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2414 - Die Bestie Ganymed

Titel: 2414 - Die Bestie Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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an? Welcher Art waren die Tests? Setzte man sie immer heftiger werdenden Strahlattacken aus, um ihre Widerstandskraft in Erfahrung zu bringen?
    Ein Haluter wie Icho Tolot schaffte es dank Körperverhärtung, stundenlang im Vakuum des Weltalls zu überleben. Er konnte einen jahrelangen Aufenthalt auf dem irrwitzigsten Extremplaneten überstehen, seiner Haut war mit mechanischen Mitteln kaum beizukommen, und er würde es als spaßiges Abenteuer empfinden, in einem Raumschiff mit mehreren tausend bis an die Zähne bewaffneten Angehörigen der Terminalen Kolonne „mal richtig aufzuräumen zu dürfen".
    Eine Bestie konnte weitaus mehr.
    Sie war einem Haluter in physischer Hinsicht weit überlegen. Das Exemplar an Bord der Skapalm-Bark überragte Icho Tolot um gut und gern zwei Köpfe, und trotz seiner Benommenheit strahlte es eine brutale, Panik erregende Aggressivität aus.
    Ein Kolonnen-Anatom, dessen hageres Gesicht in Auflösung begriffen war und von mehreren implantierten Metallplatten abgestützt wurde, sagte irgendetwas zur Bestie, bevor sie von seltsam geformten Robotern in eine aufrecht stehende Position im Inneren ihres Stasis-Tanks gezwungen wurde.
    Roi konnte keine Käfer ausmachen, die die Wunden des Wesens reinigen würden. Man verließ sich – wohl nicht zu Unrecht – auf die Selbstheilungskräfte der Bestie.
    Das Geschöpf widerte Roi an. Es stand für etwas, das vor vielen Jahrhunderten die Menschheit bedroht hatte. Die Bezeichnung „Bestie" existierte nicht zu Unrecht. Im Gegensatz zu den überaus kultivierten und feinsinnigen Halutern, ihren Nachfahren, war es diesen Wesen niemals gelungen, ihren Zerstörungsdrang vollkommen unter Kontrolle zu bringen.
    Roi schüttelte die Gedanken an die Vergangenheit ab. Er benötigte all seine geistige Konzentration für das Hier und Jetzt.
    Am besten fing er damit an, dem Geschöpf einen Namen zu geben und es nicht mehr dauernd als die Bestie zu bezeichnen. Einen Begriff, der es ihm leichter machen würde, seinen Widerwillen zu überwinden und in ihr einen möglichen Verbündeten zu sehen.
    Ganymed!, schoss es dem Unsterblichen durch den Kopf. Ein trojanischer Prinz, der von Zeus in der Gestalt eines Adlers aus der Mitte seiner Gefährten gerissen worden war und im Götterolymp als Mundschenk diente. Der Prinz, einer der attraktivsten Männer seiner Zeit, bediente die homoerotischen Gelüste des Göttervaters ... Das passt. Wie die Faust aufs Auge.
    Roi hätte wohl laut aufgelacht, wenn es ihm denn möglich gewesen wäre. So fühlte er lediglich stille Freude darüber, dass er trotz der verzweifelten Lage noch immer einen Zugang zu Ironie und Sarkasmus fand.
    Seltsam ... Wie er nun ausgerechnet auf Ganymed verfallen war? Er konnte sich an die Geschichte des trojanischen Prinzen erinnern, wusste allerdings nicht genau, wo er sie das erste Mal gehört hatte.
     
    *
     
    Ganymed durchlief wie erwartet einen ungewöhnlich rasch vor sich gehenden Heilungsprozess. Binnen Kurzem zeigte die schwarze, ledern wirkende Haut keinerlei Narben mehr.
    Wie es den Anatomen gelungen war, Kanülen in den Leib der Bestie zu bohren, blieb rätselhaft. Ganymed wurde wie er selbst künstlich ernährt; ein nahe der Leiste gesetzter Katheter blieb nahezu leer. Die Bestie verbrannte ihre Nahrung mit unglaublicher Effizienz.
    Kein Joule, das an Ganymed verfüttert wurde, schien verloren zu gehen.
    Roi machte sich für seinen ersten Versuch bereit. Seinem Zeitgefühl nach war er bereits mehrere Stunden bei Bewusstsein. Seine rechte Hand war so gut wie möglich auf das Ziel ausgerichtet, und er fühlte sich entspannt wie schon lange nicht mehr.
    Schon geraume Zeit war kein lebendes Wesen mehr den Korridor entlanggegangen.
    Es galt.
    Der Unsterbliche aktivierte den Laser. Das Licht, viel zu schwach, um an der Glaseinfassung seines Tanks einen Schaden zu verursachen, leuchtete rubinrot auf. Es traf dort, wo er hingezielt hatte: in Ganymeds Gesicht.
    Zweifach gebrochen und leicht abgelenkt, streifte es über die flache Nase.
    Ein wenig höher!, sagte sich Roi.
    Nur wenige Zentimeter fehlen ...
    Die Bewegung kostete viel Energie.
    Sie schwächte seine dringend notwendige Widerstandskraft, mit der er beständig gegen die durch Medikamentenzufuhr verursachte Müdigkeit ankämpfte.
    Millimeter für Millimeter schob sich der Fokus des Lasers höher. Ganymed zeigte keinerlei Reaktion. Seine blutroten, tellergroßen Augen starrten weit aufgerissen an Roi vorbei in die Ferne.
    Geschafft! Der

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