2435 - Die Nega-Cypron
einer Flucht, und er meinte, höhnisches Gelächter aus der Festung hinter sich zu hören.
9.
27. Dezember
Randa Eiss
Er fand sich in einem Vorhof im Inneren der Festung wieder. Steinmauern ragten hoch und ließen lediglich einen stark eingeschränkten Blick nach oben zu. Überraschenderweise konnte er den Himmel sehen. Ein Hauch von Rot deutete auf die Nähe einer der 39 Kunstsonnen hin.
Ein Klappern wie von hölzernen Schuhen ertönte. Die beiden Teleporter lösten sich von ihm. Sie drückten sich in einen schmalen, niedrigen Durchgang und ließen ihn wortlos stehen.
Das Geklapper wurde lauter. Da war ein breiter, nach vier Seiten strahlender Schatten, mit einer gebückten und unendlich alt wirkenden Gestalt im Zentrum.
„Es freut mich, dich zu sehen, Davin Abangy", sagte Randa Eiss. Er bemühte sich, nur ja nicht die Kontrolle über seine Mimik zu verlieren. Jedes Zucken konnte seine Unsicherheit, seine Ängste verraten.
„Ganz meinerseits, Exponent." Der Alte blieb stehen. Vornübergebeugt, müde, schwach. „Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben."
„Gut und gerne zwanzig Jahre. Du und deinesgleichen verlasst Baybark viel zu selten."
„Wir haben unsere Gründe, wie du weißt." Abangy deutete mit einem sparsamen Faltenwurf die Einladung an, ihm zu folgen. „Ich habe eigentlich erst morgen mit dir gerechnet."
„Die Umstände erforderten ein rasches Handeln."
„Du meinst die Wahl zum Ultimaten Rat?"
„Unter anderem." Randa Eiss setzte sich in Bewegung und passte sich dem Tempo des Alten an. „Du hast sicherlich vom Attentat gehört?"
„Wir leben zwar abgeschieden, aber wir kümmern uns sehr wohl um das, was auf Tarquina vor sich geht. Änderungen betreffen uns in besonderem Maße."
Davin Abangy war alt. Uralt. Er wirkte, als könnte er jeden Moment umkippen. Die Gesichtshaut erschien runzelig, uneben, unelastisch, und er hatte sie sichtlich nicht mehr unter Kontrolle.
Da war Zittern, wo keines sein sollte. Er lächelte und verzog im nächsten Halbsatz die Mundwinkel nach unten. Sein Gang wirkte langsam, ungleichmäßig, als habe er Angst, jeden Moment hinzufallen. Abangy war ein toter Mann, der sich beharrlich weigerte, das Leben aufzugeben.
Durch ein breites, von weißem Moos bewachsenes Tor gelangten sie in eine Art Thronsaal. Wie alles auf Baybark wirkte der Raum kalt und unwirtlich.
„Man sagte mir, du hättest diesen Perry Rhodan bei dir. Ist seine Aura denn wirklich so stark?"
„Du hättest dich selbst davon überzeugen können, wenn du gewollt hättest."
„Vorerst reicht es, wenn du mir meine Frage beantwortest. Vielleicht ergibt sich später die Gelegenheit zu einem persönlichen Zusammentreffen."
„Perry Rhodan ist in der Tat etwas ganz Besonderes", sagte Randa Eiss, im selben Moment verärgert über sich selbst, weil er so bereitwillig auf die Gesprächsleitung des Alten einstieg. „Ich bin froh, dass ich ihm begegnet bin."
„Du spürst ... Hoffnung im Kampf gegen die Terminale Kolonne?"
„Den Luxus von Gefühlen erlaube ich mir schon längst nicht mehr, wenn es um unsere Feinde geht."
Davin Abangy erreichte eine thronartige Mulde. Er ließ sich hineinfallen und grunzte wohlig. Seine Gesichtsfalten entglitten einmal mehr, der Leib zitterte unkontrolliert. Zwei Roboter kamen aus dem Halbdunkel des „Thronsaals" heran. Sie stürzten sich auf den Nega-Cypron und begannen, ihn an den Beinen und im Brustbereich zu massieren.
Aus einem bereitstehenden Wasserbehälter rieselte eine nach Heilpflanzenextrakt riechende Flüssigkeit in die Mulde.
„Wir können offen miteinander reden, nicht wahr?", fragte der Alte und schien keine Antwort zu erwarten, denn er fuhr direkt fort: „Wir Nega-Cypron und ihr, die ihr euch normal nennt, sind aufeinander angewiesen. Trotz aller Gegensätze gehören wir einem gemeinsamen Ursprungsvolk an. Mag sein, dass wir uns immer weiter auseinanderentwickeln; doch die Wurzeln lassen sich nicht verbergen."
„Das sehe ich ebenso." Der Exponent setzte sich auf einen hölzernen Stuhl.
Das fast völlige Fehlen von formenergetischen Einrichtungsgegenständen irritierte ihn.
„Der politische Einfluss der Nega-Cypron ist weitaus größer als derjenige von Bürgern anderer Kontinente, nicht wahr? Unser Instinkt, so sagt man, sei sehr stark ausgeprägt, wenn es darum geht, wichtige Entscheidungen zu treffen."
„Ja, so sagt man."
Davin Abangy sah den Jüngeren an, und mit einem Mal lag Schärfe in diesem Ausdruck, eine Klarheit der
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