2414 - Die Bestie Ganymed
seit Jahrtausenden bemühte, dennoch alles richtig zu machen.
Es fiel dem Unsterblichen schwer. Er öffnete sich möglicherweise zu weit, aber er wusste: Seine Ansichten mussten so überzeugend wie möglich klingen.
Roi gab sich jenem Zweckoptimismus hin, der ihn so lange Zeit hatte glauben lassen, dass er eine Chance besaß. Mit aller Überzeugungskraft machte er seinen Standpunkt klar und bezog Stellung: Er wollte aus der DERUFUS flüchten. Er benötigte Hilfe.
Er wünschte sich Ganymed als Partner.
Als er eben ansetzte, der Bestie seine eigene Rolle in diesem riesigen Puzzle voll Intrigen, Kämpfen und Strategie zu beschreiben, kam das befürchtete Ende: Der Laser blieb von einem Moment zum nächsten dunkel. Die Batterie hatte ihren Geist aufgegeben.
*
Für eine Zeit lang starrten sie sich gegenseitig an, Mensch und Bestie. Regungslos, mit weit aufgerissenen Augen.
Das Mienenspiel Ganymeds war für Roi nicht zu durchschauen. Die Gesichtsmuskulatur war wie das aller Exemplare seiner Art äußerst sparsam ausgeprägt.
Das Hochgefühl, das den Unsterblichen lange Zeit bei Bewusstsein gehalten hatte, endete. Er konnte sich nicht mehr gegen die auferzwungene Ohnmacht wehren, gab sich der Dunkelheit hin.
Als er wieder erwachte, hatte sich die Bestie ein winziges Stückchen beiseitegedreht. Sie hielt den äußersten Finger ihrer Linken weggestreckt.
Die Geste stand für ein Nein. Ganymed verweigerte ihm die Zusammenarbeit.
11.
Gegenwart: Ganymed
Er hatte den Kontaktversuch des kleinwüchsigen Gefangenen über lange Zeit interessiert zur Kenntnis genommen. Dessen Übermittlungssystem entsprach einer einfachen Licht-Zeichenfolge, die er sich mithilfe seines Planhirns rasch einprägte. Zwar gehorchten nicht alle Wortschöpfungen einer stringenten Logik, doch er konnte nicht umhin, die Leistung des Kleinen anzuerkennen. Immer wieder kippte der Humanoide weg, verdrehte die Augen und wurde vom Schlaf übermannt. Seit dem Zweikampf zwischen den beiden Kolonnen-Anatomen waren die Sicherheitsbestimmungen bei den Probanden weiter verschärft und die Dosierung der betäubenden Medikamente ein weiteres Mal erhöht worden. Es mutete wie ein Wunder an, dass das Wesen, das sich selbst als Rwa Dauton bezeichnete, immer wieder die Kraft fand, ihm mithilfe seines Lasers Botschaften zukommen zu lassen.
Größe ist nicht alles, sagte er sich.
Rwa ist es gelungen, sich das kleine Instrument unbemerkt während des Kampfes zwischen Sheymor Merquin und Pharoib Inssino anzueignen. Vielleicht hat er die Auseinandersetzung sogar herbeigeführt, mit dem einzigen Ziel, an den Laser heranzukommen.
Wenn dem so ist, dann verfügt das Kleine über bemerkenswerte Fähigkeiten.
Null achtete aufmerksam auf das, was ihm der Terraner vermitteln wollte. Interessiert nahm er den Namen zur Kenntnis, den ihm Rwa gegeben hatte. „Ganymed" besaß einen guten Klang.
Sicherlich besaß das Wort in der Sprache seines Gegenübers eine sinnvolle Bedeutung. Eine, die deutlich über jene von „Null" zu stellen war.
Manche von Rwas Erzählblöcken brachten eitle Selbstbezogenheit und ungewohnte Sichtweisen zutage. Der endlose Kampf zwischen Chaotarchen und Kosmokraten um die Vorherrschaft in diesem und anderen Universen war ein integrer Bestandteil dessen, was er bereits seit seiner Bewusstseinswerdung wusste. Diesbezüglich hatten ihm seine Erzeuger nicht viel verschwiegen, die Dinge allerdings aus einer Perspektive bewertet, die er persönlich als richtiger als jene von Rwa ansah. Beim Terraner schwangen zu viele und zu starke Emotionen mit.
Oder hatte das Kleine recht? Vertraten die Chaotarchen den falschen Standpunkt? War ihre Ansicht von Moral jener der Kosmokraten unterlegen?
Nun – alles war letztlich Ansichtssache. Objektivität war in der Auseinandersetzung zwischen den beiden entscheidenden Kräften des Universums ohnehin ein vernachlässigbarer Faktor, über den nur Kleingeister zu urteilen wagten.
Ganymed empfand Rwa Dautons Ausführungen als aufschlussreich. Sie regten ihn an, intensiv über seine biologische Herkunft nachzudenken und Dinge neu zu bewerten, die seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten betrafen.
Letztlich halfen ihm die Informationen des Kleinen allerdings keinen Deut weiter, wenn es darum ging, eine Möglichkeit zu finden, die eigene Lebensspanne zu verlängern. Vielleicht hätte ihm Rwa in einer beidseitig geführten Diskussion helfen können. Aber so ...
Als ihm der Terraner vorschlug,
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