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245 - Geisterstadt Washington

245 - Geisterstadt Washington

Titel: 245 - Geisterstadt Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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U-Bahnhof bewachte.
    Doch der Mann aus dem Südosten wusste, dass die Anzahl in dieser Situation bedeutungslos war. Eine Horde aufgebrachter Menschen war immer gefährlich, egal ob es fünf oder fünfzig waren. Entweder ging man ihnen aus dem Weg, oder man versuchte sie zu bändigen. »Was wollt ihr?«, fragte er mit ruhiger Stimme.
    »Wir wollen dorthin, wo auch die Androiden sind, in die Bahnhofshalle!« Das Narbengesicht blickte grimmig auf das Schott in Ben-Bakrs Rücken. »Genau!«, rief einer seiner Anhänger. »Wir wollen hier unten nicht ersticken!«
    Jetzt war es mit der Ruhe des ehemaligen Steuermanns vorbei. Woher wussten die Leute von dem Sauerstoffproblem? Das unterlag strengster Geheimhaltung. Oder wussten sie es gar nicht und der Mann hatte nur so daher geredet?
    Scheinbar nachdenklich rieb Ben-Bakr sich seine spitze Nase. Dann strich seine Rechte über den Ledergriff seines Säbels, der vorne in seinem Gürtel steckte. Fast vertraulich näherte er sich dem narbengesichtigen Anführer. »Wieso glaubt dein Freund, hier unten ersticken zu müssen?« Er sprach mit gesenkter Stimme, aber dennoch laut genug, dass alle ihn verstehen konnten. »Ist er den Aufenthalt in engen Räumen nicht gewöhnt, oder hat er Angst wie ein Weib?«
    »Hey, du bärtiges Ziegengesicht«, polterte der Mann los, auf den Bakrs Äußerung gemünzt war. Wütend schwang er seinen Knüppel. »Hältst dich wohl für besonders klug, was? Glaubst wohl, wir einfachen Bürger wüssten nicht, was hier vor sich geht.«
    »Genau, das Schleimmonster drückt uns die Luft ab! Wir wollen hier raus!«, brüllte einer aus der aufgebrachten Gruppe.
    Das Narbengesicht entblößte hämisch grinsend seine schiefen Zähne. »Was ist jetzt? Lässt du uns vorbei, oder müssen wir dich und deine milchgesichtigen Waffenbrüder wegprügeln?« Mit einer abwertenden Bewegung deutete er auf die jungen Bunkersoldaten, die neben und hinter Ben Stellung bezogen hatten. »Macht keinen Quatsch«, warnte einer von ihnen. Ein anderer, der irgendwo im Hintergrund stand, forderte über Funk Verstärkung an.
    Der ehemalige Steuermann der EUSEBIA hatte genug gehört. Er trat einen Schritt zurück und zog seinen Säbel. »Hört mir gut zu: Es ist ein Floh, der euch in eure Ohren flüstert, das Schleimmonster würde uns die Luft abdrücken. Alles, was ihr hinter diesem Schott findet werdet, ist der Tod! Und es wäre eine Dummheit, wenn einer von euch diese Linie hier übertreten würde.« Bei seinen letzten Worten knirschte seine Säbelklinge über den gefliesten Boden und zog eine imaginäre Linie zwischen sich und die Aufrührer.
    Die Angesprochenen brauchten eine Weile, um die Bedeutung von Ben-Bakrs Worten zu begreifen. Unsicher blickten sie abwechselnd von der Linie am Boden zu ihrem Sprecher. Der gab ein grunzendes Geräusch von sich und spuckte Bakr vor die Füße. Grimmig blickte er auf die Bunkersoldaten, die allesamt ihre Waffen entsichert hatten und auf die Menge zielten. »Ihr werdet nicht auf eure eigenen Leute schießen«, knurrte er und trat einen Schritt vorwärts.
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen!«, ertönte jetzt eine laute Stimme hinter den Aufrührern. Während das Narbengesicht herumfuhr, huschte über Bens Gesicht ein fröhliches Grinsen. Er hatte Bosh ganz vergessen, der sich vor einigen Stunden in einer Nische aufs Ohr gehauen hatte. Jetzt drängte sich sein Freund durch die Reihen der Unruhestifter und kam an seine Seite. Einen Driller in der Hand, musterte er den Anführer der Belagerer. Anscheinend kannte er ihn.
    »Du schon wieder«, brummte er. »Gib mir deine Waffe, dann lassen wir dich und deine Leute ziehen.«
    »Das würde dir und deinem feinen Mr. Black so passen. Während ihr euch mit euren Androiden heimlich ins Freie grabt, sollen wir hier drinnen verrecken!« Entschlossener denn je lag sein Finger am Abzug.
    Was redete der Kerl da nur? Ben-Bakr überlegte, ob sich ein Schuss lösen würde, wenn er seinem Gegenüber mit einem schnellen Hieb die Gewehrhand einfach absäbeln würde. Neben ihm räusperte sich der Britanier.
    »Hier wird niemand verrecken. Die Androiden suchen nach einem sicheren Weg nach draußen«, sagte er. »Und warum? Weil sie als Einzige der Kreatur widerstehen können. Normale Menschen kämen im Tunnel keine hundert Meter weit. Also seid vernünftig, überlasst uns die Sache und geht zurück in eure Unterkünfte.«
    Doch er erntete nur misstrauische Blicke. »Nichts da«, rief das Narbengesicht. »Wir gehen

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