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2414 - Die Bestie Ganymed

Titel: 2414 - Die Bestie Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stoppte jäh, als käme ihm zum Bewusstsein, mit wem er sich eigentlich unterhielt. Er stützte sich mühsam hoch, blieb im Gras hängen, blickte sich irritiert um und humpelte langsam davon.
    In einer Entfernung von einem Dutzend Schritten blieb er nochmals stehen und rief Ganymed zu: „Du bist nutzlos geworden, 1213UII764. Die Ablaufzeit deiner Bauserie ist hiermit erreicht. Die ›Abschließende Experimentkette‹ mag uns noch ein paar Aufschlüsse über deine körperlichen Kräfte liefern. Entweder wirst du im bevorstehenden Kampf den Tod finden, oder wir werden dich im Anschluss entsorgen. Du verstehst?"
    Ja.
    Er verstand.
    Es gab keinen Ausweg mehr. Er konnte niemanden mehr täuschen oder darauf hoffen, dass ein anderer Anatom nach Konzig Asmos Tod mit den Experimenten fortfuhr. Sein Weg endete an diesem Tag, zu dieser Stunde.
    Immer hatte er es geahnt, und das Planhirn hatte stets darauf hingewiesen, dass er sich selbst in eine Sackgasse manövrierte. Doch das süße Gift der Hoffnung hatte ihn ... träumen lassen.
    Davon, dass es weitergehen würde.
    Dass er irgendwie dieser albtraumhaften Maschinerie entkommen konnte und wegen seiner Leistungen, als letzter Überlebender seiner Bauserie, irgendwo anders ein neues Leben beginnen würde. Als Frontkämpfer der Terminalen Kolonne, Seite an Seite mit seinen winzigen Artgenossen.
    Der Anatom war in Richtung einer der Hallenwände verschwunden. Sicherlich gab es ein Tor, das sich nur ihm öffnete. „Der Test beginnt ... jetzt", teilte er über ein Akustikfeld mit. „Zeig mir ein letztes Mal, was du draufhast."
    Die Lähmung ließ nach, der Prallschirm erlosch. Von einer der Breitseiten näherte sich eine hoch aufragende Walze übereinander wuselnder Insekten. Sie schienen aus dem Boden ausgespuckt zu werden, krabbelten übereinander, schoben sich gegenseitig vorwärts, genau auf Ganymed zu, als wüssten sie in ihrer kollektiven Intelligenz, wo er sich befand.
    Er stand auf und tat einen Schritt zur Seite. Augenblicklich schwenkte der Schwarm um und folgte seiner Bewegung. Sie zischten, rieben vielmilliardenfach feinste Fühler aneinander.
    Das Knacken zerbrechender, vom Gewicht der Massen zerdrückter Chitinkörper überlagerte alle anderen Geräusche.
    Es handelte sich um Schaben. Solche, über die er bereits mehrmals nachgedacht hatte.
    In der Theorie erschien ihm die Aufgabe leicht. Er musste die Königin töten. Doch wie sollte er sie finden, angesichts der sich immer höher aufbäumenden Masse eines Kollektivkörpers?
    Ganymed tat ein paar Schritte vorwärts und zertrat einige Insekten der Vorhut. Er stampfte auf den sich schwarz und grau färbenden Boden, als wollte er einen Tanz aufführen, und achtete auf die Reaktionen des Schwarms. Einige tausend Exemplare starben unter seinen Füßen.
    Für den Moment zogen sich die Ausläufer des riesigen Heeres ein Stückchen zurück. Doch selbst wenn sie es gewollt hätten, wäre ihnen der Rückzug versagt gewesen. Nach wie vor strömten weitere Massen des Schwarms nach, drückten unerbittlich nach vorne, schoben die Arbeiter und Krieger wie eine lebende Flutwelle vor sich her.
    Ganymed klatschte in beide Handpaare, so kräftig er nur konnte. Der Winddruck trieb seine Gegner neuerlich zurück, ließ die Welle höher und breiter werden. Wie eine kompakte Masse war sie nun; ineinander verbackene Geschöpfe, aufgeregt surrend und klappernd.
    Die Insektenmauer wuchs und wuchs an, begann zu zittern und zu wanken – und stürzte schließlich vornüber. Mit unerwarteter Wucht traf sie Ganymed auf Brusthöhe und ließ ihn zurückstolpern. Er stemmte sich in den Boden, fegte mit den Armen und Beinen durch das Schwarz, schaufelte Hunderttausende und Millionen der Schaben beiseite. Wie ein Fels in der Brandung stand er da. Unbeirrt von den Fluten, die ihn umgaben.
    Die Einflüsterungen des Planhirns wurden heftiger, drängender. Hier, inmitten der Halle, stand er auf verlorenem Posten. Er benötigte einen erhöhten Standort, von dem aus er sich verteidigen konnte.
    Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass er die Königin tötete konnte, indem er kreuz und quer durch das Meer der Schaben watete und willkürlich tötete?
    Marginal, meldete sein Logiksektor.
    Wahrscheinlich befand sich das leitende Geschöpf nicht einmal in der Halle.
    Wenn man die Kompromisslosigkeit der Kolonnen-Anatomen in Betracht zog, würde sich die Halle in ihrem Gesamtausmaß zumindest bis zu zwei Dritteln mit Schaben füllen. Mehr als eine

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