2416 - Mythos Scherbenstadt
Verwirklichung beigetragen zu haben.
Jedes Mal, wenn die Space-Jet teilweise im Standarduniversum verstofflichte, nahm der Hypertakt-Orter Informationen aus der Umgebung auf und analysierte sie. Mithilfe dieser Daten berechnete und korrigierte die Hyperinpotronik den weiteren Kurs, was eine vorher unerreichbare Präzision ermöglichte.
„Pause", tönte Tangens der Falke vom Pilotensitz her. Die drei wissenschaftlichen Beobachter hielten sich ebenfalls in der kleinen Zentrale auf. Tangens drehte seinen Sitz und musterte sie. „Ich glaube, wir können den Flug als Erfolg bewerten."
„Eine reichlich nüchterne Analyse", urteilte Dao-Lin-H’ay. „Etwas mehr Begeisterung wäre angebracht, findest du nicht?"
Aus eng beieinanderstehenden Augen starrte der Umweltangepasste vom Planeten Korphyria sie an. Seine Haut war braun und faltig, der Schädel völlig haarlos. Da auf seinem Herkunftsplaneten extreme Trockenheit herrschte, hatten sich die Siedler evolutionär angepasst, indem sie den Wasseranteil im Körper stark reduzierten.
Den Beinamen der Falke verdankte Tangens seiner ausgeprägten Hakennase, die an den Schnabel dieses terranischen Tieres erinnerte. „Wir sind im Hypertakt geflogen, das ist korrekt. Kein Grund, in Jubel auszubrechen, denn genau dieses Ergebnis hatten wir schließlich erwartet."
„Es gab also keine Probleme?", hakte Dao-Lin-H’ay nach.
„Wir sind exakt eine Stunde im Hypertakt geflogen, bei maximaler Geschwindigkeit. Die zurückgelegte Entfernung beträgt knapp acht Lichtjahre."
„Das ergibt ja bloß einen Überlicht-Faktor von unter 70.000!", rief Siri Solabas erschrocken, ehe die Kartanin den genauen Wert errechnet hatte. Dieses Volk überraschte sie immer wieder; die quirligen Wesen besaßen ein intuitives Verständnis für Technik und Mathematik.
Gerade Siris Werdegang bewies das.
Noch vor einem halben Jahr hatte er keinerlei Interesse an technischen Details besessen. Nun jonglierte er souverän mit komplizierten Begriffen und Formeln.
„Das ist in der Tat keine besonders hohe Geschwindigkeit", gab Dao-Lin-H’ay zu. „Aber nach einer Stunde lässt sich keine definitive Aussage treffen.
Starte einen längeren Testflug."
Oberstleutnant Tangens griff in einen Beutel, der an der Armlehne seines Pilotensitzes befestigt war, entnahm ihm eine Handvoll Sand und rieb damit sein Gesicht ab. Auf diese Weise verhinderte er eine Befeuchtung seiner Haut.
„Los geht’s", murmelte er dann.
*
Dieses Mal flogen sie mehr als vier Stunden, bis Tangens erst leise, dann immer lauter fluchte.
Dao-Lin-H’ay fragte nach, erhielt jedoch nur ausweichende Antworten.
Nach viereinhalb Stunden beendete der Oberstleutnant den Flug.
„Aus."
Er schnippte ein Sandkorn über seinem lidlosen linken Auge weg. „Das T-Khalumvatt in den Konvertern und dem Pulsator ist überhitzt. Ich habe es bis zuletzt ausgereizt. Ein paar Minuten länger, und alles wäre zusammengeschmolzen."
„Wie lange sitzen wir fest?", fragte die Kartanin mit einem ganz miesen Gefühl.
Sie erwartete eine niederschmetternde Antwort.
Ausnahmsweise wurde sie positiv überrascht. „Es wird nicht lange dauern.
Die Kristalle sind auf 1700 Grad Celsius erhitzt und werden rasch abkühlen.
Dann machen wir uns auf den Rückweg.
Dass wir es in einer Etappe schaffen, bezweifle ich allerdings."
Die beiden Mom’Serimer stellten inzwischen Messungen an.
„Es gibt noch etwas zu melden", sagte Siri wenig später.
„Keine schlechten Nachrichten bitte."
Tangens zerknitterte seine ohnehin faltige Gesichtshaut noch stärker.
„Diesen Wunsch werde ich nicht erfüllen können. Ich habe einen eindeutigen Schwund in der Gesamtmenge des TEX in den Wandlern und Filtern errechnet. Es verbraucht sich. In welchem Maß, können wir derzeit nicht vorhersagen. Weitere Probeflüge sind notwendig."
„Nennen wir es Erfolg", wiederholte Dao-Lin-H’ay die Worte, die der Oberstleutnant vor wenigen Stunden gesprochen hatte. „Einen Grund, dass wir darüber hinaus in Jubel ausbrechen, scheint es tatsächlich nicht zu geben."
6.
Vergangenheit: Barrieren
Siri und Zeran eilten wie Hunderte andere auch durch die Gänge der Scherbenstadt.
„Unsere Heimat", sagte Zeran. „Ich habe mich derart von den technischen Arbeiten gefangen nehmen lassen, dass ich mein eigentliches Ansinnen glatt vergessen habe. Alles nimmt seinen routinemäßigen Ablauf, ich begehe dieselben Fehler wie alle anderen. Doch die Revolution muss
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