2417 - Sklave der Maschinen
verteilt. Einige Sporen fielen auf geeignete Planeten, wo sie keimten und zum Ursprung einer ebenfalls neuen Lebensform wurden: der Pflanzenväter.
Die verbleibende Sporenmasse hüllte das Auroch-Maxo-System als fünfdimensional strahlende, fünfzig Lichtminuten große Wolke von Linsenform ein. Da diese Wolke als Anker für ESTARTU nicht ausreichte, driftete die neugeborene Superintelligenz rund 100.000 Jahre lang durch Segafrendo und drohte in den Hyperraum gerissen zu werden, bis sie schließlich in den mittlerweile Tausenden Pflanzenvätern die geeigneten Haltepunkte fand. In weiteren 100.000 Jahren entwickelten die intelligenten Pflanzendickichte eine Gemeinsamkeit: In ihnen entstanden Schmetterlinge mit Spiralmustern auf den Flügeln, die ESTARTU Kym-Jorier nannte, weil sie zuerst auf dem Planeten Kym beobachtet wurden.
Diese Schmetterlinge verankerten die Superintelligenz zusätzlich.
Im Verlauf der folgenden rund 220.000 Jahre band die erstarkende Intelligenz die Völker Segafrendos zu einer zunächst noch lockeren Gemeinschaft zusammen, der Galaktischen Krone.
Die Pflanzenväter zogen sich zurück, entwickelten sich zu philosophisch orientierten, planetengebundenen Wesen, die den Zenit ihrer Entwicklung bereits mit der Geburt erreichten und als Anker für ESTARTU dienten. Außerdem lenkten sie die Zivilisationen der Galaktischen Krone als regulierende Instanzen über einen langen Zeitraum hinweg. Alomendris kannte viele Väter, den alten Kiyono auf dem Planeten Kym, der raue Ralljar auf dem legendären Brahabans, der abwägende Xix auf Jonello Voo IV, und natürlich sein Pflanzenvater, Arystes auf Orllyndie.
Die Erish Vikhtold wussten nichts von alldem. Als Roboter dachten sie in abstrakten Bahnen, die Alomendris kaum verstehen konnte. Sie waren Leben, das seine Welt nur noch in Daten und Zahlen begriff. In dem nichts mehr floss als ihre Information, nackt und so unvorstellbar kalt.
Das Wissen, dass er bald dort leben solle, mitten in ihrer technischen, seelenlosen Wüste, drohte den Fluss seiner Saftströme zu lähmen. Er fühlte selbst die Kälte, so als ob seine Zellen bereits mit dem Absterben begonnen.
Noch stand er mitten im Wald, tief mit dem Allen verwurzelt, seinem Vater Arystes, wo er erwacht war und mit dem Begreifen seiner selbst auch den Schmerz kennen gelernt hatte, die Furcht vor der Trennung und der Kälte, in die er gehen würde.
Die Erish Vikhtold kamen, um ihn zu holen. Er wusste sogar, warum das so war.
Der Vater wusste es, und so auch er.
Die Roboter hatten jene verloren, denen sie ihre Existenz verdankten. Sie nannten sie ihre „Weißen Herren". Sie waren ihre Seele gewesen, ihr Herz und ihre Moral. Es war ihr einziger Existenzzweck gewesen, ihnen zu dienen.
Nun waren die Weißen Herren verschwunden, hatten ihre Körper aufgegeben, um als geistige Wesenheit weiterzuleben. Sie waren fort, und damit Sinn und Zweck der Roboterzivilisation, die sich in ihrem Auftrag über die eigene Galaxis und viele andere ausgebreitet hatte, immer auf der Suche nach neuem Wissen für ihre Erschaffer, und um deren Botschaft zu allen anderen Völkern zu tragen.
Es gab keine Weißen Herren mehr. Die Roboterzivilisation der Erish Vikhtold hatte vor der Wahl gestanden, sich entweder selbst aufzulösen oder nach einem Ersatz zu suchen; nach neuen Herren, die sie beschützen und denen sie dienen konnten. Es war das Ergebnis einer rein logischen Kette von Überlegungen mit dem Resultat, dass es ohne jeglichen Sinn gewesen wäre, das einmal entstandene Potenzial ihrer Zivilisation ohne weiteren Nutzen aufzugeben.
Ein Ersatz ... und den hatten die Roboter nun gefunden.
Er sollte dieser Ersatz sein.
Ein Wald erschien ihnen perfekt für die Aufgabe. Einen Wald würden sie nicht so schnell wieder verlieren, denn er erneuerte sich ständig von selbst. Er war „ewig" wie die Maschinen, er hatte keine Ambitionen und keine Ungeduld.
Die Roboter hatten auf ihren Vorstößen nach Segafrendo die Pflanzenväter entdeckt und studiert, soweit sie das mit ihren Instrumenten konnten. Sie hatten ihre Wahl getroffen und mit ihnen Kontakt aufgenommen.
Sie hatten die Pflanzenväter überzeugen können, sich mit ihnen zusammenzutun und als neue „Herren" zu fungieren – eine schlimme Vorstellung, denn ein Wald konnte niemandes „Herr" sein.
Aber die Pflanzenväter hatten entschieden, auch wenn Alomendris es nicht verstand. Vielleicht würde er es irgendwann einmal können. Sie wollten den Erish Vikhtold
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