2447 - Warten auf Xrayn
wollte KOLTOROC hassen, so wie sie ARCHETIM liebte.
Nicht nur ihr Körper schmerzte an unzähligen Stellen und wurde immer wieder von Krämpfen erschüttert, auch ihr Geist destabilisierte sich zusehends, wurde von einem inneren Kampf gepeinigt. Das Wühlen in ihrem Kopf ließ kaum noch einen klaren Gedanken zu.
Außer bei wenigen Gelegenheiten wie gerade eben, wenn ihr Ich sich noch einmal gegen das Flüstern in ihrem Kopf durchsetzen konnte, gegen die unerträglichen Schmerzen.
In solchen Augenblicken wusste sie, dass sie verloren hatte. Sie konnte jeder konventionellen Folter widerstehen, auch dem Biss der Assomga. Eher würde sie sterben, als etwas zu verraten.
Aber wie sollte sie den Kampf gegen die Kralle aufnehmen? Sie konnte sich immer nur einreden, dass sie nicht nachgeben, nichts verraten würde, aber sie würde nicht mehr lange durchhalten.
Und da war es schon wieder, das Wispern, das immer deutlicher, immer lauter, immer mächtiger wurde.
Gib den sinnlosen Kampf auf ... wende dich endlich der richtigen Seite zu ... der des Chaos ...
„Nein", flüsterte sie.
Wie lange war es schon her?
Seit wann vegetierte sie in der Gewalt der Assomga, nach wie vor an jenem Ort, über den sie nicht mehr wusste als seinen Namen ... Neganer Kerker? Seit wann leistete sie Widerstand? Wann würde die Kralle des Laboraten sie geistig unterwerfen?
Wie lange ...?
4.
Gucky schaute von den Plänen des Kerkers auf. „Auch wenn in der Neganen Stadt eine Laisserfaire-Haltung herrscht, an der unter Leitung des Neganen Beamtenkorps offensichtlich Milliarden Personen beteiligt sind, ist bei der Absicherung des Neganen Kerkers leider davon nichts zu spüren."
Commander Pothawk sah ihn fragend an. „Lässefäär?"
„Gewähren lassen", erklärte der Mausbiber. „Hauptkennzeichen eines Liberalismus, der Eingriffe von oben für schädlich hält und von der Selbstregulierung des Geschehens überzeugt ist."
Er zeigte den Nagezahn. „Wenn man es genau nimmt, ist das sogar eine richtig gute Beschreibung für das Chaos und seine Absichten."
„Ach?", sagte der König der Laosoor.
Gucky nickte nachdrücklich. „Stell dir ein kleines Zimmer vor, in dem ein Kind deines Volkes wohnt. Wirf noch etwas Müll zu dem, der sowieso dort liegt, verschließe es luftdicht und drehe die Heizung hoch. Was passiert? Die Entropie wird enorm beschleunigt, und schon bald ist eine Zone entstanden, in der kein normales Wesen unseres Universums mehr leben kann. Außer Kindern natürlich, die einen Heidenspaß daran haben, die Maden einzusammeln und zu verdrücken."
„Maden sind sehr schmackhaft und eine wichtige Nahrungsergänzung."
Der Mausbiber verdrehte die Augen. „Na schön, drücken wir es anders aus.
Aus welchen Gründen auch immer, in der Neganen Stadt lassen die Machthaber die Zügel locker. Man kommt so gut wie unkontrolliert hinein, kann dort so ziemlich machen, was man will, ohne weiteres mit seinem eigenen Gleiter durch die Gegend fliegen, wichtige Datenzentren sind nur unzureichend gesichert ... das nackte Chaos eben. Wenn man Glück hat, regeln ein paar Polizisten den Verkehr oder achten darauf, dass es nicht zu Mord und Totschlag kommt.
Wobei ich einmal behaupten möchte, dass es den Machthabern eigentlich schnurz ist, wenn sich ein paar Claqueure im Drogenrausch oder aus schlichter Habgier gegenseitig umbringen. Sie haben ja genug davon."
„Worauf willst du hinaus?" Gucky merkte dem Commander allmählich die Ungeduld an.
„Warum haben die Machthaber diesen Neganen Kerker überhaupt errichten lassen? Und darüber hinaus so stark gesichert? Kommt dir das nicht auch seltsam vor, o mein König?"
Pothawks Fell am Hinterkopf sträubte sich. Ob wegen der Respektlosigkeiten oder aus echtem Erklärungsnotstand, konnte Gucky nicht sagen.
„Wenn man das Risiko auf sich nimmt, derartige Mengen Besucher und Claqueure zur Tempolaren Zeremonie in die Stadt zu holen", antwortete der Hightech-Dieb schließlich, „muss die Stadtpolizei auch eine Möglichkeit haben, besondere Gefangene an einem besonders gesicherten Ort unterzubringen."
„Ja, aber wie will sie besondere Gefangene überhaupt erwischen, wenn sie gar nicht nach ihnen fahndet?"
„Nicht die üblichen Störenfriede, Amokläufer und Mörder, die es bei Milliarden Besuchern zuhauf gibt", fuhr Pothawk unbeeindruckt fort. „Im Neganen Kerker sind ausschließlich Gefangene von übergeordneter Bedeutung untergebracht."
„Was für Generalin Kamuko sicherlich
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