2443 - Eschers Plan
Ausstrahlung. Dein ständiger Begleiter Merlin Myhr ist bei dir."
„Kunststück", sagte dieser. „Die Parapositronik bedauert den Vorfall. Dennoch wirst du benötigt. Deine Position als Erster Kybernetiker ist von keinem anderen auszufüllen. ESCHER ist bereit, dir Hilfestellung zu geben. Die Rechenvorgänge in der Hyperdim-Matrix laufen. Alle Prozessoren beschäftigen sich mit diesem Thema."
Savoire ging weiter, streckte die Hand aus, um nicht gegen das Pult zu prallen.
„Du bist noch mehr als zwei Meter entfernt", sagte Astuin. „Deine Erinnerung ist getrübt. Lerne, deine anderen Sinne zu nutzen."
Am liebsten wäre Savoire auf den Avatar losgegangen, um ihn zu würgen – doch selbst wenn das gelungen wäre, hätte es keinerlei Effekt erzielt. Astuin und Myhr waren keine biologischen Lebewesen, denen auf diese Weise Schaden zuzufügen war, sondern lediglich pseudomaterielle Projektionen der Parapositronik. Die Avatare besaßen die Form der beiden Menschen, die Pal Astuin und Merlin Myhr einst gewesen waren. Die TLD-Agenten waren nun Prozessoren, Bewusstseinsinhalte in ESCHERS „Inner Space", zwar in gewisser Weise noch diejenigen, die sie einst gewesen waren – aber auch Teil eines größeren Ganzen.
Teil des Kollektivs „Parapositronik".
Deshalb unterdrückte der Diakater seine Wut und ging die letzten Schritte, bis er das Pult erreichte. „Richtet ESCHER aus, dass ich nicht weiß, ob ich in der Lage sein werde, meine Aufgabe zu erfüllen. Mir ist außerdem unklar, wie die Parapositronik mir helfen sollte. Die Mediker ..."
„Haben Analysen durchgeführt", beendete Merlin Myhr den Satz. „Das wissen wir. Wir kennen auch die Ergebnisse.
Dein Auge hat jede Funktion eingestellt, die Rezeptoren sind abgestorben, ohne dass ein Grund dafür vorliegt. Zumindest kein Grund, den sie erkennen können. Die Prozessoren sind jedoch sicher, dass es einen solchen Grund geben muss.
Noch fehlen Fakten, um zu einem Ergebnis zu gelangen. Wir sind an der Arbeit.
Sag selbst, Savoire – kann es Zufall sein, dass wir uns im Umfeld einer Negasphäre bewegen?"
„ESCHER ist der Ansicht, dass es damit zusammenhängt?"
„Es gibt noch kein Ergebnis."
„Warum sollten dann keine anderen Besatzungsmitglieder betroffen sein?
Nur bei mir zeigt sich dieses Symptom."
„Wie viele Diakater halten sich an Bord der RICHARD BURTON auf?"
In der Tat lag diese Frage näher als jede andere. Hatte Laurence Savoire schlicht und einfach Pech gehabt? Existierte in dieser Region des Alls ein Naturphänomen, auf das nur er aufgrund seiner speziellen biologischen Voraussetzungen reagierte?
„Die Antwort kennst du selbst", stellte Merlin Myhr fest. „Aber deswegen sind wir nicht zu dir gekommen. Wir haben dir ein Angebot zu machen. Denk über deine Lage nach, Erster Kybernetiker, damit ESCHERS Worte auf fruchtbaren Boden fallen. Wir kehren bald zurück."
Im nächsten Moment spürte Savoire, dass er allein im Raum zurückblieb. Die beiden Avatare verhielten sich nicht etwa nur still, sondern hatten ihren projizierten Körper aufgelöst, um in die Hyperdim-Matrix zurückzukehren.
Hyperdim
Ein Lichtfunke strahlt in der Ewigkeit gleißender Helligkeit stärker als seine Umgebung und explodiert in einem Farbenrausch, ehe seine Bruchstücke wieder an seinen Entstehungsort schwärmen und sich vereinigen.
Zwei höhlenartige Schattengebilde liegen nebeneinander, wuchern in die Lichtebene. Sie füllen sich mit der Substanz zweier Prozessoren, die Tiefe wölbt sich in die Höhe. Aus den Schatten formen sich sprühende Lichtknoten, die die aktive Position zweier Prozessoren in der Hyperdim-Matrix der Parapositronik ESCHER kennzeichnen.
Signal Merlin Myhr: „Eine Entscheidung steht bevor."
Signal Pal Astuin: „Noch ist Zeit."
„Dennoch ist ESCHER in Unruhe."
„Unruhe?" Astuins Lichtknoten sondert Strahlenfunken der Erheiterung ab.
„Wohl eher Vorfreude."
„Auf das, was kommen wird? Wie kommt es, dass du in solchen sterblichschwachen Bahnen denkst? ESCHER rechnet und testet die Wahrscheinlichkeiten, mehr nicht."
„Jeder Prozessor ist ein Individuum", sendet Astuin einen Impuls, nur an Merlin Myhr, denn keiner der anderen Prozessoren soll ihn empfangen. Noch nicht.
Seitdem Krieg in ESCHER herrschte und die Situation die Notwendigkeit dazu gebar, ist es für die beiden Avatare auch in der Hyperdim-Matrix ein Leichtes, sich aus dem Kollektivdasein zu lösen und ihre Gedanken und Rechenleistungen zu individualisieren.
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