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245 - Geisterstadt Washington

245 - Geisterstadt Washington

Titel: 245 - Geisterstadt Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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deuteten es als gutes Zeichen: »Das Ding bewegt sich. Womöglich zieht es sich endlich zurück«, munkelten sie und ahnten nichts von den Hautlappen der Kreatur, die ihnen nach und nach die Atemluft abgruben.
    Nur der Führungsstab wusste die Wahrheit: dass die Körpermasse während der Aktion der beiden Androiden in Bewegung geraten war. Und dass man danach nichts mehr von Takeo und Shiro gehört hatte.
    Viele Stunden diskutierten die anwesenden Stabsmitglieder, was nun geschehen sollte. Um den runden Tisch saßen die Präsidentin Alexandra Cross selbst, der Hohe Richter Black, General Diego Garrett, Captain Percival Roots und Miss Honeybutt Hardy, die ihren kleinen Sohn Samuel Aiko bei sich hatte. Das winzige Baby lag in einem mit Decken gepolsterten Wäschekorb hinter Hardys Stuhl und schlief.
    Seit dem Mittag war der Funkkontakt zu den beiden Androiden nun schon abgebrochen. Man war sich inzwischen sicher, dass beide von dem Ding erwischt worden waren. Nach dem Scheitern der Mission blieb nur noch die Hoffnung, dass die Kreatur sich von alleine zurückziehen würde. Die Aussichten standen nicht schlecht: Nach den vergangenen Regenwochen schlug nun endlich das Wetter um. Wollte man den meteorologischen Vorhersagen der Bunkerwissenschaftler trauen, würden die nächsten Tage sehr heiß werden. Die Hitze könnte das Wesen tatsächlich zum nahe gelegen Potomac treiben.
    Auf jeden Fall musste es innerhalb der nächsten drei Tage geschehen. Denn nur so lange würde die Atemluft im Bunker noch reichen. Falls die Kreatur sich nicht in dieser Zeit zurückziehen würde, sollte »Plan B« in Kraft treten. Diesen hatte General Diego Garrett ihnen gerade ausführlich erörtert.
    Plan B sah vor, die obererdigen Notausgänge aufzusprengen und die Leute nach draußen und aus der Stadt zu schaffen – vorbei an den durch die Detonationen entstandenen Ablegern der Kreatur. »Eine solche Aktion würden laut unseren Statistikern nur zwanzig Prozent überleben«, schloss der General seinen Bericht. Mit geröteten Wangen blickte der untersetzte Mann einen nach dem anderen an. »Ladies und Gentlemen, das ist nicht viel. Aber es ist mehr, als wir erhoffen können und allemal besser, als hier unten auf den Tod zu warten!«
    Auch wenn diese Aussicht Betroffenheit auslöste, war man sich in diesem Punkt einig. Uneinig war man sich noch darüber, wann ein Stoßtrupp aufbrechen sollte, um nach den beiden vermissten Androiden zu suchen.
    General Diego Garrett hatte bereits einen Trupp bestehend aus Elitesoldaten zusammengestellt und wollte am liebsten sofort eine Rettungsaktion starten. Doch die Hardy und Captain Roots waren dagegen. »Takeo hat uns vor seinem Aufbruch ganz klare Anweisungen gegeben. Danach sollten wir, falls etwas schief läuft, unbedingt vierundzwanzig Stunden warten«, beharrte Honeybutt. Dabei verschränkte die Afromeerakanerin die Arme vor ihrem üppigen Busen und funkelte General Garrett aus dunklen Augen an.
    »Das ist doch eine inkompetente Vorgehensweise«, ereiferte sich der General, um dessen Nerven es nach dem heutigen Tag nicht gerade bestens bestellt war. »Wir alle wissen, dass Takeo Alleingängen zugeneigt ist –«
    Captain Percival Roots unterbrach ihn. »Entschuldigen Sie, Sir. Takeo ist nicht nur einzigartig ausgerüstet, sondern auch erfahren genug, um eine solche Situation richtig einzuschätzen und mit ihr umzugehen. Außerdem bedenken Sie: Sein Partner Shiro war fast einen ganzen Tag lang im Leib der Kreatur eingeschlossen – bis sie ihn unversehrt wieder ausgespuckt hat. Offensichtlich verträgt diese Kreatur kein Plysterox. Warten wir doch einfach die vierundzwanzig Stunden ab.« Der junge Mann mit den schwarzen Dreadlocks warf seinem Ziehvater einen herausfordernden Blick zu.
    Während Garrett nun mit Gegenargumenten aufwartete, wunderte sich Mr. Black zum wiederholten Male, wie sehr der schwarzhäutige Roots in den letzten Monaten an Selbstbewusstsein gewonnen hatte. Gleichzeitig erinnerte ihn dessen bloße Anwesenheit schmerzlich an Collyn Hacker, der in den Appalachen als verschollen galt. Collyn hatte sehr für den gut aussehenden Scharfschützen und ehemaligen Sergeant Roots geschwärmt. Lebte Hacker noch? Black fuhr sich über sein kantiges Gesicht. Womöglich hatte er selbst seinen engsten Mitarbeiter in den Tod geschickt.
    Er wollte nicht daran denken und versuchte sich wieder auf die Worte des grauhaarigen Generals zu konzentrieren. Der war jetzt dazu übergegangen, seinen Ziehsohn

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