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2426 - Aufbruch der Friedensfahrer

Titel: 2426 - Aufbruch der Friedensfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fumato gewählt hatten, schon eine geraume Weile verlassen hatten und über eine breite Straße schlenderten, die nur von niedrigen Häusern aus Naturstein und Holz gesäumt wurde. Er hastete, auch wenn sein Tempo mir quälend langsam vorkam, und hob eine seiner seltsamen Hände, um auf sich aufmerksam zu machen.
    „Kennst du ihn?", flüsterte Cosmuel mir zu.
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Garant", sagte der Fremde, „auf ein Wort ..."
    Ich blieb stehen und lächelte freundlich. Es behagte mir nicht, als Garant angesprochen zu werden, doch das war ich nun einmal, und als solcher hatte ich jedem Friedensfahrer mit Respekt zu begegnen. Das Amt verstand ich nicht als Aufforderung zur Machtausübung, sondern als Amt des Dienens.
    „Selbstverständlich", sagte ich.
    Als er vor uns stand, hörte ich, dass sein Atem rasselnd ging. Ich vermutete, dass er nicht nur sehr alt, sondern auch sehr krank war. So krank, dass selbst die fortgeschrittene Medotechnik der Friedensfahrer seine Leiden kaum lindern konnte.
    „Ich bin Injata N’tuvage", stellte er sich vor, „und eine lange unterdrückte Neugierde treibt mich an und zu dir."
     
    *
     
    Es war früh am Tag. Rosella Rosado, die Sonne des Systems, hing groß, doch nur in kaltem, schwachem Blau leuchtend am Himmel. Das Gestirn irritierte mich immer wieder, wenn ich es von der Mondkette aus sah; es wirkte etwa ein Drittel so groß wie der Vollmond, von der Erde aus gesehen, und mein Verstand hatte Mühe, es als A0IÜberriesen zu identifizieren. Es wirkte unpassend: eine blaue Sonne in einem fast genauso gefärbten Himmel, für das Auge sehr klein, in Wirklichkeit riesig groß – mit 87 Millionen Kilometern Durchmesser etwa 62-mal so groß wie Sol, das Heimatgestirns Terras.
    Fremdartiger war lediglich die Konstellation, da Sumnat noch zu sehen war, der einzige Planet der Sonne, ein gelbroter Gasriese, auf dessen glasig wirkender Oberfläche sich ständig neue Sternmuster zu bilden schienen. Er umkreiste Rosella Rosado in etwa 30 Milliarden Kilometern Entfernung. Die acht Monde wiederum, von denen Fumato einer war, umkreisten Sumnat auf einer gemeinsamen Bahn.
    Für das bloße Auge wirkte der Planet mit seinem Durchmesser von fast 260.000 Kilometern – was annähernd der doppelten Jupitergröße entsprach – 40-mal größer als die blaue Sonne.
    Sumnat beherrschte eindeutig den Himmel. Deutlich konnte ich die breiten und schmalen Wolkenbänder mit ihren fraktalen Rändern und Wirbelausläufern ausmachen, die seine Oberfläche kennzeichneten. Gelbrot war vielleicht eine unzulängliche Beschreibung. Die Hauptfarben der Wolken waren Rot, Rotbraun, diverse Ockerstufen und Gelb.
    Wie die Falten auf Injata N’tuvages Gesicht.
    Mir wurde klar, dass ich unhöflich war, doch ich ließ den Blick noch kurz auf Sumnat verweilen. Tagsüber sah man ihn selten auch nur in seiner halben Pracht. An drei von zehn Tagen Umlauf war er am Tag gar nicht, dafür nachts als voller Gasriese zu sehen; an zwei Tagen war der Gasriese als halbe Scheibe nur kurz vor und nach Sonnenaufgang beziehungsweise -untergang zu sehen, jeweils am gegenüberliegenden Horizont. An weiteren zwei Tagen war Sumnat als ab- beziehungsweise zunehmendes Viertel zwar bereits vor Sonnenaufoder -untergang auszumachen, ging jedoch bald darauf unter, ebenfalls am gegenüberliegenden Horizont.
    Danach verlängerte sich zwar die Sichtbarkeit, zugleich sah man den Planeten aber nur noch als Sichel, und mit dem zehnten Tag des Neu„monds" war stets eine fast fünfstündige Sonnenfinsternis verbunden, bei der der Mond den Sumnatschatten durchquerte.
    „Entschuldige bitte", sagte ich und legte den Kopf in den Nacken. „Es ist einfach ..."
    „Beeindruckend", unterbrach mich Injata N’tuvage. „Ich weiß. Ich lebe lange genug hier, um die Himmelskonstellationen schätzen zu können."
    „Lange genug?" Ich spürte Cosmuels Ungeduld mit dem alten Friedensfahrer und zog sie näher an mich heran. Sie musste noch viel lernen, und ich fragte mich, ob die Friedensfahrer sie nicht nur als eine von ihnen akzeptieren würden, weil sie Cyno-Blut in sich trug. „Wieso bist du ..."
    „Seit Dutzenden von Jahren verbringe ich meine Zeit im System Rosella Rosado", unterbrach mich N’tuvage erneut. „Aus Altersgründen bin ich längst nicht mehr draußen aktiv. Dennoch ist meine Existenz hier nicht sinnlos."
    „Keine Existenz ist sinnlos, und jeder Friedensfahrer hat verdient, seinen Lebensabend in Ruhe und Frieden

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