Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2443 - Eschers Plan

Titel: 2443 - Eschers Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Zorn auf. „Sieht sie das?
    Ich kann das nicht beurteilen, Fria, denn ich sehe nichts."
    „Du erinnerst mich überhaupt nicht an einen Zyklopen. Deine linke Augenhöhle ist zugewachsen, nicht mehr. Wie bei allen Diakatern. Also hattest du von Geburt an nur ein Auge."
    „Wer will das wissen?"
    Die Kosmopsychologin ignorierte ihn weiterhin. „Ich hingegen habe meine beiden Augen durch eine Krankheit im Alter von vier Jahren verloren. Die Augäpfel wurden chirurgisch entfernt und durch Imitate ersetzt. Sie sehen gut aus, sagen mir die Leute, aber sie sind nutzlos. Ich brauchte sie nicht. Eine rein optische Schönheitskorrektur."
    Die Worte trafen ihn wie ein Schlag. „Du bist blind?"
    „Erwähnte ich es nicht?", fragte sie sanft.
    „Du hast es die ganze Zeit nicht ein einziges Mal ..."
    „Weil es keine Rolle spielt. Ich bin blind. Ich lebe damit. Ich bin gut in meinem Job. So gut, dass ich ausgewählt wurde, mit auf die RICHARD BURTON zu gehen. Und du, Laurence, bist ebenso gut in deinem Job."
    „Ich – ich weiß nicht, was ich ..."
    „Dann sag gar nichts. Und geh wieder an deine Arbeit. ESCHER braucht dich.
    Und ob es uns gefällt oder nicht, wir brauchen diese Parapositronik. Also geh und tu das, was du tun musst, damit die RICHARD BURTON ihre Aufgabe erfüllen kann."
    „Wieso hast du die ganze Zeit über nicht erwähnt, dass du auch blind bist?"
    Erst als er diese Worte ausgesprochen hatte, dämmerte ihm, wie gewaltig dieser Zufall war.
    „Weil es nicht stimmt. Ich habe gelogen, Laurence. Aber es hätte wahr sein können. Ich habe etwas für dich."
    Im nächsten Augenblick fühlte er einen kantigen, kleinen Gegenstand zwischen den Fingern. Er ließ den kleinen Datenkristall in der Tasche seiner Hose verschwinden.
    „Hör es dir an."
    „Irgendwann vielleicht. Jetzt habe ich anderes zu tun." Seit die BURTON aufgebrochen war, waren niemals länger als zehn Stunden vergangen, ohne dass er ESCHER konsultierte. Nun jedoch war er seit einem Vielfachen dieser Zeit nicht im zentralen Kontrollraum gewesen.
    Ein Fehler.
    Dr. Savoire stand auf, wandte sich dem Ausgang zu, den er inzwischen auch ohne Hilfe fand. Vor dem Schott setzte er sich auf den kleinen Schweberobot, der ihn fatal an eine mobile Roll-Einheit erinnerte, wie sie die Alten auf Diakat nutzten, die unter dem Traxit-Muskelschwächesyndrom litten. Den Robot konnte er per Sprachbefehl dirigieren und so zuverlässig jeden Ort der RICHARD BURTON erreichen.
    Doch ehe er sein Ziel nannte, wandte er sich noch einmal an die Kosmopsychologin. Das eine Wort kostete ihn unendliche Mühe: „Danke."
     
    *
     
    „ESCHER?", rief Savoire in den leeren Raum.
    Das Wort hallte wider, viel stärker als je zuvor. Zumindest viel stärker, als Dr.
    Laurence Savoire es je zuvor wahrgenommen hatte. Seltsam – er hatte geglaubt, jeden Winkel des Raums zu kennen, doch die Atmosphäre an diesem Ort hatte er nie erspürt.
    Dies war mehr als nur der Platz, an dem das zentrale Kontrollpult stand, über das er Kontakt mit der Parapositronik aufnehmen konnte. Es gab an diesem Platz etwas, einen Hauch, eine Präsenz, die mit den nüchternwissenschaftlichen, mit den sinnlichkonkreten Sinnen nicht erspürt werden konnte.
    War dies ... ESCHER? Der eigentliche Kern der Wesenheit, deren wahre Natur niemand begreifen konnte?
    „Halt an!", befahl Savoire. Der Schweberobot stoppte.
    Der Diakater erhob sich und ging genau in die Richtung, in der er das Kommunikationspult wusste. Jeder Schritt kostete Mühe. Am ersten Tag nach der Erblindung war es ihm unmöglich gewesen, geradeaus zu laufen. Sein Gleichgewichtssinn hatte vor dieser scheinbar einfachen Aufgabe kapituliert, weil die optischen Bezugspunkte fehlten. Erst an diesem Vormittag hatte er die Kontrolle über seinen Körper wenigstens in dieser Hinsicht wiedererlangt.
    „Savoire", hörte er eine Stimme. „Es wird Zeit, dass du kommst, Erster Kybernetiker. Wir haben auf dich gewartet."
    Er wusste, wer da zu ihm sprach, obwohl der andere nicht körperlich war, keinen Geruch verströmte und keine Geräusche verursachte. „Pal Astuin."
    „ESCHER hat von deiner Unpässlichkeit Kunde erhalten."
    Unpässlichkeit. So also beurteilte die Parapositronik das Desaster, das Savoires Leben zerstörte. „Jemanden an der Stimme zu identifizieren, den man so lange kennt, wie ich die beiden Avatare der Parapositronik kenne, ist das geringste Problem. Ich spüre zum Beispiel, dass du nicht allein gekommen bist. Da ist noch eine andere

Weitere Kostenlose Bücher