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2426 - Aufbruch der Friedensfahrer

Titel: 2426 - Aufbruch der Friedensfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Artgenossen in ihren Nestern vor der Annäherung von Feinden zu warnen hatte?
    Nein. Es gab auf dem Kapellenmond keine natürlichen Feinde, die den Geiervögeln gefährlich werden konnten.
    Ich fragte mich, wieso diese Spezies sich nicht so stark vermehrt hatte, dass sie schon sämtliche Pflanzen des Mondes vertilgt und damit ihren eigenen Untergang eingeleitet hatte.
    Nun ja, vielleicht gab es irgendeinen Mechanismus, der das verhinderte.
    Doch das war ein Problem, mit dem sich die Ökologen unter den Friedensfahrern beschäftigen konnten. Mich interessierte das Tier aus einem ganz anderen Grund.
    Ich versuchte, die Kälte zu ignorieren, konzentrierte mich und griff nach ihm.
     
    *
     
    Zumindest mit dem Geist.
    Ich war ein sogenannter Instinkttelepath, der einzig bekannte im Kristallimperium und der LFT. Wobei ich allerdings einschränkend eingestehen musste, dass meinen Nachforschungen zufolge im 35. Jahrhundert alter Zeitrechnung ein IPC-Agent namens Telem Poswik Burian über die Gabe der Animal-Telepathie verfügt hatte, die durchaus mit meinen Fähigkeiten vergleichbar war. Irgendwann würde ich versuchen, mehr über diesen Burian herauszufinden.
    Mir wurde klar, dass ich mich nur ablenken wollte.
    Warum schreckte ich davor zurück, Injata N’tuvages Vermutungen zu überprüfen?
    Ich konzentrierte mich erneut.
    Instinkttelepath ...
    Diese Bezeichnung beschrieb meine Gabe nur sehr unzureichend. Ich war imstande, Gedanken und Bilder von Tieren bis zu einer gewissen Intelligenzstufe zu empfangen, konnte aber nicht bei jeder Tierart diese Gedanken auch verstehen. Das galt insbesondere, wenn ich die „Sprache" des entsprechenden Tiers nicht erkannte, was öfter vorkam, als mir lieb war.
    Und ich vermochte Tiere, die sich in Sichtweite befanden, suggestiv zu beeinflussen. In seltenen Fällen gelang mir das auch bei Tieren, die ich nicht direkt sehen konnte.
    Den Geiervogel konnte ich sehen.
    Ich griff nach ihm, und ich erreichte ihn. Und wurde einen Moment lang blind.
    Nein. Nicht blind, ganz im Gegenteil. Ich nahm mehr wahr, als ich je gesehen hatte, und konnte es nicht verarbeiten. Also sah ich einen Moment lang gar nichts.
    Doch auch das war nicht völlig zutreffend. Ich sah durchaus etwas, ohne es zu verstehen. Das war vielleicht schlimmer, als blind zu sein.
    Alles war unscharf. Ich konnte das ändern, indem ich mich auf ein Detail konzentrierte. Einen Augenblick lang konnte ich es genau wahrnehmen, doch unmittelbar darauf wurde das Bild so scharf, dass ich wiederum gar nichts mehr sah. Es mangelte an jeglicher Tiefe.
    Gleichzeitig sah ich keinerlei Farben mehr und dann, nachdem ich mich an das Monochrom gewöhnt hatte, leuchtende Helligkeit, die aber keine Farbe war, sondern Wärme, Bewegung.
    Ich ließ den Geiervogel ein wenig los, ohne mich ganz von ihm zu lösen.
    Er trudelte in der Luft, hatte die Orientierung verloren, drohte abzustürzen oder gegen einen Berg zu prallen.
    Ich fand einen Aufwind, ließ mich von ihm gefahrlos emportreiben, schloss die Augen.
    Als ich sie wieder öffnete, hatte ich mich an die Bewegungsfarben gewöhnt, doch dafür sah ich so flimmernd, dass ich mir blinder denn je vorkam.
    Und, stellte ich erschrocken fest, ich hatte einen Rundumblick von fast 360 Grad, aber ich sah nicht räumlich. Ich sah ...
    Ich konnte es nicht erklären und schloss erneut die Augen, zog mich noch weiter zurück, ließ den Vogel fliegen, damit er seine Verwirrung abschütteln und wieder zu sich selbst finden konnte.
    Vielleicht hilft es, wenn du eine engere Beziehung zu diesem Tier herstellst. Sieh es als Freund. Gib ihm einen Namen.
    Ich lachte innerlich auf. Na schön, dachte ich. Dann nenne ich diesen Vogel ... Robert.
    Ich öffnete die Augen wieder. Und erkannte in der monochromen Unschärfe etwas.
    Winzige Objekte, vielleicht zwei Kilometer entfernt. Die Dimensionen trieben mich fast zum Wahnsinn.
    Insekten. Beutetiere, die in einer gleichförmigen Welt eine unermessliche Bedeutung erlangten.
    Rotgrünblaue warme Flecken in einem Gestrüpp. Der Urin kleiner Säugetiere, der im ultravioletten Bereich leuchtete. Ich war ein Greif, der solche Tiere jagte, und hatte soeben aus der Luft eine Landschaft auf ihren Beutereichtum beurteilt.
    Gelbschwarzweiße kalte Flecken in einem dichten Unterholz. Der Reifegrad gewisser Pflanzen. Manche Schimmelpilze hatten im ultravioletten Bereich eine andere Färbung und fielen so besser auf. Diese Pflanzen hatten genau die richtige Reife für mein

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