2429 - Das Terminale Beben
einmal an. Derartige Beweise ihrer Achtung oder Hochachtung gebührten für gewöhnlich nur dem Kommandanten als oberstem Anführer des Stockes.
Nehmt nicht die Zukunft vorweg!, flehte er in Gedanken. Noch ist keine Entscheidung gefallen.
Die Eile, mit der Mirongron sich von der Küste weg ins Landesinnere bewegte, bestätigte die Worte, die Dahas Verkut zu ihm gesprochen hatte.
Ish Conart sah sich um. Oft war er in Labors wie diesem gewesen. Dennoch kam ihm alles fremd vor. Obwohl er sich nur einen Tag und eine Nacht außerhalb der Garnison aufgehalten hatte, schien es ihm, als sei er nach einer jahrhundertelangen Reise in eine andere Welt zurückgekehrt. Sie war nicht mehr die seine.
Er redete sich ein, dass er sich das alles nur einbildete, aber das Gefühl blieb und begleitete ihn auf dem Weg von den Labors in die Zentrale und zurück.
Habe ich mich mit meinem Schicksal bereits abgefunden? Er glaubte es nicht, wollte es nicht glauben. Noch hatte IROTHAK nichts entschieden.
Ishs Verunsicherung wuchs, je länger die Garnison unterwegs war. Mit hoher Geschwindigkeit stapfte Mirongron durch das Land der Riesen, ortete, tastete, änderte unzählige Male den Kurs, um Begegnungen mit riesigen Kreaturen aus dem Weg zu gehen.
Roganersiedlungen lagen am Weg, Dahas Verkut ordnete an, für diese Strecken das Deflektorsystem zu aktivieren, es jedoch mit minimaler Ausdehnung zu nutzen.
Gegen Abend flauten die Phänomene auf Ata Thageno ab. Wie lange es dauerte, bis sie erneut zuschlagen würden, ließ sich nicht vorhersagen. Dahas Verkut entschied sich für das Risiko. Mirongron löste sich vom Boden, zog die Teleskopbeine ein und schwebte über den Dschungel. Nach und nach wich der üppige Bewuchs des Tieflands dem kargen Graugrün des Gebirges, und als der Morgen dämmerte, zog die Garnison über kargem, vegetationslosem Felsland dahin.
Die Genprox-Analysten aus den Labors riefen Ish Conart zu sich. Erste, vorläufige Ergebnisse der genetischen Untersuchungen lagen vor. Anfangs eilte er leichtfüßig dahin, von Hoffnung getragen. Bald jedoch schlichen sich Zweifel in seine Gedanken.
Euphorie gehörte nicht zu den Eigenschaften von Genprox-Analysten.
Im Gegenteil, wäre sie bei ihrem Volk besonders stark ausgeprägt gewesen, hätte sich TRAITOR andere Wesen für die zu bewältigende Aufgabe gesucht.
Genprox-Analysten analysierten. Sie prüften Fakten, ermittelten Zusammenhänge. Sie führten Buch über das, was sich auf den Welten der Proto-Negasphäre ereignete. Sie waren die wissenschaftlichen Chronisten, dokumentierten die genetischen Veränderungen und alle damit zusammenhängenden Prozesse. Sie trugen Ergebnisse zusammen und entwarfen ein zuverlässiges Bild des Genpools, damit die Verantwortlichen in der Dienstburg und bei den Chaotarchen Bescheid wussten, was sie erwartete.
Und sie suchten Emanationen, die Krone der neuen Schöpfung. Ohne genug Diener des Chaos ließe sich die Negasphäre weder beherrschen noch erweitern. Zu einer Negasphäre gehörten auch die Ressourcen-Galaxien, die kontrolliert und dirigiert werden mussten. Es bedurfte großer Potenziale an raumfahrenden Spezies, um überall die Einhaltung der TRAITOR-Direktive zu gewährleisten.
Ish Conart erreichte den Labortrakt und trat ein. Die Roboter fehlten, nirgends sah er Wächter. Im Isoliertrakt hielten sich nur zwei Genprox-Analysten auf. Als sie ihn erkannten, machten sie ihm Vierhand-Zeichen, dass er draußen warten solle. Es dauerte eine Weile, bis sie durch die Desinfektionsschleuse kamen und sich aus ihren Monturen schälten.
„Es sind Wucherungen karzinogenen Charakters", erläuterte ihm einer der beiden. „Krebsgeschwülste, wenn du so willst. Die Roganer auf der Insel reagieren auf das Vibra-Psi negativ."
Jedes einzelne Wort traf Ish wie ein Faustschlag.
„Negativ!" Mehr brachte er nicht über die Lippen.
Wieder ein Misserfolg. Die Roganer auf der Insel waren alles, nur keine Emanation.
„Die Einzelheiten kannst du den Daten entnehmen, die wir in die Garnison-Speicher gestellt haben", sagte der andere der beiden Analysten.
Wortlos entfernten sie sich, und Ish Conart blieb allein im Labortrakt zurück. Eine Weile starrte er die Desinfektionsschleuse an, als erwarte er sich von ihr bessere Auskunft.
„Wir suchen an der falschen Stelle", sagte er zu sich selbst. „Irgendwo ist ein Fehler im System, und wir haben ihn noch nicht gefunden."
Möglicherweise richteten sie ihre Aufmerksamkeit zu sehr auf die Fauna des
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