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2426 - Aufbruch der Friedensfahrer

Titel: 2426 - Aufbruch der Friedensfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verdrossen, gereizt. Und Injata bemühte sich zwar redlich, doch trotz seiner vorgetäuschten oder ehrlichen Entrüstung mussten wir immer öfter Pausen einlegen, damit er nicht hoffnungslos weit zurückblieb. War gestern noch seine Gesichtshaut zerflossen, wenn er sich körperlich anstrengen musste, um einen Hang zu überwinden, konzentrierte er sich nun schon, um sie einigermaßen ansehnlich zu fixieren, wenn wir ohne jede Steigung gemächlich ausschritten.
    Es war sinnlos, ihm die Hand zu reichen und ihm den Hügel hinaufzuhelfen. Zum einen hätte er die Hilfe abgelehnt, zum anderen hätten wir ihn tragen müssen, um einigermaßen zügig voranzukommen. Technische Hilfsmittel durften wir ja nicht einsetzen, um die Gefahr einer Entdeckung zu minimieren.
    Ich nickte und schritt schneller aus, nutzte die Gelegenheit, um kurz nachzudenken – hauptsächlich darüber, ob ich richtig gehandelt hatte, indem ich Cosmuel nichts von dem Geiervogel und meiner Sichtung erzählt hatte.
    Ich wusste nicht, warum ich ihr mein kleines Experiment verschwiegen hatte.
    Vielleicht, weil sie keinen Hehl aus ihrer negativen Einstellung zu unserer Suche machte. Vielleicht, weil ich mir selbst nicht ganz sicher war, vielleicht, weil ich keine falschen Hoffnungen wecken wollte. Jedenfalls hatte ich das Erlebnis für mich behalten.
    Was hätte ich auch sagen sollen?
    Ich habe etwas gesehen ... es war humanoid ... bestimmt die Gründermutter! Ich hatte Vergleichsmöglichkeiten!
    Ich blieb stehen, ließ Cosmuel zu mir aufschließen und drehte mich zu ihr. „Hier ist etwas", sagte ich unvermittelt.
    Sie sah mich fragend an. Mein Blick traf den ihren, und ich dachte kurz darüber nach, was ich darin las.
    Spott? Niedergeschlagenheit? Verdruss? Wieso nur stand sie dieser Mission so negativ gegenüber?
    „Eine Ahnung?", fragte sie skeptisch, wenn nicht sogar spöttisch. „Du glaubst Injata nicht nur, du bist dir sicher, dass er recht hat?"
    Wieso?, fragte ich mich. Wieso verhältst du dich so?
    Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe es gesehen. Ein großes Lebewesen, humanoid wie wir. Kein Tier."
    „Aber du hast es wieder verloren", stellte sie fest. „Sonst würden wir nicht so ziel- und sinnlos durch die Gegend rennen."
    „Ich habe es wieder verloren", bestätigte ich.
    „Warum kehren wir nicht nach Fumato zurück? Zwei Tage, hast du gesagt."
    „Wir sind erst einen Tag hier. Ich habe nicht vor, frühzeitig aufzugeben.
    Wir werden nicht länger als diese zwei Tage bleiben."
    „Dann wird es wahrscheinlich zu spät sein."
    Fragend sah ich sie an.
    „Was redet ihr da?", rief Injata, bevor Cosmuel antworten konnte.
    „Sprecht lauter, ich kann euch nicht verstehen."
    „Es geht um mich", rief ich. „Ich brauche eine kurze Pause. Bist du ..."
    „Natürlich bin ich damit einverstanden", sagte der alte Friedensfahrer. „Seit Jahrzehnten predige ich schon, dass die neuen Generationen nichts mehr taugen. Sie sind verweichlicht, haben nur noch ihren Spaß und ihre Bequemlichkeit im Kopf."
    Ich seufzte leise. „Schlagen wir das Nachtlager auf. Muskeln schmerzen, von denen ich nicht einmal gewusst habe, dass ich sie habe. Ich kann keinen Schritt mehr ..."
    „Die Jugend von heute", sagte Injata, „tut sowieso nicht mehr, als sie unbedingt muss."
     
    7.
     
    Ospera
    25. Oktober 1345 NGZ
     
    Ich zog die Steppjacke über, schulterte den Rucksack mit dem Thermozelt und ergriff den Stock, den ich mir nach der Ankunft geschnitzt hatte.
    Cosmuel regte sich nicht. Sie blieb im Schneidersitz hinter mir sitzen und betrachtete mich, noch immer missmutig, wie es mir vorkam. „Zwei Tage, haben wir beschlossen. Wann kehren wir zurück?"
    Ich seufzte leise. Wir begannen den neuen Tag, wie wir den alten beendet hatten. Mit unangenehmen, sinnlosen Wortgefechten und versteckten Anfeindungen.
    Es war kurz vor Sonnenaufgang.
    Sumnat hing am Himmel, groß und rötlich gelb schimmernd. Unnatürlich groß; eine optische Täuschung, hervorgerufen durch seltene atmosphärische Bedingungen. Lange würde der Gasriese sowieso nicht mehr zu sehen sein: An seinem oberen Rand schien sich das Rot der Oberfläche zu verflüchtigen, in den umgebenden Raum zu fließen. Für das bloße Auge löste der Planet sich auf, zuerst langsam, dann immer schneller.
    Ein Schwarm großer, schwarzer Geiervögel zog krächzend vor der Kugel am Himmel vorbei.
    Es war unangenehm klamm. Aus dem Tal stieg Nebel empor, von den ersten schwachen Strahlen der Sonne erwärmt. Ein Strahl hatte die

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