2426 - Aufbruch der Friedensfahrer
du Dickkopf hast dir in den Kopf gesetzt, diesem Wesen genau das nicht zu erlauben."
„Warst du deshalb von Anfang an gegen diese Suche? Aus Respekt vor der Gründermutter? Oder hast du einfach nur Angst, dass wir erwischt werden und die Konsequenzen tragen müssen?"
Überrascht sah sie mich an. „Wie kommst du denn darauf?"
Mir wurde klar, dass ich viel zu lange geschwiegen hatte. Ich hätte mich längst mit ihr aussprechen, die Situation klären und aus dem Weg räumen sollen, was zwischen uns stand.
Doch jetzt war nicht der richtige Augenblick dafür. Die Lage war zu heikel.
„Also? Kehren wir um und geben auf?"
Sie hob die Hand und streichelte mir über das bärtige Kinn. „Unsinn!"
„Gut. Im Vordergrund steht der Kampf gegen die Negasphäre."
Sie lächelte schwach. „Nein. Im Vordergrund steht dein männliches Ego. Wenn die Gründermutter nicht gefunden werden will, können wir bis in alle Ewigkeit nach ihr suchen.
Dann werden wir sie nicht finden. Genauso wenig wie alle anderen Friedensfahrer vor uns, die vielleicht nach ihr gesucht haben."
Ich dachte über ihre Worte nach, als ich ein Geräusch hörte. Diesmal kein Scheppern eines Steinschlags, sondern ein Kratzen, Scharren. Leise, kaum wahrnehmbar, dafür aber ziemlich genau lokalisierbar. Vielleicht zehn Meter vor uns, hinter einem der kargen Büsche auf der Kuppe.
Einen Moment lang fragte ich mich, ob es eine gute Idee gewesen war, den Kombistrahler wieder wegzustecken.
Dann huschte einer der Nager aus dem Strauch hervor, die wir während unseres Marsches mehrfach gesehen hatten.
Ein Tier! Von braunem Fell bedeckt, vielleicht 40, 50 Zentimeter lang und 30 hoch. Es verharrte, als es uns bemerkte, starrte eher neugierig als furchtsam zu uns herüber und richtete sich dann auf die Hinterbeine auf. Es zirpte hoch und leise, und ein zweites Exemplar trippelte aus dem Busch und hockte sich neben seinen Artgenossen.
Kein Wunder, dass sie kaum Scheu vor uns hatten. Humanoide entsprachen nicht ihrem natürlichen Feindbild. Wenn ihnen überhaupt Gefahr drohte, dann aus der Luft, von den Geiervögeln.
Wie auf ein Zeichen drehten beide Nager sich um und verschwanden wieder in dem Gebüsch.
„Wir wurden genarrt!", entfuhr es mir. „Diese Tierchen können wohl kaum die Wasserspur verursacht haben, die wir gesehen haben."
Cosmuel zuckte mit den Achseln. „Oder wir haben einfach nur Pech gehabt und sind der falschen Spur aufgesessen."
„Spur kann man das ja kaum nennen ..." Ich ging weiter zum Rand des Plateaus. Meine Vermutung erwies sich als richtig. Hier fiel es fast senkrecht ab; ohne Hilfsmittel konnte man dieses Gefälle nicht überwinden.
„Was nun?", sagte ich eher zu mir selbst als zu meiner Freundin. „Entweder, wir waren dumm wie Bohnenstroh, oder die Gründermutter hat uns ordentlich hereingelegt."
„Warum sollte sie so etwas tun?", fragte Cosmuel.
Ich zuckte mit den Achseln. „Um uns lächerlich zu machen? Uns unsere Grenzen aufzuzeigen?"
„Sieht ihr das ähnlich?" Cosmuel schüttelte zögernd den Kopf. „Es gibt eine andere Möglichkeit ..."
Fragend sah ich sie an.
„Injata N’tuvage!"
„Aber ..." Es dauerte einen Augenblick, bis ich verstand. So weit hergeholt es mir vorkam, ausschließen konnte ich die Möglichkeit nicht.
„Ein Ablenkungsmanöver", bestätigte Cosmuel.
„Worauf warten wir?", rief ich und rannte los.
*
Der Weg abwärts kam mir nach wenigen Minuten anstrengender vor als der aufwärts, zumindest bei unserem Tempo. Wir liefen, so schnell wir konnten, schauten weder nach rechts noch links, und schon nach einigen Schritten verspürte ich Schmerzen in den Oberschenkeln. Offensichtlich wurden bei dem schnellen Abstieg Muskelgruppen beansprucht, die sonst eher selten in Gebrauch waren.
Nach einem Drittel der Zeit, die wir für den Aufstieg benötigt hatten, erreichten wir unseren Ausgangspunkt.
Von Injata war nichts zu sehen.
„Wo kann er sein?" Ich keuchte. „Er muss bergabwärtsgegangen sein, sonst hätten wir ihn gesehen."
„Nicht unbedingt. So dicht vor dem Ziel wird er nicht umkehren, jedenfalls nicht freiwillig. Wir haben nicht auf den Weg geachtet, Kant. Wir müssen wieder hinauf!"
Ich warf ihr einen zweifelnden Blick zu. Sie schien sich ihrer völlig sicher zu sein. Und sie hatte bislang in allem recht behalten. „Also gut."
Wir machten uns wieder an den Aufstieg, gingen diesmal aber langsamer und achteten auf Spuren am Wegesrand. „Verrätst du mir jetzt endlich, warum du
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