2447 - Warten auf Xrayn
Absicht, niemand anderem zu vertrauen, als sich selbst.
Vertraue niemandem, hatte sie gedacht. Nicht einmal Perry Rhodan, der Einzige, zu dem du dich seit Jahrhunderten hingezogen gefühlt hast ...
Ihr wagemutiger Einsatz hatte einen bestimmten Grund gehabt. Sie trug die Beinschienen und den Brustpanzer der Nachtlicht-Rüstung unter ihrem Schutzanzug und hoffte, die beiden Komponenten könnten trotz des fehlenden Vektor-Helms in irgendeiner Weise besondere Aufschlüsse über die Negane Stadt geben.
Ein Irrtum.
Sie war leichtsinnig gewesen, hatte jede Warnung in den Wind geschlagen.
Oder hatte alles Pech gehabt, das man nur haben konnte.
Die MAYUKI-10 flog selbstverständlich ohne Schutzschirme, mit passiver Ortung und geringstmöglicher Energieemission, um sich nicht der Entdeckung preiszugeben. Das war der erste Fehler gewesen. Ein offener Anflug hätte vielleicht gar nichts ausgemacht. So getarnt hingegen wurde sie sofort als Spion erkennbar.
Der Aufklärer fiel in unmittelbarer Nähe eines gewaltigen Objekts in den Normalraum zurück, das zuvor praktisch unsichtbar gewesen war. Es war über 50 Kilometer lang und 15 breit, auf den ersten Blick eine gigantische Stadt, die allein durch den Weltraum trieb.
Sie konnte nur Vermutungen anstellen, worum es sich dabei handelte: wahrscheinlich um ein einzelnes Quartier, das darauf wartete, mit den anderen zur Neganen Stadt zusammengesetzt zu werden.
Im nächsten Augenblick verlor sie abrupt die Orientierung. Sie wusste nicht mehr, wo sie war, was mit ihr geschah, konnte die Kontrollen der MAYUKI-10 nicht mehr bedienen.
Das Objekt ist von Strangeness-Effekten umgeben!, wurde ihr klar.
Daran lag es hauptsächlich, dass ihre Reaktion sich verzögerte, als ein Waffenstrahl ihren Aufklärer traf und mit dem ersten Schuss lahmlegte. Wehr- und schutzlos trudelte sie in den Trümmern des Standard-Beiboots durchs All.
Weshalb hatte sie überhaupt diesen Alleingang unternommen?
Als hätte mir jemand diese Aktion in einem grausamen Leitfaden vorgeschrieben.
Sie wusste es nicht mehr zu sagen, doch jedes Quäntchen Bissqual war die angemessene Strafe für diese unsinnige Entscheidung.
Als ihr Schiff den Treffer abbekam, hatte sie noch erkannt, dass sie in Gefangenschaft geraten würde, und sämtliche Datenbestände der MAYUKI-10 gelöscht. Schon damals hatte sie kurz über Selbstmord nachgedacht ... und wurde genau in diesem Augenblick von einem Paralysestrahl getroffen.
Als sie die Lähmung überwunden hatte, nahm man ihr den Schutzanzug, die Fingerringe, die Kleidung, die Beinschienen und den Brustpanzer der Nachtlicht-Rüstung ab. Sie wachte in einem Kittel auf, unter dem sie jedoch alle traditionellen Schichten ihrer Unterwäsche trug, als wüssten ihre Häscher ganz genau, welche Gebräuche ihr Volk pflegte.
Und nun vermutete sie, dass man schon damals ihre Sonnen-Aura erkannt hatte. Dass alles, was danach geschehen war, nur ein böses Spiel war, ein hässlicher Plan, ihr wichtige Informationen zu entreißen.
Was andererseits vielleicht der einzige Grund war, wieso man sie nicht getötet hatte. Die assomgischen Kerkermeister hatten versucht, ihr so schnell wie möglich so viel Wissen wie es nur ging zu entlocken. Sie mussten begriffen haben, dass ihnen durch Zufall eine wichtige Persönlichkeit der Gegenseite in die Hände gefallen war, und wollten nicht warten, bis die Kralle für klare Verhältnisse sorgte.
Sie hatten wirklich alles versucht. Mit psychologischen Mitteln, den Bergläusen und zahlreichen anderen Attacken, mit brutaler körperlicher Folter, mit Erniedrigungen, schließlich mit paranormaler Folter, dem Assomga-Biss.
Warum nicht mit Medikamenten?
Vielleicht hatten die Assomga von Anfang an gewusst, dass sie aufgrund ihrer speziellen Physiologie auf Medikamente oder Drogen so gut wie gar nicht reagierte.
Kamuko hatte jeglicher Folter widerstanden.
Aber nicht nur die Kralle lauerte als weitere Bedrohung in den Schatten ihres Geistes. Was hatte der widerwärtige Gremsa noch gesagt? Sie sei vorgesehen zur Befragung durch den Chaopressor.
Durch KOLTOROC.
Wahrscheinlich hatte man sie mit der Kralle des Laboraten präpariert, damit sie ihre Geheimnisse nicht mehr länger wahren konnte, sondern aus freiem Willen zu KOLTOROC sprach. Vor einer Superintelligenz konnte man ohnehin keine Geheimnisse bewahren.
Wie KOLTOROC sich wohl anfühlte?
Konnte es auch nur im Entferntesten mit ARCHETIM vergleichbar sein? Sie hoffte, dass dem nicht so war, denn sie
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