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242 - Im Fadenkreuz

242 - Im Fadenkreuz

Titel: 242 - Im Fadenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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brachte das Gewehr in Position. Neben sich hörte er den schweren Atem Aruulas. Dann war es so weit. Zentimeter um Zentimeter öffnete sich das Tor.
    Fast gleichzeitig verstummte Sables Fauchen. Er hob seinen Kopf und spitzte die Ohren. Irritiert blickte der Einsiedler von seinem Sebezaan zu der Öffnung im Schott. Bevor er auch nur den Schatten einer Gestalt ausmachen konnte, hörte er eine schwache Stimme. »Sable!«, rief sie. »Mi tigre dulce.«
    Ein Rauschen erfüllte Chachos Ohren. Seine Knie schienen plötzlich aus Brei und seine Arme zitterten wie Espenlaub. Sein Herz galoppierte in seiner Brust. Narrten ihn seine Ohren oder hatte er eben wirklich die Stimme seiner Frau gehört? Vielleicht befand er sich ja nur in einem grausamen Traum?
    Er biss sich solange auf die Lippe, bis er vom Gegenteil überzeugt war. Dabei sah er fassungslos zu, wie sein Sebezaan schwanzwedelnd zur Türöffnung trottete. Sah die schmale Hand, die Sables Nackenpelz kraulte. Sah, wie das Tor ganz aufschwang und eine kleine Frauengestalt die Schleuse betrat.
    Sie sah aus wie ein Geist. Ihre Haut war bleich. Ihr verfilztes Haar stand in Zotteln von ihrem Kopf ab. Sie war barfuß und trug nicht mehr als Aruula am Leib: einen Lendenschurz und ein Band aus Leder und Fasern um ihre Brüste. Sie hatte wenig gemeinsam mit der bronzefarbenen Schönheit, als die Chacho seine Frau in Erinnerung hatte. Nur ihre Augen waren dieselben. Sie leuchteten wie Smaragde, als sich ihre Blicke trafen.
    »Lityi«, keuchte der Einsiedler mit tränenerstickter Stimme. »Lityi!« Er ließ das Gewehr fallen. So schnell wie es seine wackeligen Knie zuließen, eilte er ihr entgegen.
    Weinend und lachend zugleich fielen sie einander in die Arme. Sie herzten und küssten sich, sanken schließlich eng umschlungen auf die Knie. Chacho begann zu schluchzen, als er Lityi seinen Namen sagen hörte. Wieder und wieder liebkoste er ihr Gesicht, küsste ihre Lippen, Wangen und Hände. Ertastete jeden einzelnen Finger von ihr und schloss sie dann wieder fest in seine Arme, als befürchtete er, sie könnte plötzlich wieder verschwinden und das Unfassbare würde sich doch noch als Traum heraus stellen.
    Seine Brust war so voller Glück und Dankbarkeit, dass ihm das Atmen schwer fiel. »Wo bist du nur gewesen? Wie nur konntest du all die Jahre überleben?«, wollte er wissen. Unter Tränenschleiern sah er, wie Lityi einen ängstlichen Blick auf das Schott warf.
    »Rantt’ek«, flüsterte sie heiser und deutete in den grünlich schimmernden Gang. Dann vergrub sie ihr Gesicht zwischen Haaren und Hals des Einsiedlers. Erst langsam, dann immer schneller sprudelten die Worte aus ihrem Mund.
    Sie berichtete von einer fremden Welt, die hinter dem Schott lag. Von wilden Tieren und einer Wolfshündin. Von Wächtern, Tentakelarmen und einer Ruhekammer. Zwischendurch brach sie mitten im Satz ab und weinte. Ihre Erzählung war zum Teil wirr, zum Teil nur bruchstückhaft. Dabei wechselte sie ständig von der Pachachaos-Sprache ins Englische und vom Englischen wieder in den Dialekt der Pachachaos.
    Chacho verstand nur so viel, dass sie in der Welt hinter dem Schott von einem gewissen Rantt’ek gleichermaßen gefangen gehalten wie mit Nahrung versorgt worden war. Als Lityi wieder anfing zu weinen, strich er ihr sanft über das Haar. »Alles ist gut, Lityi. Ich bin jetzt bei dir und passe auf dich auf«, beruhigte er sie.
    Lange Zeit saßen sie eng umschlungen da und schwiegen. Plötzlich hob Lityi den Kopf. »Ich konnte vor dem General fliehen«, sagte sie im Pachachao-Dialekt. »Er ist im Inneren dieser fremden Welt.«
    Sie deutete zum Schott. »Bei einem künstlichen Wesen in einer Tunnelwand, das sie regiert. Dein Freund ist bei ihm, Maddrax. Crow bedroht ihn.«
    Chacho fuhr herum. Sein Blick traf sich mit dem Aruulas. »Hast du gehört?«, flüsterte er. »Maddrax lebt. Sie leben beide noch…«
    ***
    Waashton
    »… Black hier!« Mr. Black drehte die Lautstärke des Funkgerätes hoch. »Die Präsidentin und General Garrett hören mit! Reden Sie deutlicher, Mr. Hacker! Sie sind schwer zu verstehen!«
    »… die Rev’rends und ihre Gotteskrieger haben die Anlage fast erreicht, Sir! Sie sind noch etwa fünf Kilometer davon entfernt! Sobald sie die Felsen verlassen, wird man sie von dort aus sehen können! Und in spätestens einer halben Stunde sind sie am Tor!«
    Black, Cross und Garrett beugten sich über den Konferenztisch und lauschten konzentriert. »Wir fahren mit dem Nixon einen

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