2416 - Mythos Scherbenstadt
standen in auffälliger Weise vor, wie bei einem Zak, dem mythischen Dämonenwesen aus der Mythologie der Mom’Serimer. Wegen dieses merkwürdigen Zufalls hatte sich Siri den auffälligen Nachnamen leicht merken können.
Kommandantin Fee Kellind reagierte, ohne zu zögern. „Liegen sie auf unserem Kurs?"
„Wir passieren die Traitanks in wenigen Lichttagen Entfernung."
„Ausweichkurs!", befahl die Kommandantin. „Je weiter wir vorbeifliegen, umso besser. Sie sollen uns nicht orten können."
Sie hatte kaum ausgesprochen, als die Bestätigung erfolgte. „Kurs korrigiert.
Wir haben den Hypertakt-Modus nicht verlassen."
Viena Zakata gab weitere Informationen. „Ich orte nicht nur Traitanks, sondern auch ein gigantisches Objekt. Sechzehn Kilometer lang, über zwölf Kilometer breit. Nein, zwei dieser Kolosse. Sie nähern einander an, als wollten sie aneinander ankoppeln. Eine Unzahl Traitanks umschwirren die beiden Einheiten – Schiffe oder Raumstationen, das kann ich derzeit nicht genau sagen."
„Gibt es Anzeichen, dass sie uns geortet haben?" Die Stimme der Kommandantin klang völlig ruhig.
„Keine Hinweise", meldete Zakata und lehnte sich zurück.
„Funkverkehr?"
Die Antwort kam von einer anderen Station, die Siri nicht einsehen konnte.
Er konnte nur hören, dass es sich um eine Terranerin handelte. „Wir haben bereits mehrere Funksprüche aufgefangen. Kein Klartext. SENECA analysiert bereits, aber es liegt noch kein Ergebnis vor."
„Weitere dieser Giganten sind aufgetaucht, direkt im Kurs der SOL." Zakata klang sichtlich bemüht, ruhig zu bleiben. „Aber sie manövrieren langsam, also wohl keine klassischen Angriffsraumschiffe, sondern eher flugfähige Raumstationen oder Tender."
„Ich habe einen Ausweichkurs eingeschlagen."
Siri schwindelte. Bedeutete das etwa bereits das Ende ihrer Mission? Monatelang hatten sie die Technik der SOL umgerüstet, hatten neue Wege erforscht – nur um schon am ersten Tag von Einheiten der Terminalen Kolonne entdeckt und angegriffen zu werden?
Er bewunderte die Kommandantin und ihre Crew, die in diesen bangen Minuten Nervenstärke bewiesen.
Irgendwann, Siri kam es vor, als sei inzwischen eine Ewigkeit vergangen, gab Oberstleutnant Zakata Entwarnung. „Die neu aufgetauchten Raumgiganten ignorieren uns. Nichts weist darauf hin, dass sie uns entdeckt haben. Sie schlagen einen Kurs zu den anderen Einheiten ein."
„Was in aller Welt spielt sich dort ab?", fragte Fee Kellind.
„SENECA hat Bruchstücke des Kolonnen-Funks analysiert!", rief dieselbe weibliche Stimme, die Siri schon zuvor gehört hatte. „Die Schiffstypen nennen sich Kolonnen-Forts, und sie gehen in Bereitschaft, sich zu ... zu stapeln."
„Wir fliegen weiter", befahl die Kommandantin. „Es erscheint mir zu heikel, in der Nähe zu bleiben. Gibt es Kampfhandlungen in der Nähe?"
Viena Zakata verneinte.
In der Zentrale kehrte wieder Ruhe ein.
Siri beobachtete den normalen Ablauf der Dinge, verfolgte, wie jeder seiner Aufgabe nachging. Alles lief reibungslos ab; Pannen schien es im Arbeitsalltag nicht zu geben.
Sein Zeitgefühl sagte ihm, dass die viereinhalb Stunden bald vorüber waren, nach denen die SOL eine Zwangspause einlegen musste, damit die Hyperkristalle abkühlen konnten.
In der Tat dauerte es nicht lange, bis die Kommandantin anordnete, nach einem geeigneten Austrittspunkt zu suchen. Zakata fand mithilfe des Hypertakt-Orters rasch eine Sonne, in deren Ortungsschatten ein gefahrloser Aufenthalt möglich war.
Siri hielt sich inzwischen in der Nähe des Platzes der Kommandantin auf. Als die SOL aus dem Hypertakt fiel, kamen Dao-Lin-H’ay und Ronald Tekener aus gegenüberliegenden Enden der Zentrale zu Fee Kellind.
„Was macht er hier?", fragte Tekener und wies auf Siri, der am liebsten in der NACHT versunken wäre.
Dao-Lin-H’ay rettete ihn aus der peinlichen Situation. „Es geht in Ordnung. Er ist als Vertreter der Mom’Serimer in der Zentrale und hat meine Erlaubnis."
„Sowie meine", ergänzte Fee Kellind.
„Politik." Tekener klang alles andere als erfreut.
Siri trat näher. „Wenn ich die Zentrale verlassen soll ..." Den Rest des Satzes ließ er unausgesprochen.
Dao-Lin-H’ay deutete ihm, sich neben sie zu stellen. „Solange wir keine Interna besprechen, die ausschließlich die Schiffsführung betreffen, bist du willkommen."
Als Alibi-Mom’Serimer, dachte Siri und erinnerte sich, wie verächtlich Tekener das Wort Politik ausgesprochen hatte.
Dann schien
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