Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2416 - Mythos Scherbenstadt

Titel: 2416 - Mythos Scherbenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
hat schließlich erwähnt, welche wichtige Rolle wir im Vorfeld gespielt haben."
    „Im Vorfeld, du sagst es. Jetzt, da wir unsere Schuldigkeit getan haben, sind wir nicht mehr wert, beachtet zu werden."
    Einen Augenblick lang konnte sich Siri der zwingenden Logik dieser Argumentation nicht entziehen. Dann erkannte er die Fehler in Zerans Sichtweise. „Wir haben uns im Vorfeld nicht darum bemüht, bei dieser abschließenden Testreihe dabei zu sein. Auch viele terranische Wissenschaftler haben Vorarbeiten geleistet und nehmen nun nicht teil. Außerdem hat Dao-Lin-H’ay uns gebeten, morgen wiederzukommen, an dem Tag, an dem die SOL aufbricht!"
    „Du sprichst wie einer von denen."
    Zerans Worte bohrten sich wie Speere in seinen Verstand. „Das ist nicht dein Ernst. Wir beide sind ..."
    „Was denn? Ein Paar? Wie lange wohl?
    Ist dir nicht aufgefallen, dass wir extrem lange unser derzeitiges Geschlecht behalten haben?"
    „Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Machst du dir keine Gedanken darüber, dass ..."
    „Ich mache mir Gedanken darüber, weshalb die Mom’Serimer zwar mittlerweile als nützlich, aber trotzdem nur als Gäste angesehen werden."
    „Würdest du mich bitte endlich mal aussprechen lassen?"
    „Warum? Haben wir uns denn etwas zu sagen?"
    In diesem Moment zerbrach etwas in Siri, und er verließ den Antigravschacht, ohne zu wissen, wo er sich befand.
     
    *
     
    Als Siri am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er zunächst nur, dass etwas anders war.
    Er benötigte eine Minute, bis er verstand, was geschehen war. Vielleicht bemerkte er es deshalb nicht sofort, weil es allzu offensichtlich war. Sein Denken verlief plötzlich in anderen Bahnen, jeder Muskel fühlte sich anders an als am Vortag.
    Hastig wanderten seine Hände zu den Kopftentakeln. Kein Zweifel, er war in eine geschlechtsneutrale Phase gewechselt.
    Auch wenn er im ersten Augenblick entsetzt war, fühlte es sich doch gut an.
    Viele Probleme, die ihn vor wenigen Stunden am Einschlafen gehindert hatten, schienen plötzlich bedeutungslos zu sein.
    Vielleicht ist es genau deswegen geschehen, dachte Siri. Womöglich hätte es längst so sein sollen, und ich habe den Vorgang nur mit meinem schieren Willen aufgehalten, weil ich weiterhin mit Zeran zusammen sein wollte. Aber das ist nun einmal nicht der Weg, den ein Mom’Serimer geht.
    Neuer Tatendrang erfüllte ihn. Er hatte sich viel zu lange mit sich selbst und der Frage nach seiner Beziehung zu Zeran beschäftigt. Er musste die Hauptzentrale der SOL aufsuchen und vor Ort dabei sein, wenn der Gigantraumer aufbrach, um die Geheimnisse der entstehenden Negasphäre aufzuklären.
    Da Zeran ebenso wie er eingeladen war, wollte er sie rasch aufsuchen und sie bitten, ihre persönlichen Probleme zu vergessen. Dann konnten sie gemeinsam in die neue Phase der Reise aufbrechen.
    Zeran lebte seit Langem in zwei Räumen, die ganz in der Nähe lagen. Als Stellvertreterin des Lords hatte sie sich diese Wohnmöglichkeit völlig problemlos besorgen können.
    Zeran empfing Siri müde und abgespannt.
    Siri war verblüfft – und erleichtert. „Du bist ..."
    „Wie du", sagte Zeran, der Geschlechtsneutrale. „Vielleicht wurde es aus rein biologischen Gründen höchste Zeit, dass unsere Beziehung endete. Zumal wir in all der Zeit keine Nachkommen gezeugt haben."
    Siri wankte einen Schritt zurück. „Bleiben wir Freunde?"
    „Ich sehe keinen Grund, der dagegen spricht."
    „Dann komm mit zur Zentrale."
    Zu seiner Überraschung lehnte Zeran ab. „Ich habe anderes zu tun."
    „Dao-Lin-H’ay erwartet uns!"
    „Auf mich wird sie vergeblich warten."
    Am Tonfall erkannte Siri, warum Zeran diese Entscheidung gefällt hatte. „Du bist entschlossen, dich wieder um deine Revolution zu kümmern."
    „Nicht um meine Revolution, Siri. Es geht um uns alle."
    „Das ist Tentakelspalterei."
    „Nenn es, wie du willst. Ich sehe es als meine Aufgabe an. Ich weiß nicht, wie ich weiter handeln kann oder muss, aber der Weg, den ich bislang eingeschlagen habe, hat in eine Sackgasse geführt."
    „Das sehe ich ganz anders. Wir haben doch entscheidend mitgeholfen, dass die SOL ..."
    „Nicht ›die SOL‹, Siri. Unsere Welt."
    „Das hast du schon immer gesagt. Danach steht mir momentan nicht der Sinn.
    Verfolg du dein Ziel, ich kümmere mich um das, was mir wichtig ist."
    Sie verabschiedeten sich knapp.
    Siri dachte an die letzten Monate zurück, in denen sein Verhältnis zu Zeran ein ganz anderes gewesen war. In dieser Zeit

Weitere Kostenlose Bücher