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2443 - Eschers Plan

Titel: 2443 - Eschers Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Finsternis gewesen, die absolute Lichtlosigkeit, in der der Tod und das Verderben lauerten und ...
    „Halt!", sagte er, um sich selbst zur Ordnung zu rufen.
    Dr. Laurence Savoire schwang die Beine aus dem Bett und verdrängte entschlossen die Visionen der Vergangenheit. Momentan zählte nichts als die Gegenwart. Was immer geschehen sein mochte, es war das Beste, nüchtern und sachlich damit umzugehen. Panik und irrationale Ängste waren kontraproduktiv.
    Er saß auf dem Bett und stützte prüfend beide Hände an den Seiten seines Körpers ab. Er fühlte den leichten Widerstand der Matratze. Tief saugte er die Luft durch die Nase ein und roch das harzige Öl, das er gerne auf das Laken träufelte.
    Die Muskeln seiner Oberschenkel zuckten unkontrolliert. Dies war sein Bett, war die Decke, die er gestern Abend über sich gebreitet hatte.
    Er erhob sich und starrte in die Finsternis. Es fiel ihm schwer, das Gleichgewicht zu halten. Wenn er sich tatsächlich in seinem Quartier befand, musste seitlich neben dem Bett der Stuhl stehen, auf dem er jeden Abend seine Kleider ausbreitete.
    Hastig drehte er sich um.
    Scharfer Schmerz breitete sich vom Schienbein aus. Schwere Stuhlbeine knarrten über den Boden. Dr. Savoire bückte sich, rieb über die Stelle, die er an der metallenen Querstrebe des Stuhls angeschlagen hatte. Die Haut brannte, als er sie berührte, und durch ein wenig Blut fühlte sie sich schmierig an.
    Ihm wurde schwindelig. Sein Verstand sagte ihm glasklar, dass er hyperventilierte, doch was nutzte die Erkenntnis, wenn die Panik verhinderte, ihr eine entsprechende Handlung folgen zu lassen?
    Mit weit offenem Mund ließ er sich wieder auf die Matratze fallen. Das Bett knarrte.
    Während er sich auf die Unterlippe biss, fragte er sich, ob sämtliche Technik an Bord der RICHARD BURTON ausgefallen war. Herrschte deswegen solche Schwärze wie in einer Vorgewitternacht auf Diakat?
    Der Schwindel bewirkte Übelkeit.
    Nicht daran denken ... ich darf nicht daran denken!
    Savoire kannte sein Problem genau, konnte ihm den wissenschaftlich korrekten Namen geben: Achluophobie – die Angst vor der Dunkelheit. In diesem Augenblick wurde dem Wissenschaftler klarer als je zuvor, wie sinnlos solche Begriffe waren ... sie halfen nicht.
    Er sprach nicht gern darüber. Es ging niemanden etwas an, und bei psychologischen Eignungstests war es leicht, diese kleine Macke zu vertuschen. Selbst die fähigsten Kosmopsychologen waren von Savoire stets leicht getäuscht worden.
    Niemand hatte es je bemerkt, als er seine Karriere in der Waringer-Akademie und danach beim damaligen Geheimprojekt ESCHER angetreten hatte.
    Schlechtes Gewissen plagte ihn deswegen nicht – schließlich beeinträchtigte es seine Arbeit nicht. Und wo gab es schon einmal völlige Dunkelheit? An Bord eines Raumschiffes wie der RICHARD BURTON schon gar nicht, es sei denn, man legte es gezielt darauf an.
    An tausend Orten leuchteten Anzeigen, schimmerten Richtungspfeile, brannten Notbeleuchtungen.
    Für einen Diakater gab es keine absolute Finsternis – die einst von Terra gekommenen Siedler hatten sich im Laufe der Generationen durch genetische Optimierung an die Bedingungen ihrer Heimatwelt angepasst. Zwar verfügten sie nur noch über ein Auge, doch dieses war extrem leistungsfähig. Es besaß zwei Pupillen und einen hochkomplexen visuellen Kortex, der es ermöglichte, Licht im Infrarot- und UV-Bereich zu sehen.
    Nur in diesem Augenblick nicht.
    Die Übelkeit kroch von seinem Magen aus durch das Gedärm. Er spürte einen sauren Geschmack im Mund. Angewidert verzog er das Gesicht und schluckte mehrfach, ohne das Brennen am Zungengrund vertreiben zu können.
    Automatisch griff er in die Ecke neben dem Bett, in der stets eine Flasche Wasser stand, das er mit einem Hauch Palisa-Fruchtsaft angereichert hatte. Schon der erste Schluck wusch die scharfe Magensäure weg.
    Dann hieb Savoire – viel stärker, als nötig gewesen wäre – auf den Sensor, der die Kabinenbeleuchtung anschaltete.
    Oder anschalten müsste.
    Außer einem Knacken geschah nichts.
    Keine Veränderung. Es blieb dunkel.
    Sein Atem ging schwer, jeder Atemzug schien unendlich viel Kraft zu kosten.
    Denn er hörte, dass das Licht sehr wohl angegangen war. Da war dieses leise, charakteristische Summen.
    „Die Negasphäre", murmelte er leise, als wolle er sich selbst Mut zusprechen.
    Das musste es sein. Das bot die Erklärung für diesen seltsamen Umstand. Die BURTON flog nicht umsonst in der Nähe einer

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