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2426 - Aufbruch der Friedensfahrer

Titel: 2426 - Aufbruch der Friedensfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und rief sich zur Ordnung. „Danke, Jeronimo. Kriegen wir ein Holo hin?"
    Wieso war er nur dermaßen angespannt, wenn er es mit Kantiran zu tun hatte?
    Weil die Arkonidin Ascari da Vivo die Existenz von Perrys Sohn verheimlicht hatte und den Jungen in ihrem Sinn erziehen ließ – gedacht als Waffe gegen Perry und die Menschheit? Nein ... denn diese Waffe war ihr förmlich in den Händen explodiert ... als Kantiran seine Herkunft erfuhr.
    Seitdem war er ruhelos gewesen, unstet, ein Getriebener, erst Sternenbastard, dann Sternenvagabund und jetzt ... immer noch ein Fremder, dem man nicht trauen konnte. Nicht völlig. Nicht so wie ....
    „Schon da, Reginald."
    Bull schüttelte sich unwillkürlich.
    Die Stimme des Adjutanten kam ihm vor wie ein Störenfried, der sein sorgsam errichtetes Gedankengebäude einzureißen drohte. Eine lächerliche Auffassung, das war ihm selbst klar.
    Als Verteidigungsminister der LFT hatte er genug zu tun, ohne sich über Kantiran Rhodan den Kopf zerbrechen zu müssen. Doch wenn er an den jungen Halbterraner dachte, sah er Dantyrens Leichnam vor sich – und war in Gedanken wieder bei Mike.
    Er lebt. Und das ist nicht nur eine Hoffnung, sondern eine Tatsache.
    Er schaute zu dem Holo, das Jeronimo generiert hatte. Es zeigte einen rot leuchtenden Ring mit einem Durchmesser von einigen hundert Kilometern, in dessen Innerem violettes Fluten und Wallen herrschte.
    MOTRANS-1. Die im Luna-Orbit stationierte Mobile Transmitter-Plattform, die – genau wie MOTRANS-OC1 bis MOTRANS-OC3 des KombiTrans-Geschwaders – mit einer 1000 Meter durchmessenden Projektorkugel für die Erstellungen eines Situationstransmitters ausgestattet war. Kombiniert mit einer im TERRANOVA-Schirm geschalteten kleinen Strukturlücke war so bei genauer Abstimmung von Koordinaten und Zeitpunkt ein nahezu beliebiger Ausund Einflug hinter den Rücken der rings um das Solsystem versammelten Chaos-Geschwader möglich. Das Tele-Transportfeld auf Halbraumbasis entstand in einer Distanz von bis zu 1000 Kilometern, und die Reichweite des Halbraumtunnels betrug bis zu 2500 Lichtjahre.
    Sechs Objekte flogen aus dem violetten Wabern, das Bull an das des Linearraums erinnerte. Eines davon erkannte er in der Vergrößerung sofort als OREON-Kapsel, Kantirans THEREME. Die anderen fünf waren jeweils ebenfalls tropfenförmig und hatten eine größte Länge von 240 und einen maximalen Durchmesser von 110 Metern.
    Die OREON-Transporter, von denen Kantiran gesprochen hat, wurde Reginald klar. Er hält Wort.
    Aber was hatte er anderes erwartet?
    Kantiran war zwar nicht Mike, doch immer noch Perrys Sohn.
    „Ein freundlicher Spruch zur Begrüßung", wies er Jeronimo Voss an. „Die übliche Routine. Holt sie per Richtfunkstrahl herein, und zwar so schnell wie möglich. Ich kann es kaum erwarten, mit ... dem Friedensfahrer zu sprechen."
    Im nächsten Moment bereute er seine Wortwahl. Wieso brachte er Kantiran Rhodan eine dermaßen große unterschwellige Feindseligkeit entgegen?
    Er beschloss, sich später den Kopf darüber zu zerbrechen. Wichtig war jetzt erst einmal, was der Friedensfahrer zu sagen hatte.
     
    *
     
    „Kantiran", sagte Reginald und ließ den Blick einen Moment auf Rhodans Sohn verweilen. Er hatte wasserblaue Augen, war dunkelhaarig, schlank und groß, vielleicht einen Meter und neunzig, und sehnig.
    Jemand schien ein unsichtbares Messer in Reginalds Herz zu stoßen und genüsslich herumzudrehen.
    Das ist nicht fair, wurde Bull klar.
    Wie sehr hätte ich mich gefreut, Mike jetzt hier vor mir zu sehen ... stattdessen ist es bloß Kantiran, der Sternen...vagabund.
    Verdammt, weshalb machte er sich etwas vor? Natürlich war Kantiran nicht mehr der, der er einmal gewesen war, doch für ihn, für Mikes Patenonkel, würde er wohl noch für lange Zeit der Bastard bleiben.
    Perrys Bastard.
    Er wusste, seine Einstellung war ungerecht, aber er konnte nicht verhindern, dass sich dieser Gedanke einschlich.
    Warum konnte er jetzt nicht Mikes Hand schütteln?
    Es wird nicht mehr lange dauern, sagte er sich.
    Er konnte sich tausendmal einreden, wie falsch dieses Denken war, doch er konnte einfach nicht aus seiner Haut. Mike war ihm ans Herz gewachsen, Kantiran war ihm gleichgültig. Mike gehörte zur Familie, die er, Reginald, nie gehabt hatte, Kantiran war ein Verbündeter.
    Er musste sich zwingen, den Blick von Perrys jüngstem Sohn abzuwenden und dessen Begleiterin anzusehen.
    Cosmuel Kain.
    Sie war jung, so herrlich jung, jung wie Kantiran.

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