2426 - Aufbruch der Friedensfahrer
Rosado-System eindrang, erlebte binnen Sekunden dasselbe Phänomen.
Aber ... erinnerte er sich wirklich an die Prüfung durch die Heiße Legion? Oder glaubte er nur, sich daran zu erinnern, weil sie bei jedem Einflug erfolgte und er sie schon öfter erfahren hatte?
Schluss damit!, mahnte er sich.
Wenn er jetzt alles in Frage stellte, würde er sich nur selbst um den Verstand bringen.
Er drehte sich zu Cosmuel um, nahm ihre Hände in die seinen, wie sie es vor wenigen Minuten mit ihm getan hatte.
„Es tut mit leid", sagte er schon wesentlich ruhiger. „Ich bin ... etwas durcheinander. Bist du sicher, dass wir nach der Gründermutter gesucht haben?"
„So sicher ich mir nur sein kann", sagte sie. „Wir haben auf dem Wohnmond Fumato Zwischenstation gemacht, in der Friedensfahrer-Stadt Ellegato ..."
Kantiran nickte zögernd. „Ja. Kontakte pflegen, Beratungen mit anderen Mitgliedern der Organisation ..."
Er konnte sich an jede Einzelheit erinnern. Kurz vor dem Abflug nach Altasinth hatten sie im Hangay-Halo einen Irrläufermond entdeckt, der nach dem Verlust von CAMP SONDYSELENE dem Ausbau eines neuen Stützpunkts dienen sollte. Die Strecke hatten sie über die Abkürzungen per Bahnhof-Direktverbindung zurückgelegt; der Flug hatte 56 Tage beansprucht, und ebenso lange würde der Rückflug dauern. Die anderen Friedensfahrer – Cür ye Gatta, Auludbirst, ’nan-Si, Ejdur Melia, Verturlidux-44, das Modul, der Revisor Polm Ombar – waren nicht nach Altasinth gekommen, sondern weiterhin im Raum Hangay und bauten inzwischen den neuen Stützpunkt aus.
Soweit war alles klar ...
„Die Stimmung ist nicht besonders gut gewesen", sagte Cosmuel.
„Ja." Er rieb sich das Kinn. „Wir alle hatten deutlich den Fehlschlag vor Augen, in dessen Folge der designierte Chaotender-Pilot Kirmizz entkommen konnte ..."
Seitdem schwebte der Geheimbund der Friedensfahrer als solcher in großer, konkreter Gefahr: Sowohl die Mächte der Ordnung als auch die des Chaos konnten, wenn sie es sich ernsthaft vornahmen, Rosella Rosado und die Mondkette der Friedensfahrer trotz der Heißen Legion jederzeit vernichten. Und der Angriff auf Kirmizz könnte eine solche Motivation liefern.
Das war die Wurzel der Angst, die Kantiran seitdem gepackt hielt. Einer Furcht, die er anfangs weder sich selbst noch irgendeinem anderen eingestanden hatte, nicht einmal Cosmuel.
„Du hast alles getan, um uns zu beruhigen ..."
Auch daran erinnerte Kantiran sich ganz genau. Angesichts der gigantischen Ausmaße, die der Feldzug um Hangay und die dort entstehende Negasphäre annahm, hatte er sich ganz gute Chancen ausgerechnet, noch einmal davonzukommen. Die Aktion gegen Kirmizz war nicht als gezielter Schlag gegen die Chaosmächte oder TRAITOR erkennbar, sondern letztlich nur als Anschlag auf eine Einzelperson. Es blieb zu hoffen, dass die Friedensfahrer auf dieser Ebene vorerst ignoriert wurden.
„Dann hast du dich an die Arbeit gemacht", fuhr Cosmuel fort. „Du hast unter anderem die für den neuen Stützpunkt im Hangay-Halo benötigten OREON-Transporter samt umfangreicher Ausrüstung und Ausstattung organisiert und dafür gesorgt, dass in den nächsten Monaten eine ganze Reihe von ihnen – mit Androiden bemannt – vorsorglich im Bereich der Lokalen Galaxiengruppe zusammengezogen werden."
„Ja ..." Immerhin konnten die Transporter wie die OREON-Kapseln einen Überlicht-Faktor von 150 Millionen erreichen.
„Und am einundzwanzigsten Oktober haben wir mit der Suche nach der Gründermutter begonnen ..."
Am liebsten hätte Kantiran sich die Haare gerauft. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wovon Cosmuel sprach. So sehr er sich den Kopf zerbrach, er konnte sich nicht daran erinnern, was genau nach dem 21. Oktober geschehen war, dem Tag, an dem Cosmuel ihren Eid abgelegt hatte. Er erinnerte sich an Gespräche ... hatten die nicht zuvor stattgefunden? Seine Bemühungen, die Transporter in die Lokale Gruppe zu schicken ...
Dieser Zeitraum von drei Tagen war ein blinder Fleck in seinem Gedächtnis. Sicher, es lag fast ein Jahr zurück, und wer konnte sagen, was genau er an einem bestimmten Tag vor fast einem Jahr getan hatte, aber eine Suche nach der Gründermutter war kein alltägliches Ereignis, sondern ein herausragendes, und das hätte er nicht einfach so vergessen.
Was also stimmte nicht?
Er ließ sich auf das Bett sinken, saß da, sah zu Cosmuel in ihrer prachtvollen Nacktheit hoch, die sie nicht im Geringsten zu stören schien, und hob in
Weitere Kostenlose Bücher