2439 - Menschen fÃŒr Stardust
Ordnung zu sorgen. Doch zeitweise wirkten sogar die schweren Maschinen deplatziert und hilflos.
Inmitten des weiter anwachsenden Trubels schwebten die Robotkameras der großen Trivid-Sender. Albion-3-D, TTC, Gobi-Trivid, sie alle übertrafen sich in der Live-Berichterstattung und der Kreation absurder Formate wie Die Rauswanderer, Nichts wie nach Stardust oder Unser neues Leben. Übertragungsgleiter jagten zeitweilig bedrohlich dicht über die Piste hinweg. Reporter, von den grellbunten Logos ihrer Sender umflossen, kämpften um Interviews und um die dramatischsten, erregendsten Szenen.
Lachende Gesichter, überschwängliche Hoffnung ... Hektische Antworten auf die ewig gleichen und oft bewusst emotionalisierenden Fragen.
Großaufnahme.
„Warum bist du hier? Was fühlst du, wenn du um zwölf Uhr Terra verlassen wirst? Du bist dir darüber klar, dass du nie zurückkommen wirst."
„Zurück? Es ist fünf vor zwölf!"
„Ich glaube, du verstehst nicht. Meine Frage war einfach und ..."
„Ich bekomme keine Luft mehr; ich fühle mich eingeengt. Ich will mein Leben genießen und nicht Nacht für Nacht diesen ewig gleichen künstlichen Himmel sehen. Morgen schon kann das alles explodieren und uns auf den Kopf fallen."
„Terra hat es stets geschafft, Krisen zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen."
„Es reicht! Verstehst du? Ich habe genug von den angeblich so hochstehenden Hohen Mächten. Was sind sie denn in Wahrheit?"
Lärm brandete auf. Zwei Rettungsgleiter jagten über die Menge hinweg.
Das Bild wechselte für wenige Sekunden zu Medorobotern, die eine junge Frau reanimierten.
„Herzversagen!", erklang eine fein modulierte Kunststimme. „Etwas Platz bitte! Wir werden sie abtransportieren."
Wieder zurück. Der Interviewte schaute einem startenden Großraumschiff nach, das soeben die Wolkenschleier durchbrach und den letzten Dunst aufriss und verwirbelte. Grell flutete das Sonnenlicht heran. Sol stieg unwahrscheinlich intensiv am Firmament empor.
„Wir sprachen von Kosmokraten und Chaotarchen", erinnerte der Journalist.
„Du gehörst zu den ersten offiziellen Stardust-Siedlern, die das Angebot der Regierung nutzen. Was bedeuten die Hohen Mächte für dich?"
Kopfschütteln. Zorn zeichnete sich in dem Gesicht ab. „So ist die Frage falsch gestellt. Es sollte besser heißen: Was sind wir für sie? Ameisen sind wir. Lächerlich kleine Ameisen, die sie bei jedem Schritt zertrampeln. Kein Problem, es gibt ja genug. Und wozu sind Ameisen schon nütze?"
„Ich glaube, mein Freund, du siehst das falsch. Das mag auf die Chaosmächte zutreffen, aber bestimmt nicht auf ..."
„Du weißt es besser? Natürlich. Warum fragst du mich, wenn du schon eine vorgefasste Meinung hast?"
„Ich bekomme soeben das Zeichen, dass wir zur Raumhafenlogistik umblenden. Deshalb nur noch eine letzte Frage: Glaubst du, am Ziel deiner Reise wird das anders sein?"
Achselzucken. „Darf ich nicht hoffen?
Ich weiß, wie es hier ist, und das gibt für mich den Ausschlag ..."
*
Albion-3-D setzte einen abrupten Schnitt. Ausgerechnet der Sender, der mit dem Bericht von Jirinia und Franck Jarantin in Millionen Terranern neue Sehnsüchte geweckt hatte, blendete um zu banalen Zahlen und hob wieder technisches Selbstverständnis in den Vordergrund.
Tausende Container säumten einen Ladebereich des Raumhafens. Die Kamera flog darüber hinweg wie über ein erstarrtes Meer. Endlose Reihen kantiger Stahl wurden übersichtlich geordnet von holografisch leuchtenden Ziffernkombinationen.
Nur wenige Frachtcontainer waren noch geöffnet. Lastenplattformen brachten in einem fort Maschinen und Rohstoffblöcke, mit denen die letzten Lücken gestopft wurden. Wie das Maul eines gefräßigen Urweltmonsters klappten die Fronttore eines der großen Standardcontainer SC3 langsam zu.
Erst dann war eine kommentierende Stimme aus dem Off zu hören.
„Wir erleben den Transport hautnah.
Während Kilometer entfernt der Ansturm der Siedler, ihrer Angehörigen und der Schaulustigen allmählich abflaut und die ersten hunderttausend schon ihre Plätze eingenommen haben, kommt endlich auch der Zustrom immer neuer Waren zum Erliegen. Es ist nur noch wenig privates Gepäck übrig, das in die tausend Frachtcontainer des Typs SC1 aufgenommen werden muss, dann schließen sich dort ebenfalls die Tore.
Währenddessen werden die ersten Container schon zu Paketen zusammengefügt. Einhundert des Typs 3 wurden freigegeben. Mit ihren Ausmaßen von 250
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