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2426 - Aufbruch der Friedensfahrer

Titel: 2426 - Aufbruch der Friedensfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und ich brauchte einen Moment, um sie erfassen zu können.
    Es verschlug mir buchstäblich den Atem. Hier oben bot sich mir eine unglaubliche, herrliche Aussicht. Die schmale Sichel des gelbroten Gasriesen Sumnat hing am Horizont, und in der Ferne konnte ich die Glasbasilika der Friedensfahrer ausmachen, die in einem wunderbaren Licht erstrahlte.
    Weniger angenehm erschien mir, dass wir Injata N’tuvage gefunden hatten.
    Er saß mit dem Rücken an einen niedrigen, von grasähnlichen Pflanzen überwucherten Hügel gelehnt.
    Selbst aus dieser Entfernung erkannte ich, dass seine Augen geöffnet waren.
    Doch sie starrten geradeaus ins Leere.
    Cosmuel murmelte etwas, das ich nicht verstand. Sie hatte ihn ebenfalls gesehen.
    Ich erhob mich – langsam – mit einem Gefühl der Beklommenheit.
    Ich spürte eine Berührung an meinen Fingern, diesmal keine schmerzhafte, sondern eine zärtliche. Cosmuel hatte nach meiner Hand gegriffen.
    Wir gingen zu dem alten Friedensfahrer, ehrfürchtig, gemessenen Schrittes.
    Er saß da, als würde er schlafen.
    Sein Gesicht war völlig glatt, wies keine Ausbuchtungen mehr auf. Die Haut wirkte rissig und vernarbt, aber gleichzeitig völlig entspannt.
    Gelöst.
    Irgendwie kamen mir die Schrammen, die Wundmale, die sein Gesicht kennzeichneten, nicht mehr scheußlich vor, entstellend, sondern einfach passend und natürlich. So abschreckend sie auf den ersten Blick wirken mochten, fügten sie sich nunmehr zu einer gewissen Harmonie zusammen, die mich anrührte. Hässlichkeit bestand nur im Auge des Betrachters; bei Injata N’tuvage erhöhte sie sich in diesem Moment buchstäblich zum eindrucksvollen Ebenmaß, und damit zum Inbegriff von Schönheit.
    Ich legte die Hand auf seine Stirn.
    Die Haut war noch warm. Er konnte erst vor wenigen Minuten gestorben sein.
    Zweifelsfrei eines natürlichen Todes. Alle anderen Vorstellungen waren abstrus. Auch wenn ich mir gern einen geheimnisvollen Feind im Dunkeln herbeigewünscht hätte, zumindest einen legendären Mythos, N’tuvage war keineswegs ermordet worden. Ganz im Gegenteil, er hatte seinen letzten Frieden gefunden. Ich versuchte gar nicht erst, noch etwas für ihn zu tun. So, wie es geschehen war, war es richtig.
    „Ihm muss jemand geholfen haben", murmelte Cosmuel. „Jemand muss dafür gesorgt haben, dass er hier oben sterben konnte, in dieser Stellung, den Blick auf die Glasbasilika gerichtet."
    „Sein Gesicht ist nicht nur völlig friedlich", sagte ich, „er lächelt sogar.
    Soweit wir das bei seiner fremdartigen Physiognomie überhaupt richtig interpretieren können."
    „Ja, er lächelt", sagte Cosmuel überzeugt.
    Ich sah mich um. Er hatte sich neben einem dichten Gestrüpp zur letzten Ruhe gebettet – oder war gebettet worden –, das im Lichtspiel der fernen Sonne und des nahen Gasriesen seltsam transparent wirkte. Ich zog an ein paar Zweigen und bemerkte, dass sich dahinter kein Erdreich befand, sondern ein klaffendes Loch.
    Der Eingang einer von unten nicht sichtbaren Höhle, den jemand notdürftig verborgen hatte, keineswegs sorgfältig genug, um sicherzustellen, dass er wirklich nicht entdeckt wurde.
    Fragend sah ich Cosmuel an.
    Sie nickte, und ich legte den Rucksack ab, öffnete ihn und kramte darin herum, bis ich eine Stablampe gefunden hatte.
    Ich zog den Kopf ein und trat in die dunkle Höhlenöffnung, gefolgt von Cosmuel.
     
    *
     
    Der helle Lichtstrahl wanderte über Fels, dessen Oberfläche völlig glatt war, wie glasiert wirkte, und erhellte eine in den Fels gehauene Nische, darin eine Schlafstelle, ein grobes Kastenbett aus Holz, gegerbte Felle darauf.
    Das Licht tastete sich weiter, zerrte eine primitive Bank aus der Dunkelheit, auf der ein paar Zweige aufgeschichtet waren. Sie waren frisch, ihre Blätter grün und voller Saft.
    Mit allem hatte ich gerechnet, nur nicht mit verborgenen bewohnten Räumlichkeiten ... in einer Höhle!
    Cosmuel trat in die Mitte des Raums, blickte zu einer kleinen Feuerstelle hinab, bückte sich, wirbelte mit einer Hand Ascheflocken auf.
    „Hier wurde Holz verbrannt", sagte sie.
    Ich richtete die Taschenlampe auf die gegenüberliegende Wand, ließ ihr Licht über einen Tisch gleiten, auf dem einige Gegenstände ordentlich aufgereiht standen, über einen Stuhl, beide grob aus Holz gezimmert. „Die Einrichtungsgegenstände lassen darauf schließen, dass der Bewohner der Höhle humanoid ist und etwa Menschengröße aufweist", überlegte ich laut.
    „Die Bewohnerin", verbesserte mich

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