2429 - Das Terminale Beben
geht es um die Suche nach Emanationen."
„Ein junger, unerfahrener Kommandant ist damit überfordert."
„Wartet nur, er wird nicht lange Kommandant sein. Das Oberkommando duldet keine Versager."
Der Genprox-Analyst atmete tief durch und ging um die Ecke: Drei Wartungsingenieure standen dort, vertrieben sich die Zeit mit Plaudern.
„Weiß einer von euch, wie der neue Kommandant aussieht?", erkundigte er sich scheinheilig.
Sie musterten ihn, als sähen sie einen Geist.
„Wie diese jungen Schlupf-Flüchter alle aussehen", sagte der eine wegwerfend.
„Sieh doch nach, IROTHAK hat uns bestimmt ein Bild übermittelt", gab der mit den milchigen Zacken zur Antwort.
„Du interessierst dich doch nicht etwa dafür? Wir brauchen keinen Fremden, also muss niemand wissen, wie er aussieht." Der dritte kicherte.
„Zumindest ihr wisst jetzt, wie er aussieht. Und er kennt euch", sagte Ish Conart und ging weiter.
*
Hoffentlich hatte niemand bemerkt, wie flau ihm gewesen war bei dieser ersten Konfrontation mit jenen, die er eigentlich führen sollte.
Nein, sagte Ish sich. Das kann nicht sein. Nie würde das Oberkommando zulassen, dass eine Garnison aus Dummköpfen in den Einsatz geht. Dahinter steckt etwas anderes.
Was es war, würde er bald herausgefunden haben. Das fehlende Empfangskomitee hätte er noch der überaus großen Eile zugeschrieben, in der er sein Kommando antrat.
Thalongrons Einsatz stand unmittelbar bevor. Dass die Mitglieder dieses Stocks abfällig über den neuen Kommandanten redeten, begriff er allerdings als Disziplinlosigkeit, die er auf keinen Fall dulden würde.
In IROTHAK trauten sie ihm mehr zu als allen anderen, die sie in die enge Wahl genommen hatten. Ish verschwendete ein paar freundliche Gedanken an Dahas Verkut, der seine Qualitäten schon immer zu schätzen gewusst hatte. Nie hatte er ein Wort gesagt, Ish selbst hatte es nie bemerkt. Kommandant Verkut hatte ihn gefördert und ihm jeweils die kniffligen Aufgaben zugewiesen, an denen er sich beweisen konnte. Ish Conart hatte ihn kein einziges Mal enttäuscht.
Das Kommando über Thalongron war ein kleiner Dank Verkuts für das, was Ish in all den Jahren für Mirongron getan hatte.
Der Genprox-Analyst bestieg den nächsten Expresslift, der ihn an den Fuß des Zylinderbaus brachte. Er nahm die Galerie zum Haupteingang, sah die Wachen auf dem Balkon und ging weiter.
Sie rechneten gar nicht damit, dass jemand sich eine solche Frechheit herausnahm. Als sie ihm den Weg vertreten wollten, war er schon an ihnen vorbei.
Unmittelbar vor der Schleuse holten sie ihn ein.
„Du kannst hier nicht durch."
„Wer sagt das?"
„Befehl des Kommandanten!"
„Dann sollte ich mir nächstens wohl besser zuhören, was? Und jetzt: Aus dem Weg oder ich werfe euch ohne Schutzanzug nach draußen!"
Die Wachen wichen schneller zurück als vor einem giftigen Ungeheuer.
Einer fand so viel Verstand, „Vergib uns, Kommandant!" zu flüstern.
Ish fand sich langsam mit dem Gedanken ab, dass in dieser Garnison etwas ganz und gar nicht so lief, wie es laufen sollte. Er wandte sich der Schleuse zu und ging weiter. Ein Doppelschott versperrte ihm den Weg. Zusätzlich flammte davor eine Lichtschranke auf. Ein roter Lichtpunkt entstand auf der Montur des Genprox-Analysten, wanderte zum Hals und von dort zu den Augen. Das Schott öffnete sich, und er trat hindurch.
Wenigstens funktionierten die Automaten dieser Garnison.
Ish Conart holte tief Luft, dann durchquerte er die zweite Tür und stand übergangslos in seinem neuen Reich. Mit Ausnahme des Sessels in der Mitte unterschied sich die Kommandoetage der Einsatzzentrale von der Einrichtung her deutlich von dem, was er aus Mirongron kannte. An den Wänden des kreisrunden Raumes zogen sich Versorgungsanlagen und Technikterminals. Dazwischen ragte eine Säule auf, deren Oberfläche die typische Ricodin-Maserung aufwies. Rechter Hand saßen an einem separaten Terminal zwei Genprox-Analysten und überwachten den Countdown.
Als sie Ish bemerkten, sprangen sie auf. „Thir Ingreon hat uns beauftragt, den Start zu überwachen", eröffneten sie ihm. „Am besten ziehst du dich in deine Wohnung zurück."
„Wenn ihr mich nicht sofort mit meinem Namen anredet, werdet ihr euch wünschen, beim Schlupf in einen Wasserstoffwirbel gezogen worden zu sein!", sagte Ish mit gefährlich leiser Stimme. „Wenn jemand in seine Wohnung geht, dann seid ihr es. Ihr werdet den Stock nicht verlassen, bis wir von unserer Mission
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