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243 - Das namenlose Grauen

243 - Das namenlose Grauen

Titel: 243 - Das namenlose Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Mr. Trashcan konzentrieren.«
    ***
    In den Ruinen
    Als Lady Stock die Augen öffnete, bereute sie es sofort. Ihr Kopf fühlte sich an, als habe jemand mit einem Nudelholz darauf eingedroschen. Das Licht in den Pupillen schmerzte.
    »Louis…«, stöhnte sie auf. Sofort waren die Bilder des vergangenen Abends wieder da. Der hässliche Streit mit den vielen bösen Worten. War sie zu weit gegangen? War sie wirklich so unausstehlich, wie Louis es ihr vorgeworfen hatte?
    Wo war er überhaupt? Nur langsam dämmerte ihr, dass sie nicht in ihrem geräumigen Ehebett lag. Das hier war nicht einmal ihre Wohnung!
    Sie sah sich in dem kleinen, sauberen Zimmer um. Mehrere Kreuze aus Metall und Holz hingen an der Wand. Richtig! Sie war bei Yanna Hitking. Die freundliche Frau hatte sie getröstet und noch einen guten Schluck Wein mit ihr getrunken. Da Lady Stock gar nicht einschlafen konnte vor Aufregung, hatte Yanna ihr schließlich die Weinflasche weggenommen und ihr ein leichtes Schlafmittel gegeben.
    Lady Stock setzte sich ächzend auf. Schwere Vorhänge hingen vor den Fenstern. Man sah das helle Licht, das an ihren Rändern in den Raum drang und ihn in ein angenehmes Halbdunkel tauchte. Wie spät es wohl war?
    Louis! Ich muss zu Louis!, dachte sie. Er machte sieh bestimmt schon die größten Sorgen.
    Sie wollte nur noch Versöhnung. Wie albern war ihr Streit gewesen! Sie zankten sich öfter herum, und vielleicht hatten sie beide Recht und Unrecht. Keiner von ihnen war der perfekte Ehepartner.
    Benommen stand die massige Frau auf. Ihre Schritte hallten dumpf auf dem Holzfußboden. Sie griff nach ihren Stiefeln, die ordentlich neben einem Holzstuhl standen. Über der Rückenlehne des Stuhls hing ihr langes Oberkleid aus Leinen.
    Stöhnend quälte sie sich mit ihren geschwollenen Füßen in die engen Stiefel und zog das Überkleid an.
    »Ich muss zu Louis. Bevor dieses Ding in der Stadt ist…« Die drohende Gefahr, die seit Tagen über Waashton hing, fiel ihr erst jetzt wieder ein. Sie wusste nicht, was sie von den sonderbaren Berichten über einen Dschungel in den Appalachen halten sollte, doch sie hatte die Ekel erregenden Exkremente in der schwarzen Plastikbox selbst gesehen.
    Hastig polterte sie zur Treppe, die nach unten führte.
    »Yanna?« Niemand antwortete; die ehemalige Diebin schien nicht im Haus zu sein.
    Unbeweglich und steif hangelte sich Elli Stock am Geländer hinunter. Ihre Sicht war noch immer leicht verschwommen. Zu den Schmerzen in ihrem Kopf kam das Gefühl einer schwankenden Welt. Der Boden schien nicht fest zu sein.
    So viel habe ich doch gar nicht getrunken. Das muss an dem Schlafmittel liegen.
    Lady Stock trat aus der Ruine und schloss geblendet die Augen. Das grelle Licht der Nachmittagssonne brannte unbarmherzig auf sie herab. Irgendwo hörte sie laute Rufe.
    »Jetzt nach links, in die Obama-Street!«
    War das dieser Miki Takeo? Lady Stock schüttelte sich wie ein nasser Hund. Warum wollte ihr Verstand nicht klarer werden? Träume ich noch? Ich muss aufwachen…
    Zögernd ging sie in die Richtung, aus der sie Takeos Stimme gehört hatte. Louis machte sich sicher schon Sorgen um sie. Sie musste ihren Mann unbedingt finden. Vielleicht weiß der Androide, wo mein Mann ist! Dieser Takeo ist doch auch bei den Ratsitzungen dabei…
    Sie bog mit torkelnden Schritten in die Obama-Street ein. Warum war es so leer in den Straßen? Wo waren die Menschen? War die Stadt bereits evakuiert?
    Sie erinnerte sich, mehrmals kurz aufgewacht zu sein. Waren da nicht Durchsagen aus Lautsprechern gewesen? Oder war das nur ein Traum? Sie versuchte sich zu erinnern – und wurde plötzlich von jemandem angerempelt. Wütend hob sie die Faust und kniff die lichtempfindlichen Augen zusammen, um den Rüpel besser erkennen zu können. Es war Trashcan Kid! Natürlich!
    »Pass doch auf, du…«
    »Stockduck!« Trashcans Augen weiteten sich entsetzt. »Du musst sofort hier weg! Haste nich die Durchsage vom General gehört?«
    »Ich bin deine vorlaute Art leid, Trashcan! Wenn hier jemand verschwindet, dann…« Sie verstummte. Hinter Trashcan her kam der Ausläufer einer grünen Masse! Er schob sich glibbernd um die Straßenecke, gute vier Meter hoch! Ein hellgrüner Schimmer ging davon aus, ein pulsierendes Flimmern, das immer schneller wurde, je näher das Albtraum-Wesen kam!
    »Was… Was ist …« Sie konnte den Satz nicht beenden. Stocksteif stand sie auf der staubigen Straße.
    Sie spürte, wie Trashcan an ihrem Arm zog. Er hätte

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