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2424 - Die Thermodyn-Zentrale

Titel: 2424 - Die Thermodyn-Zentrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dass Zellenergie auf das Gerät übersprang, als reagiere es schon auf seine Steuerung, und dann hob er beide Arme auf einmal. Er hielt den Atem an, als er die Kontaktspindeln gleichzeitig in die Ohren einführte. Der Schmerz, als die Verstärkung seine Nerven reizte, erschien ihm zwar ungemein grell, aber die Exaktheit sorgte für Interferenzen in seinem Wahrnehmungssektor, die den Vorgang erträglich werden ließen.
    Erleichtert stieß Dathuel die Luft aus.
    Seine Wahrnehmung umfasste, sofern er die Ohrmuscheln nicht anders ausrichtete, einen vollkommenen Kreis.
    Er selbst kannte sich als Mittelpunkt dieser Wahrnehmungen, hatte aber oft die Tatsache verwünscht, dass er nur über zwei Arme verfügte. Auf gewisse Weise war sein Volk von der Natur vernachlässigt worden. Was hätte sich schon mit nur einem Armpaar mehr an Arbeitseffizienz gewinnen lassen.
    Sprunghaft blähte sich die Wahrnehmung vor ihm auf. Abanathan Seg Dathuel registrierte plötzlich Feinheiten in dem Schallbild, die er auf andere Weise nie hätte sehen können. Diese unglaubliche Präzision der plastischen Wahrnehmung barg jedoch ein großes Suchtpotenzial. Jedes Detail erweckte die Hoffnung, den Blick bis über den Ultraschallbereich ausweiten zu können.
    Dathuel hatte von Thermodyn-Ingenieuren gehört, die den Verstärker über Monate hinweg getragen hatten. Ihr Wahrnehmungsvermögen ohne dieses Hilfsmittel war dabei irreparabel geschädigt worden. Ganze Nervenstränge, hieß es, sollten abgestorben sein. Ob das wirklich stimmte oder ob es nur Panikmache war, wusste Dathuel nicht.
    Auf jeden Fall war er vorsichtig und nutzte den Sichtverstärker nur in Situationen, in denen es ihm unvermeidlich erschien.
    Er arbeitete schnell und präzise. Das beinahe überzeichnete Schallbild zeigte ihm Haarrisse in der Aggregatverkleidung. Er sah nicht, ob es sich um die Folgen eines Alterungsprozesses handelte oder um übermäßige mechanische Gewalteinwirkung. Die Risse setzten sich fort, damit waren sie gefährlich.
    Die Innenseite des Gehäuses führte Spannung, wenngleich nur auf einer Seite des Risses und keineswegs konstant, sondern sporadisch. Dathuel sah den Vorgang nun deutlich vor sich.
    Zwei Steckverbindungen des hyperhysikalischen Ladungsausgleichs waren beeinträchtigt.
    Der Schaden, erkannte Dathuel, drohte sich auszuwachsen. Sobald die Erfassungsmatrix überlastet wurde, konnte das den Programmablauf beeinträchtigen. Bis zur Notabschaltung eines Komplettsektors der Thermodyn-Zentrale war es dann nicht mehr weit.
    Um sich zu vergewissern, öffnete er sein Intra-Auge. Das Organ war nur wenig größer als ein Daumenglied, seine Oberfläche wirkte verschlungen wie das Gehirn, in dessen Mitte es eingebettet war, und nicht wenige Mediziner vertraten die Meinung, aus diesem Auge heraus habe sich das übrige Gehirn erst entwickelt. Sicher wussten sie das nicht. Weil unbekannt war, ob die Melech über ein entsprechendes Organ-Auge verfügt hatten.
    Und überhaupt hielt Dathuel wenig davon, dass Mediziner gleich welchen Volkes an einem Ahomelech experimentierten oder operierten. Reparaturarbeiten sollten auf Roboter und andere Maschinen beschränkt bleiben, in solchen Fällen waren sie sinnvoll.
    Aber ein Wesen aus Fleisch und Blut manipulieren zu wollen, das hieß doch nichts anderes, als die herausragende Stellung von Leben in der Schöpfung zu negieren. Ein solches Vorgehen stellte Leben und Maschinen auf eine Stufe.
    Sich peripherer Hilfsmittel wie des Nachtsichtgeräts zu bedienen, hielt Dathuel hingegen für legitim. Solche Hilfen bestätigten den Status, dass alles Leben den Maschinen überlegen sein musste. Nur Eingriffe in den lebenden Körper verachtete er. Sie machten ihm Angst und ließen ihn fragen, wie lange die Ahomelech bleiben würden, was sie immer gewesen waren. Ein solcher Weg musste zwangsläufig zu Abhängigkeiten führen und eines Tages zu unerwünschten körperlichen Veränderungen.
    Andere Völker waren ein warnendes Beispiel. Sie beherrschten ihre Technik nicht, sondern wurden von ihr beherrscht.
    Das Intra-Auge erweckte in Dathuel den Eindruck, dass er auf eine andere Wahrnehmungsebene emporgehoben wurde. Das dreidimensionale Erkennen des Aggregats verlor an Bedeutung, für ihn war es sehr viel interessanter, plötzlich hindurchsehen zu können. Fünfdimensionale Zustände als Maßstab machten sogar dicke Wände für den Schall der Ohrmuscheln nichtexistent.
    Der Raum in einem Maschinenpark von SIAH verlor seine

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