2416 - Mythos Scherbenstadt
es so sieht, sich aber niemand traut, es auszusprechen.
Und er gab mir Recht!
Zugegeben, er nahm eine Einschränkung vor, als er mich als radikal bezeichnete und mich als einen beschrieb, der seine Ansichten mit größerem Selbstbewusstsein als alle anderen vertrete. Doch sei es, wie es sei!
Die Besatzung will uns nichts Böses, aber der Wille allein wird uns davor nicht retten. Selbst wenn sie das Beste für uns wollen, muss dies nicht das Gute sein, das sie sich wünschen. Am Horizont sehe ich Dunkelheit, die Dunkelheit einer entscheidenden Frage, wenn das Schiff in Gefahr geraten sollte: Am Horizont sehe ich Fee Kellind, sehe ich Ronald Tekener, die uns des Schiffes verweisen.
Zu unserem Schutz – womöglich! Aber vielleicht auch ... aus Angst? Aus Angst vor einer Bevölkerung, die die ihre um das Hundertfache übersteigt?
Unsere Scherbenstadt ist unser Zuhause, das eigentliche Zentrum der Welt.
Denkt daran, was ich vorhin sagte: Siri sei in der Hauptzentrale, dem Herzen der SOL!
Ich war ein Narr!
Das Herz unserer Welt schlägt hier, genau hier! In der Scherbenstadt!
Hier ist das Licht, das die Dunkelheit am Horizont vertreiben kann. Wenn wir es nur wollen. Wenn wir alle es wollen!
7.
Vergangenheit: Sonnenlicht
„Hör zu, Tek."
„Es klingt gut, wenn du mich so nennst."
„Sag das nicht."
„Ich versichere dir, Dao-Lin-H’ay, dass ich nicht mehr darauf warte, dass wir wieder zusammenkommen. Inzwischen habe sogar ich es akzeptiert. Aber warum solltest du mich nicht so nennen, wie alle meine Freunde es tun?"
Die Kartanin stocherte missmutig in ihrem Essen. Es hatte sie einige Überwindung gekostet, sich mit Tekener zum Essen zu treffen, zumal er es in seiner Privatkabine selbst zubereitet hatte.
In dieser Umgebung verband sie mit jedem Zentimeter irgendeine Erinnerung. Tek bewohnte nach wie vor die Kabine, in der sie zusammengelebt hatten. Sie hatte bei ihrem Auszug die meisten persönlichen Gegenstände mitgenommen; es erleichterte sie zu sehen, dass er den Rest entfernt hatte.
„Lass uns über die SOL sprechen", bat sie. „Über unsere Mission, über Hangay.
Nun, da wir endlich die Hauptebene erreicht haben, werden wir bald einige grundlegende Entscheidungen fällen müssen. Sowohl deine als auch meine Stimme werden dabei wichtig sein, und unsere Meinungen gehen nun einmal weit auseinander."
Tekener nahm einen Bissen und ließ dann den Zeigefinger über dem Rand seines Glases kreisen. „Dank des Hypertakt-Triebwerks ist es uns möglich, die mysteriösen Kursabweichungen zu korrigieren. Wir werden also gezielt Kontakt zu einzelnen Völkern aufnehmen können. Genau das schwebt dir doch vor?"
„Mysteriöse Kursabweichungen", wiederholte die Kartanin. „Das klingt, als würdest du von magischen Vorgängen sprechen."
„Auf den ersten Blick wirkt es durchaus so. Wir können nicht geradeaus fliegen – was für eine verrückts Sache. Ich weiß nicht, wie viele Millionen Lichtjahre ich im Laufe meines Lebens in Raumschiffen zurückgelegt habe, aber so etwas ist mir nie zuvor untergekommen.
Wir können nicht geradeaus fliegen", wiederholte er, als könne er es nicht glauben.
„Zweifellos handelt es sich dabei um einen Effekt der entstehenden Negasphäre. Die physikalischen Grundlagen werden verändert, oder es gibt keine Physik mehr. Je weiter sich die Negasphäre entwickelt, desto stärker werden die unberechenbaren Effekte ausfallen, das steht für mich fest." Dao-Lin-H’ay tat Tek den Gefallen und aß weiter. Sie musste zugeben, dass es hervorragend schmeckte. Er kannte ihren Geschmack auf allen Ebenen, so wie sie den seinen.
Das war das Verteufelte an ihrer Situation.
„Du spielst auf die Hyperstürme an, die überall toben?"
„Hangay ist nicht mehr korrekt in das Standarduniversum eingebunden. Die Barriere bewirkt nicht nur, dass in Kürze keine Raumschiffe mehr ein- oder ausfliegen können – die Wirkungen reichen viel tiefer. Die Naturgesetze unterliegen in einer Negasphäre keiner Kontrolle mehr, so viel wissen wir. Als ob sie sich dem Zugriff des Moralischen Kodes entzöge, aber auf eine ganz andere Art als ein PULS. Die Folgen davon sind unabsehbar."
„Blo Rakane und Tangens der Falke sagen dasselbe. Auch sie prognostizieren, dass die Phänomene zunehmen werden, und zwar mit steigender Rasanz."
Dao-Lin-H’ay legte das Besteck ab. „Unser Vorteil ist das Hypertakt-Triebwerk. Wir können 1230-mal pro Sekunde den Kurs korrigieren. Verdammt, aus dem
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