2417 - Sklave der Maschinen
Roboter hatten ihn gescannt und studiert und wussten, was er, ihrer Ansicht nach, zum Leben benötigte. Von nun an war er eine Gleichung für sie, eine Summe aus Daten und Beobachtungen. Ein Leben im Niemandsland, verraten von seinem Vater Arystes.
Doch sein Glaube war stark. Arystes und die anderen Pflanzenväter mussten sich etwas dabei gedacht haben, als sie ihn von sich abtrennten und abgaben.
Vielleicht verstand er es irgendwann einmal.
Und bis dahin musste er gehorchen und dienen – denen, die eigentlich seine Diener sein wollten.
*
Die Roboter brachten Alomendris zu ihrem Zentralplaneten 1-A-Imeon in der Galaxis Algrum’ro.
Boresh Thanorn besuchte den Schößling regelmäßig und umsorgte ihn in seiner typischen kalten Roboterart, indem er vor allem Daten über Daten abfragte und die ständig an ihm vorgenommenen Messungen kontrollierte.
Wenn er sich Zeit nahm, berichtete er über die Zivilisation der Roboter. Er sagte ihm, wo ihr Ziel lag, und wie weit die Erish Vikhtold ihre Botschaft von Frieden und Glück bereits verkündet hatten.
Es hörte sich gut an, und allmählich erwachte ein widerwilliges Interesse an seinem neuen Leben in Alomendris. Die Aussicht darauf, künftig nicht nur passiv auf einem Planeten verwurzelt zu sein, ohne Kontakt zu anderer Intelligenz, sondern Anteil am Geschehen im Universum nehmen zu dürfen, klang bald sogar verlockend.
Er begann, Fragen an die Roboter zu stellen. Er musste diese nur denken. Die Instrumente der Erish Vikhtold maßen seine Gedanken mit Hilfe der durch sie ausgelösten chemischen Veränderungen in seinem Körper, dem Kräuseln der Blätter und den Ausdünstungen seiner noch jungen Rinde. Boresh Thanorn antwortete ihm geduldig. Doch nicht auf alles gab er ihm Auskunft.
Die Schiffe landeten auf der Maschinenwelt, einem mittelgroßen, klaren Planeten mit anscheinend künstlich stabilisierter Atmosphäre. Früher einmal musste es hier üppiges Leben gegeben haben – jetzt war davon nichts mehr vorhanden. 1-A-Imeon war leer, selbst im kristallklaren Wasser der Ozeane gab es keinen Lebenskeim mehr. Wo einmal eine reichhaltige Pflanzenwelt die Sauerstoffhülle des Planeten produziert hatte, gab es eine von Techno-Städten und unendlich großen industriellen und kybernetischen Anlagen überzogene, tote, sterile Kruste.
Es war kalt und öd und schlimmer, als Alomendris es sich hatte vorstellen können. Doch er fügte sich in sein Los, weil er mit den Robotern zusammenarbeiten wollte. Viel erwarteten sie nicht von ihm.
Er sollte wachsen und gedeihen und ihnen ein Bezugspunkt sein, für den sie leben und weiter expandieren konnten.
Der Schößling wurde in eine fünfzehn Kilometer große, kreisrunde Schüssel gebracht, die mit Nährboden gefüllt war.
Alomendris hatte den Verdacht, dass es Erde von Orllyndie sei, sicher wusste er es nicht. Im unteren Teil der Schüssel befanden sich komplexe technische Anlagen.
Seine Wurzeln verankerten sich und schlossen Kontakt. Er begann langsam wieder zu atmen und seine Fasern tastend auszustrecken, roch die sterile Luft und lauschte der Stille und dem allgegenwärtigen Summen der Maschinen.
So verbrachte er die ersten Jahrhunderte, schließlich Jahrtausende.
Alomendris wuchs allmählich zu einem Hag heran. Die Erish Vikhtold hegten und pflegten ihn wie einen kostbaren Schatz.
Ihm fehlte es körperlich an nichts, die Maschinen maßen unaufhörlich sein Befinden und versorgten ihn mit Nährstoffen, Wasser und Licht. Jeder Mangel wurde sofort erkannt und behoben. Mitten in ihrer sterilen und kalten Welt wuchs er zu einem kleinen Wald heran, der bald die Grenzen seines zur Verfügung stehenden Raumes erreicht haben würde.
Alomendris war entschlossen, einen Sinn in die scheinbare Sinnlosigkeit zu bringen. Boresh Thanorn kam weiterhin regelmäßig zu ihm und versorgte ihn mit Neuigkeiten. Seine Berichte von den neuesten Vorstößen der Roboterzivilisation waren fesselnd. Alomendris begann sich zu fragen, ob die Maschinen überhaupt ein Ende der Expansion kannten oder das ganze Universum bis zum letzten Planeten missionieren wollten.
Dabei wurde erkennbar, bei aller sonstigen Offenheit des 1-A1-1, dass ihm die Roboter nicht alles verrieten. Sie redeten von den großen Idealen und bedeutsamen Gedanken der Weißen Herren, doch was genau sie dem Universum und den anderen Völkern in der Praxis bringen wollten, davon sprachen sie nicht.
Die Erish Vikhtold baten ihn vom ersten Moment an um seinen Rat, wenn es
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