2441 - Die letzten vierzig
Weitem nicht die einzigen hilfreichen Ausrüstungsstücke, die man ihnen in den Einsatz mitgegeben hatte.
Jede Menge Gerät aus der SOL war im ersten ihrer beiden Spezialcontainer versteckt gewesen, mittlerweile ausgepackt und aufgebaut oder verteilt worden.
Laut Aussage der NKH-Aktivisten Kam To Gedda und Owwarmi durfte sich das Schatten-Kommando innerhalb der ihnen zugewiesenen Unterkünfte sicher fühlen. Die in den umliegenden Baracken einquartierten Delegationen respektierten die Intimsphäre anderer und waren dankbar, wenn sie ihrerseits von ungebetenen Besuchern verschont blieben. Und um Überwachungsanlagen in den eben erst fertiggestellten Rohbauten des Elysischen Dorfs zu installieren, hatte sowohl die Zeit als auch das Budget gefehlt.
Trotzdem waren die wertvollsten Schätze der Mom’Serimer unter Haufen übrig gebliebener Handelsgüter verborgen. Abermals ließ sich Sinco von den auf dem Flachdach und an den Begrenzungsmauern aufgestellten Wachtposten bestätigen, dass im weiten Umkreis alles ruhig blieb, dann erst zog er gemeinsam mit Gurli die unscheinbar wirkenden Tornister hervor.
Während sie den ihren umschnallte, beschlich sie eine Gefühlsmelange aus Ehrfurcht und Trauer. Der Sonderausstattung, die Gurli Grushgelaard eben anlegte, haftete der Hauch des Todes an.
Nicht nur 96 Mom’Serimer, darunter ihr Bruder Yalp, hatten im Kampf um die SOL ihr Leben gelassen. Auch zahlreiche Leichen von Mor’Daer-Soldaten waren im Hantelschiff zurückgeblieben – mit zum Teil intakten Rüstungen und Schutzanzügen!
Die für die Terraner interessanten Baugruppen konnten weder geöffnet noch sonst wie enträtselt werden. Die Terminale Kolonne TRAITOR wusste ihre technologischen Geheimnisse zu wahren. Dennoch waren die Funde kaum mit Hyperkristallen aufzuwiegen.
Denn nunmehr befand man sich im Besitz dreier Kolonnen-Funk-Armbandgeräte sowie zweier voll funktionsfähiger, tragbarer Dunkelfeld-Projektoren!
Sinco reichte ihr die Hand. „Bereit, Kadettin Grushgelaard?"
„Fertig, wenn du es bist, Kadett Venethos!"
*
Gurli verschwand.
Da sie leider nicht über zusätzliche Dunkelfilter verfügten, konnten sie sich gegenseitig nicht sehen. Der Ausdruck führte streng genommen in die Irre, denn die Anzugorter von Kolonnen-Angehörigen benutzten einen rechnerischen „Filter" und spezifische Peilsignale, um ihresgleichen zu lokalisieren.
Für jegliche andere Form von Ortung oder Tastung war ein von einem Dunkelschirm geschütztes Objekt praktisch nicht zu entdecken. Rein optisch wurde der Eindruck erweckt, als fehlte in der Umgebung etwas. Nur weil Sinco genau wusste, wo er zu suchen hatte, und sich intensiv darauf konzentrierte, nahm er die Andeutung eines tanzenden Schattens wahr. Uneingeweihte würden das Phänomen, falls sie es überhaupt bemerkten, für einen Lichtreflex oder eine kurze Sinnesirritation halten.
Hand in Hand schritten sie zum Ausgang. Für den Fall, dass sie in größerem Abstand agieren müssten, trugen sie Leinen am Gürtel, mit denen sie sich zusammenhängen konnten, um einander nicht zu verlieren. Kommunikation über Funk, selbst in Form extrem geraffter Impulse, war angesichts der Relaisstation nur die zweitbeste Lösung.
Als sie an Trest Harkanvolter vorbeikamen, der angestrengt immer noch auf die Stelle starrte, wo sie die Dunkelschirme aktiviert hatten, juckte es Sinco, dem Kleinen auf die Schwinge zu tippen.
Er verkniff es sich aber; solche Scherze untergruben die Autorität.
Bitter wurde ihm bewusst, wie viel von ihrer Unbeschwertheit sie alle seit der Aufnahme in die SOL-Nachwuchsakademie eingebüßt hatten ...
Im Freien passierten sie unbemerkt einen ihrer Wachtposten, dann betraten sie Neuland. Die Speicher ihrer Positroniken enthielten Luftaufnahmen der Riesenstadt Tablo Guz, die während des Landeanflugs der ONDRUFU angefertigt worden waren. Inzwischen hatten sie darauf den Standort ihrer Unterkunft ermittelt und sich die Topographie der umliegenden Gebäudeblöcke eingeprägt.
Doch wie sagte der Walfisch so schön, oft und eindringlich: „Realität, Wichtigwichtel, ist immer etwas ganz anderes!"
*
ALARM!, blinkte die Schrift auf Davam-Düürs Holokubus.
Sie befand sich in ihrem Amtssitz, der einmal ein Prachtbau gewesen war. Nun gähnte Leere in den meisten Räumen. Sie hatte längst alles irgendwie Entbehrliche an Bedürftigere verteilt. Tröpfchen auf heißen Stahl, denn die Not nahm kein Ende ...
Der Anruf kam aus der ehemaligen
Weitere Kostenlose Bücher