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2416 - Mythos Scherbenstadt

Titel: 2416 - Mythos Scherbenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wäre ihm ein solcher Abschied schwergefallen – nun ging er die Dinge pragmatischer an.
    Es gab Wichtigeres, als über Beziehungen nachzudenken. Wenn er es genau bedachte, war das Zeitverschwendung, und Zeit war kostbar. Nie stand genug davon zur Verfügung.
     
    *
     
    Dao-Lin-H’ay musterte ihn mit einem Blick, den er als fragend und skeptisch erkannte.
    Sie bemerkt etwas, dachte Siri, aber sie weiß selbst nicht, inwieweit ich mich verändert habe.
    „Ich bin in eine geschlechtsneutrale Phase gewechselt", erklärte der Mom’Serimer.
    Die Kartanin akzeptierte es ohne Nachfragen, aber nicht aus Ignoranz oder Arroganz, wie Siri ganz deutlich spürte. Dao verstand die ihr fremden Lebewesen, so, wie sie die Humanoiden verstand. „Hast du deine Gefährtin nicht mitgebracht?"
    „Sie lässt sich entschuldigen." Siri stieß bitter auf, dass diese Worte zum einen eine Lüge waren – und er zum anderen Zeran aus alter Gewohnheit als weiblich bezeichnet hatte.
    „Schade, sie wäre bestimmt gern dabei. Wie du sehen kannst", die Kartanin deutete auf einen Hologlobus, „sind wir bereits aufgebrochen."
    „Das heißt, die SOL fliegt im Hypertakt? Mit 1230 weichen Transitionen pro Sekunde?"
    Die Katzenartige gab ein Fauchen von sich, das in Siris Ohren belustigt klang. „Ganz genau, mein kleiner Freund. Die Hypertakt-Orter arbeiten mit der momentan möglichen Bestreichweite. Wir orientieren uns geradezu perfekt, und wenn die Terminale Kolonne in unserer Reichweite ein Funksignal absendet, werden wir es empfangen, und SENECA wird es dekodieren."
    „Du klingst sehr zuversichtlich."
    „Ich fühle mich, als könnten wir ganz Hangay im Alleingang erobern und TRAITOR hinwegfegen." Dao-Lin-H’ay beugte sich zu Siri hinab. „Aber glaub nicht, dass ich jeden Sinn für die Realität verloren hätte. Ich weiß, dass uns dies ganz bestimmt nicht gelingen wird. Wir können froh sein, wenn wir nicht entdeckt und angegriffen werden."
    „Wurden bereits Truppen der Terminalen Kolonne geortet?" Plötzlich wurde Siri klar, was gerade geschah. Er stand in der Hauptzentrale der SOL und besprach strategische Details mit einer der wichtigsten Persönlichkeiten der Schiffsführung.
    Vielleicht war Zerans Traum von der Revolution zumindest in Teilen längst wahr geworden, ohne dass der Freund dies in seinem Eifer bemerkt hatte. Andererseits befand sich außer ihm kein weiterer Mom’Serimer in der Zentrale, und er war nur deswegen dort, weil er stets an Zerans Seite gewesen war und Zeran von Lord Remo Aratoster direkt bevollmächtigt worden war.
    Insofern bildete er eine Ausnahme, und genau das sah Zeran als das eigentliche Problem an. Wenn es nach ihm ging, musste es selbstverständlich sein, dass sich Mom’Serimer an der Schiffsführung beteiligten.
    Womöglich hatten Ronald Tekener, die Kommandantin Fee Kellind oder andere Entscheidungsträger Sonderrechte für das Trio aus dem Lord, Zeran und ihm ausgerufen – damit sie drei als Alibi herhalten konnten und als Vorzeigeobjekte dafür, dass die Mom’Serimer nicht unterdrückt wurden.
    Ich denke schon wie Zeran. Siri erschrak bei diesem Gedanken. Wie leicht es doch ist, irgendwelche Intrigen zu entdecken, obwohl aller Wahrscheinlichkeit nach gar keine vorliegen.
    „Vergiss nicht, dass wir mit diesem Flug erstmals das neue Hypertakt-Triebwerk erproben", antwortete die Kartanin auf seine letzte Frage und riss ihn damit aus seinen Überlegungen. „Wir nähern uns der Hangay-Hauptebene und orten erst seit Kurzem. Noch befinden wir uns in der Anfangsphase unserer Mission."
    „Ich will dich nicht länger belästigen", sagte Siri auf seine bescheidene Art.
    „Wenn ich nur alles beobachten und gegebenenfalls helfend eingreifen kann, wäre ich bereits zufrieden."
    Erneut musterte ihn die Kartanin.
    „Ihr seid ein erstaunliches Volk."
    Dann wandte sie sich ab, durchquerte die Zentrale und widmete sich einer Aufgabe, deren Bedeutung Siri nicht einschätzen konnte.
     
    *
     
    „Ortung!", rief Oberstleutnant Viena Zakata. Er verfiel in hektische Aktivität, dass seine fettigen Haare flogen. Seine Finger wieselten über die Kontrollen seiner Station. „Zehn ... fünfzehn Traitanks. Nein." Eine kleine Pause, dann, tonlos: „Mindestens hundert. Es kommen ständig neue Orterimpulse hinzu."
    Siri stand ganz in der Nähe, sodass er hervorragend beobachten konnte. Er kannte Zakata nicht persönlich, hatte seinen Namen jedoch kurz zuvor auf dem Namensschild der Uniform gelesen.
    Zakatas Zähne

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