2417 - Sklave der Maschinen
ich mich dabei, wie ich den Moment herbeisehnte, indem wir es endlich erführen und wie ich ihn zugleich fürchtete. Es konnte sowohl ein Augenblick der Erkenntnis sein, der uns das Begreifen von kosmisch bedeutsamen Zusammenhängen eröffnete, als auch einer, der all unser Forschen zerschmetterte. Soweit wir wussten, hatte sich die Lösung erst ein einziges Mal einem einzigen Lebewesen eröffnet – in exakt jenem Moment, da sich das Kosmonukleotid TRIICLE-9 wieder an seinem angestammten Platz in der Doppelhelix des Moralischen Kodes verankerte, war die Information verfügbar gewesen. Und Perry Rhodan, derjenige, der sie hätte begreifen dürfen, hatte sich ihr verschlossen.
Niemand wusste, ob er damit richtig oder falsch gehandelt hatte. Er selbst behauptete, die Wahrheit sei nicht für uns gedacht, ihr Wissen triebe uns in den Wahnsinn. Die Kosmokraten, die ihn an diesen Ort gebracht hatten, Taurec und Vishna, hingegen zürnten ihm. Er hatte in ihren Augen versagt. Ich neigte – und neige – stets dazu, meinem alten Barbaren die Stange zu halten, wenn es gegen die Hohen Mächte geht, aber in den letzten Tagen und Wochen ertappte ich mich dabei, wie ich ein ums andere Mal zu zweifeln begann.
Was, wenn Taurec und Vishna damals recht gehabt hatten? Wenn sich Perry geirrt hatte und wir eine wichtige Information nicht besaßen, die uns in der Gegenwart helfen würde?
Du bist und bleibst ein Narr!, rief mich der Logiksektor zur Ordnung. Du heulst über verschüttete Milch, die aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso sauer war!
Konzentrier dich gefälligst auf die Gegenwart!
Recht hatte er. Wir befanden uns in Hangay, im Kern einer entstehenden Negasphäre, und wir wussten, dass diese Negasphäre unsere eigene Galaxis, unser Leben und unseren freien Willen beeinflussen und schließlich zerstören würde.
Und das war der eigentliche Grund dafür, dass wir kämpften, Chaos hin, Ordnung her.
Kosichi trat soeben hinter der kleinen roten Sonne Kos hervor, seine beiden Nachbarn trieben weit entfernt auf der gegenüberliegenden Seite durchs All.
Derzeit strömten die Flüchtlinge Quamotos an diesen Ort, um Sicherheit vor den Truppen der Terminalen Kolonne zu suchen. Denn der kleine Planet Kosichi – oder Kos II – zählte wie Quamoto zu den Segmentplaneten der „Neuen Kansahariyya Hangay". Er war eines von mehreren Zentren des Widerstands gegen TRAITOR in Hangay. Was ihn für uns bedeutsam machte, war, dass es hier ebenfalls einen Kontaktwald gab.
Einen Kontaktwald oder den Kontaktwald, das war mir nicht recht klar. Es handelte sich zweifellos um andere Bäume als jene auf Quamoto, doch schien es mir, als stünden alle Kontaktwälder untereinander derart in Kontakt, dass man ebensogut von einem, wenn auch dezentralisierten Gesamt-Wald sprechen konnte.
Der Wald von Quamoto war fort, als der Planet zum Ziel TRAITORS geworden war – er hatte Quamoto aufgegeben und sich wie ein Raumschiff ins All erhoben, verschwand mit unbekanntem Ziel in den Hyperraum. Uns blieb nichts anderes übrig, als eine neue Welt der „NK Hangay" aufzusuchen.
„Denkst du gerade an all die Probleme, die uns erwarten?", fragte mich eine leise, raue Stimme. Ich drehte mich um.
„Um ehrlich zu sein – fast", gab ich Dao-Lin-H’ay zur Antwort. „Ich dachte eigentlich gerade an Afa-Hem-F’ur. Erinnerst du dich an sie?"
Die Kartanin starrte mich rätselhaft an. „Sie ist fort", sagte sie dann. „Erzähl mir von ihr, wie sie war an ihrem letzten Tag."
„Sie hatte ein schweres Erbe angetreten. Deines, das du unter dem Namen Ar-Dus-Taar schufst."
Sie drehte sich weg von mir, sodass ich ihr Profil sehen konnte, ohne ihren Blick analysieren zu können. „Es musste sein, und ich war mir sicher, dass sie der Aufgabe gewachsen war. Ich durfte nicht bleiben, verstehst du?"
Ich war mir nicht sicher, ob ich sie verstand, aber ich begriff zumindest ihre Intention. Nachdem ich ein paar Atemzüge lang die Stille gekostet hatte, sprach ich wieder, erzählte ihr von Afa-Hem. Die Kartanin hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie das Amt der Chefin des Regionalen Sternenrats von Quamoto nur kommissarisch ausübte, bis die eigentliche Anführerin, Ar-Dus-Taar, zurückkehrte.
„Sie hat nie daran geglaubt, du könntest tot sein. Du warst für sie alles, ihre Freundin, ihr Idol. Sie hat dich geliebt, wusstest du das?"
„Es gibt so viele Formen der Liebe", sagte Dao-Lin-H’ay, „und so viele entwickeln sich tragisch. Ich trauere um meine
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