis umfassen?
    Jener kümmerte sich nicht darum.
    Im Gegenteil: Er sandte Impulse aus, die von Belustigung schmeckten und rochen, während er weiterfraß.
    Schmeckten und rochen?
    Nulls Wahrnehmungen litten allmählich unter den Beeinflussungen seines Gegners. Sie verwirrten sich, entzogen sich mehr und mehr einer Zuordnung.
    Sein Knie knickte weg wie ein morscher Ast. Es brach einfach ab. Null kippte nach vorne und rutschte entlang der Transparentscheibe zu Boden; unfähig, sein Körpergewicht zu kontrollieren.
    Ein Schwall dunkelroten Blutes verfärbte die Konservierungs- und Nährflüssigkeit. Pumpen setzten leise ein und begannen, den Tank zu reinigen, während Nulls wundersame Selbstheilungsprozesse die Blutung unterbanden.
    Und jetzt ein Arm?, fragte Snassam.
    Würde dir das gefallen? Dein Fleisch schmeckt gut; ein wenig zäh vielleicht, und von fasriger Konsistenz – aber es hat Qualitäten, die einen Gourmet wie mich durchaus zufrieden stellen.
    Außerdem hast du so viel von allem ...
    Warum tust du das?, stellte Null die Gegenfrage. Er lag am Boden, eingekeilt zwischen den beiden Breitseiten des Tanks, den Blick zur Seite gerichtet. Du könntest von meinem Unterschenkel für lange Zeit satt werden, ohne meine restlichen Glieder befallen zu müssen.
    Ich bin wie du ein Geschöpf Konzig Asmos. Von ihm erhalte ich meine Aufträge. Er lässt mich nur dann weiterleben und weiterfressen, wenn ich ihm bedingungslos gehorche. Er verlangt, dass ich dich zur Gänze vertilge.
    Ich verstehe. Dann tu, was du tun musst. Aber stell dich auf einen harten Kampf ein.
    Snassam kitzelte seine Gedanken mit einem gehässigen Lachen. Viele haben so getönt wie du. Aber mich gibt es immer noch ...
     
    *
     
    Nulls Herzen pumpten mit zunehmender Unregelmäßigkeit; die lebenserhaltenden Maschinerien des Konservierungstanks hielten seinen Metabolismus erbarmungslos am Funktionieren. Konzig Asmo hielt sich mehr und mehr Zeit in seiner Nähe auf. Er verspottete ihn, ließ ihn all seine Verachtung spüren.
    Null musste einsehen, dass er alle seine Möglichkeiten ausgereizt hatte.
    Sosehr er seine Willenskraft auch einsetzte, sosehr er die vegetativen Körperfunktionen zu kontrollieren und Barrikaden zu errichten versuchte – Snassam ließ sich durch nichts aufhalten. Er zerbiss seinen rechten Seitenarm, verschlang das linke Bein, zerkaute seinen Rumpf, verschlang einen der Brustarme. Der „Symbiont" tat dies mit Bedacht, stets darauf aus, ihn, sein Opfer, möglichst lange am Leben zu erhalten.
    Als labte er sich auch an seinen Schmerzen und nicht nur an seinem Fleisch ...
    War es das? Benötigte Snassam den besonderen Kick hormoneller Stimmungen? Konnte Null hier den Hebel ansetzen?
    Snassams gedachte Antwort klang spöttisch – aber auch ein wenig hohl.
    Als hätte er etwas zu verbergen.
    Der Parasit näherte sich den lebenswichtigen Organen. Er begann, an den Magenwänden zu knabbern und in spielerischer Grausamkeit die Blutzufuhr zu den beiden Herzen zu unterbrechen.
    Null hatte sich längst mit seiner körperlichen Hinfälligkeit abgefunden.
    Selbst wenn er diesen Zweikampf überlebte, war er nunmehr zur Inaktivität verdammt. Längst schon pumpte kein Blut mehr durch die beiden letzten verbliebenen Arme und das eine Bein. Die Glieder verfärbten sich allmählich grau, verloren an Spannkraft und wurden schrumpelig.
    Doch was zählte der Körper? Er wollte leben, mit jeder Faser, und er wollte um seine Existenz kämpfen, solange es ihm möglich war.
    Und vielleicht funktionierte dies mit einer völlig anderen Taktik, als er sie bislang angewandt hatte.
    Null versank in sich selbst. Er vergaß seinen Körper, seinen Verlust, seine Schmerzen. Nichts war mehr wichtig. Nur noch sein Intellekt und das Wesen, das ihn ausmachte, besaßen Bedeutung. Jene geistige Substanz, die ihn zu etwas Unverwechselbarem machte.
    Was machst du?, hörte er Snassams „Stimme". Sie schmeckte/roch unsicher.
    Ich entferne mich von dir. Ich werde dir keine Angriffsfläche mehr bieten.
    Nimm dir,

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