2432 - Proto-NegasphÀre
ich in diesem Zusammenhang nichts hören! ARCHETIM kann jederzeit einen neuen Einsatz verlangen, dann müssen wir bereit sein. Das ist alles."
Kamuko unterbrach die Verbindung mit einer schroffen Geste. Für einen Moment schloss sie die Augen und verwünschte diesen Tag, wie sie nie zuvor einen Tag verflucht hatte, dann versetzte sie sich in eine leichte Seitwärtsdrehung.
Sie schwebte inmitten einer perfekten holografischen Wiedergabe.
Das rote Leuchten des INTAZO hüllte sie ein, eine wohltuende Sphäre, die als Garant für die Sicherheit galt. Bislang. Kamuko wusste nicht mehr, ob das lange so bleiben würde. Unruhig knirschte sie mit den Zahnleisten.
Ein größerer Schiffspulk geriet in ihr Blickfeld, überwiegend Schlachtschiffe und Zerstörer, die offensichtlich ohne Schäden geblieben waren.
Sie strebten ihren alten Positionen entgegen.
Noch während Kamuko sich auf den Anblick konzentrierte, gingen die ersten Walzen in den Überlichtflug. Sekunden später war dieser Bereich des INTAZO leer.
Der suchende Blick der Generalin fand einen fernen roten Fleck. Nicht allzu groß hob er sich undeutlich gegen den ebenfalls roten Hintergrund ab. Das war IN 8, die massereichste Spendersonne des Hyperkokons.
Kamuko kniff die Brauen zusammen. Im ersten Moment war sie sich keineswegs sicher, aber sie sah tatsächlich ein grelles Aufleuchten. Es breitete sich aus, wuchs scheinbar bis zur Größe der Sonne an, wurde aber schon Sekunden danach wieder blasser und verwehte in einem irrlichternden Glitzern.
Die Aeganerin stöhnte. Erneut war eines der zurückgekehrten Schiffe explodiert. Ebenso unvermeidbar wie die anderen Verluste, die sie im Lauf weniger Stunden hatte hinnehmen müssen.
Verbissen presste sie die Daumen beider Hände zusammen und spreizte jeweils die vier Zwischenfinger ab. Das war ebenso eine Geste der Unsicherheit wie der Entschlossenheit. Sie würde keinen einzigen Schritt zurückweichen. Die großen Kampfeinsätze in Tare-Scharm standen erst am Beginn und die Verlustzahlen würden weiter ansteigen. Vorbei die Zeit des Abwartens und der gnädigen Lüge Hoffnung auf einen schnellen, unkomplizierten Überraschungssieg; das zeigte schon dieser eine Tag, der beinahe in einem Desaster geendet hätte.
Kamuko fühlte sich verantwortlich für diesen Fehlschlag. Sie quälte sich mit der Frage, was sie anders und besser hätte machen können. Es war ihr Auftrag gewesen, die Vereinigung der Chaotischen Zellen von Bernabas und Bi-Xotoring zu unterbinden, aber das war ihr nicht gelungen. Ein Fehlschlag, der enorm hohe Verluste gefordert hatte.
Sie trug Mitschuld an den ungezählten Toten, und das Schicksal jedes Einzelnen brannte ihr auf der Seele.
Nie zuvor hatte sie eine solche Schlacht erlebt, als hätte der Gegner jeden ihrer Züge im Voraus durchschaut. Und nun fraß sie ihr Entsetzen und ihre Scham in sich hinein.
Die Vereinigung der beiden Chaotischen Zellen war nicht mehr aufzuhalten. ARCHETIMS Reaktion darauf stand noch aus, aber Kamuko glaubte zu wissen, dass jedes weitere Vorgehen in diesem Bereich nur einer wachsenden Verzweiflung entspringen konnte.
Weil es nicht gelungen war, den Gegner zu überraschen. Innerhalb kürzester Zeit hatte TRAITOR eine unglaublich große Zahl schlagkräftiger Einheiten vor Ort zusammengezogen. Immer noch glaubte die Generalin den Hohn zu spüren, mit dem die Gegner in den Tod gegangen waren.
Sie konnte dieses Verhalten nicht nachvollziehen, und sie würde auch künftig ihre Truppen nicht aus blinder Wut opfern. Nicht nur, weil jedes verlorene Schiff die eigene Schlagkraft schwächte und irgendwann ihre Flotte ausgelöscht sein würde. Ihre Besatzungen waren lebende, denkende und fühlende Wesen, die sie nicht verantwortungslos in den Tod schickte. Wenn sie das tat, stellte sie sich mit den Chaosmächten auf eine Stufe.
Sie hatte sich aus der überbordenden Geschäftigkeit des Flaggschiffs in ihre Kabine zurückgezogen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Alles Andere wäre ebenso unverantwortlich gewesen wie blindwütiges Voranstürmen. Und sie wollte endlich ihre Schutzkombination wieder ablegen, die sie in ihrer Bewegungsfreiheit behinderte.
Angespannt widmete sie sich noch einmal dem raumfüllenden Hologramm. Aber schon Sekunden später hörte sie das Geräusch. Es erklang hinter ihr. Ein scharfes Einatmen.
Niemand konnte Kamukos Unterkunft ohne ihre Einwilligung betreten.
Es sei denn ...
... dem Dual und dem Terminalen Herold war es irgendwie
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