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2432 - Proto-NegasphÀre

Titel: 2432 - Proto-NegasphÀre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Geschichte.
    Unumstößliche Geschichte?
    Mondra fragte sich, wie die Machtstrukturen in Phariske-Erigon, in Tare-Scharm und den umliegenden, ebenfalls von der Terminalen Kolonne heimgesuchten Galaxien vier- oder fünftausend Jahre tiefer in der Vergangenheit ausgesehen haben mochten. Waren sich alle Völker einig gewesen, oder hatte es wie überall nach Macht und Vorherrschaft strebende Intelligenzen gegeben, die sich allen anderen überlegen fühlten? Kriege statt prosperierendes Zusammenleben? Hass und Misstrauen anstelle gemeinsamer Forschung?
    Hatte letztlich erst die tödliche Bedrohung durch die Chaosmächte das vermocht, was logischem Verstand und gutem Willen allein unmöglich gewesen war, nämlich lokale und mentale Grenzen einzureißen und die Völker alle Ressentiments vergessen zu lassen? Zusammengeführt nicht durch die eigene Vernunft, sondern einzig und allein durch die Existenz des übermächtigen Feindes?
    War TRAITOR, war eine entstehende Negasphäre demnach nichts anderes als eine Epoche kosmischer Evolution? Keineswegs verdammenswert, sondern ein notwendiges Übel?
    Diese Überlegungen erschreckten Mondra. Wenn dem wirklich so wäre, hieße das, milliardenfachen Tod, Qual und Furcht gutzuheißen als eine Art Initialzündung für einen gemeinsamen und in der Konsequenz endlich friedlich gewordenen Weg aller hinaus in den Kosmos?
    Der Hologlobus zeigte Dutzende unterschiedlichster Schiffstypen durch den Raum treiben. Überwiegend Wracks, von denen einige Auflösungserscheinungen erkennen ließen. Andere beschleunigten mit sporadisch arbeitenden Triebwerken.
    Zwei große, jeweils mehr als tausend Meter messende Einheiten lagen auf Kollisionskurs. Mondra befahl eine Kursangleichung und den Einsatz der Traktorstrahler.
    Doch es war zu spät.
    Das schlanke, raketenförmige Objekt rammte das Heck des Schlachtschiffes. Der Heck-Ringwulst wurde zerfetzt, gleichzeitig platzte der Rumpf auf wie eine überreife Frucht, deren Inneres zähflüssig hervorquoll. Obwohl die Wucht des Aufpralls den Bug des Raketenschiffs abknicken ließ, rammte es sein Gewirr aus Verstrebungen und Spanten tief in den aufgerissenen Rumpf der Walze hinein. Glut loderte auf, Energieüberschläge zuckten erratisch zwischen den beiden Schiffen und sprengten ganze Rumpfsegmente ab, bis schließlich die Entladungen der Speicherbänke auf die Kraftwerke übergriffen. Innerhalb von Sekunden vereinten sich mehrere lodernde Feuerbälle zu einer kilometerweit anwachsenden neuen Sonne.
    Aber schon stachen bizarr verformte Trümmer daraus hervor, lösten sich Energieschwaden wie irrlichternde Nebelwolken und trieben langsam verlöschend auseinander.
    Die Besatzungen dieser beiden Kampfraumer hatten die Kämpfe in Tare-Scharm überlebt. Entronnen waren sie dem Tod dennoch nicht. Er war zynisch.
    „Haben wir das Flaggschiff endlich lokalisiert?", drängte Mondra.
    „Bislang nicht!", antwortete Jodeen-Nuus. Der Ferrone war der stellvertretende Leiter der Abteilung Funk und Ortung. „Aber das sagt bei dem herrschenden Durcheinander wenig – und vielleicht ist die TAROSHI noch draußen."
    Seit einer halben Stunde kehrten die Schiffe in stetem Strom zurück.
    Mondra Diamond rief sich in Erinnerung, dass die Flotte die vierfache Zeit benötigt hatte, um das INTAZO zu verlassen. Also würden wohl auch jetzt an die zwei Stunden vergehen. Es sei denn, ein Großteil der Flotte war im Kampf gegen TRAITOR aufgerieben worden. Vielleicht auch Generalin Kamukos Flaggschiff.
    War ARCHETIMS Vorhaben der Retroversion in dem Moment gescheitert, in dem Ekatus Atimoss aus der LAOMARK geflohen war? Zu viel brisantes Wissen über das INTAZO war in den letzten Stunden möglicherweise an die Kolonne verraten worden, und das nur, weil ein Raumschiff aus der fernen Zukunft gekommen war, um die Retroversion zu beobachten.
    Beobachten war unsere Aufgabe!, dröhnte es unter Mondras Schädeldecke. Niemals hätte die JULES VERNE in das Geschehen hineingezogen werden dürfen. Wir wussten doch von Anfang an, dass alles, was wir in der Vergangenheit unternehmen würden, ein Spiel mit dem Feuer sein muss.
    Wahrscheinlich hatten sie sich die Finger längst verbrannt.
     
    *
     
    Nach knapp zwei Stunden, als der Strom der zurückkehrenden Kampfraumschiffe nahezu abrupt versiegte, waren die Ausmaße des Geschehens in Tare-Scharm wenigstens in groben Zügen erkennbar geworden. Mehr als zwanzigtausend Raumer wiesen schwere und schwerste Schäden auf, und die Helfer riskierten im

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