2445 - Geschöpf des Chaos
endlich.
Er sah Mondra an. Die Terranerin saß wie unbeteiligt bei ihnen, doch ihrem Blick entging nichts. Ihr Augen waren aufmerksam und hellwach. Es kam ihm vor, als schauten sie direkt in ihn hinein, tiefer, als ihm lieb sein konnte. „Weshalb tut ihr das? Was ist die Gegenleistung, die ihr erwartet? Niemand gibt etwas ohne Sinn."
„Manchmal ist das Geben der Sinn", sagte Rhodan.
Und der Dual wiederholte die drei Begriffe aus Rhodans Worten, die sich zu einer unauflösbaren Fessel zu verbinden begannen, deren Druck weitaus stärker sein würde, als es die Kralle des Laboraten je gewesen war. Seltsamerweise wusste er dies und ließ es dennoch geschehen.
Verbündete.
Freunde.
Vertrauen.
*
Nein!
Ekatus Atimoss duckte seinen Geist unter der Fessel aus Begriffen weg.
Jeder seiner Köpfe fixierte einen der beiden Humanoiden: Ekatus Rhodan und Atimoss Diamond.
Schließlich lachte der Dual rau und verächtlich aus dem Reptilmund des Ekatus Ajastoreus.
„Ihr wollt mich beugen", sagte er bitter. „Mit euren schönen Worten in die Knie zwingen."
„Es liegt an dir und uns, sie mit Leben zu füllen", widersprach Mondra Diamond kühl. „Du fragst dich, weshalb Perry Rhodan dir das alles anbietet? Warum er dir diese Chance gibt?"
„Eine Chance!", zischte der Dual sie an. „Wie groß muss eure Arroganz sein, mir eine Chance zu bieten!"
„Halte es für Arroganz, wenn du magst." Die schlanke Frau verzog keine Miene. „Aber sie beinhaltet auch einen gewaltigen Vertrauensvorschuss unsererseits."
„Ich höre", zwang er sich zu sagen.
Was hatte er zu verlieren? Er war gespannt, was sie sich hatten einfallen lassen.
„Als ständiger Gast an Bord der JULES VERNE hast du Zugang zu den Rechnersystemen des Schiffes – und damit zum Wissen der Terraner und ihrer Verbündeten."
„Wie viel davon?"
„Zu unserem ganzen Wissen!" Mondra Diamond starrte ihn an. In ihren großen, dunklen Augen funkelte es.
Der Dual schwieg einen Moment. Das gesamte Wissen der Fremden ... einschließlich dessen um ihre Herkunft und ihre wahren Ziele. Sie hatte recht. Das war ein gewaltiger Vertrauensvorschuss, wenngleich insofern risikolos, als er dieses Wissen nicht mit TRAITOR teilen konnte.
Und auch gar nicht wollte. Sie hatten nämlich recht, wie er sich eingestand: Die Terminale Kolonne hatte sich im Namen des Chaos an den Lehren des Chaos vergangen. Sie tötete und quälte in seinem Namen. Statt eines ewigen Wandels, Werdens und Vergehens erstickte sie das Leben und seine Wildheit. Er hatte in ihrem Namen Dinge getan, für die er sich bitter verachtete. Rhodan und seine Freunde standen dem, was er für richtig hielt, näher als die Kolonne – so paradox das klingen mochte.
Mondra deutete sein Schweigen falsch.
„Wovor hast du solche Angst? Wieder das Falsche zu tun? Eine Freundschaft zu wagen? Vertrauen zu geben und zu nehmen, immer auf die Gefahr, schlimmer enttäuscht zu werden als vorher?"
Ekatus Atimoss stand auf.
„Ich will versuchen, euch zu verstehen."
Nur dieser eine Satz.
Perry Rhodan seufzte. Es klang erleichtert.
Der Dual wendete sich wieder ihm zu. „Aber verratet mir eines: Weshalb glaubt ihr, mir trauen zu können?"
Es war Mondra, die antwortete. „Weil wir keine andere Wahl haben."
Das verstand Ekatus Atimoss. „Ihr erhofft euch von mir wichtige Informationen und Dienste."
„Das ist richtig." Rhodan stand auf und griff nach der Hand der Ekatus-Hälfte. „Du warst ein wichtiger Teil der Terminalen Kolonne, hast tiefe Einsichten in ihre inneren Mechanismen gewonnen. Du kennst TRAITORS Stärken und Schwächen also viel besser als jeder von uns. Wir werden nehmen, was du uns zu geben bereit bist – nicht mehr und nicht weniger. Und wir werden versuchen, dein Leben zu schützen, so gut wir es eben vermögen. Du magst an Bord der JULES VERNE zwar letztlich in deinen Bewegungen von uns abhängig sein, aber andererseits sind wir auch für dich verantwortlich."
„Diese Art zu denken ... verstehe ich ...
zumindest ein wenig besser als das, was du anfangs sagtest. Einverstanden. Aber da wir schon dabei sind, gute Freunde zu werden, verratet mir, woher ihr wirklich kommt."
Die beiden wechselten einen Blick, der beinahe allzu vertraut wirkte, als wären die beiden ebenfalls ein Dual. Dann sprach Mondra Diamond.
„Die JULES VERNE ist dir erstmals in ihrer Heimat erschienen – allerdings kommt sie aus einer sehr fernen Zeit, die für dich rund zwanzig Millionen Jahre in der Zukunft liegt. In
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