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245 - Geisterstadt Washington

245 - Geisterstadt Washington

Titel: 245 - Geisterstadt Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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schon gut.« Little Rock hob beschwichtigend die Hände. Seufzend stand er auf, nahm den Krug und stapfte zum Kühlschrank. »Trotzdem, wenn es so weiter geht, wird es bald keine Kids-Gang mehr geben.«
    »Fuck noch mal, was soll das jetzt wieder?«
    »Schau uns doch an: Halten wir noch zusammen?« Klirrend knallte er den Krug in die Tür des Eisschranks. Dann wandte er sich zu Loola um. »Trashcan Kid vertritt alleine unsere Interessen vor dem Boss, wie du ihn nennst, während du hier die Gekränkte spielst. Dirty Buck verschweigt uns seine Krankheit und liegt nun halbtot im Hospital. Und Marisar hängt am Rockzipfel von Ronny Jeeps, als wäre Buck schon unter der Erde!« Er hatte die letzten Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als Jeeps unvermittelt im Türrahmen auftauchte. Rock biss sich auf die Unterlippe.
    Der Bunkersoldat sah ihn aus schmalen Augen an. »Dieselben Rockzipfel, die dich aus dem Bahnhofsschacht gerettet haben, du Scheißkerl!«, sagte er mit leiser Stimme. Dann wandte er sich an Loola, die abwechselnd ihn und Little Rock anstierte. »Ich war gerade bei der Krankenstation. Sie lassen niemanden hinein. Von Toten ist da die Rede.« Jeeps nickte ihr zu und verschwand so plötzlich, wie er gekommen war.
    ***
    Louis Stock starrte auf den Fremden, der ihn aus dem Spiegel an der gegenüberliegenden Wand hohlwangig anglotzte. »Scheißkerl«, flüsterte er heiser und schnitt mit zitternden Fingern seinen zweiten Zopf ab. Der Zettelschreiber hat recht: Du bist ein Scheißkerl!
    Er legte seine Haarpracht fein säuberlich neben den anderen Zopf auf die Matratze. Dann griff er zum Rasiermesser und begann sich seinen Kopf zu scheren.
    Ronny Jeeps war ihm also auf die Schliche gekommen, überlegte er. Der Bunkersoldat war der Einzige, der wissen konnte, dass Stock die Sprengladung im Keller des Theaters platziert hatte. Verraten konnte er ihn nicht, denn dann hätte der junge Soldat zugeben müssen, dass er seinen Posten am provisorischen Sprengstofflager verlassen hatte. Doch wichtig machen konnte er sich. Bei seinen neuen Freunden, den Trashcan-Kids.
    Die Botschaft auf dem vergilbten Zettel stammte von Trashcan Kid. Zumindest glaubte Stock die Schrift des Jungen zu erkennen. Und auch der Scheißkerl passte zu ihm. Er konnte es ihm nicht mal verübeln. Wahrscheinlich glaubt Trashcan, ich hätte seinen Tod leichtfertig in Kauf genommen.
    Er konnte ja nicht wissen, dass Stock den Sprengsatz erst gezündet hatte, nachdem Trashcan das Fordtheater verlassen hatte. Trotzdem war es eine linke Nummer mit dem Zettel! Konnte der Junge nicht mit ihm reden? Sie kannten sich lange genug… waren fast Freunde… aber was spielte das noch für eine Rolle?
    Stock ließ das Rasiermesser sinken und stierte auf die blutigen Kratzer auf seinem kahlen Schädel. Durch seine Schuld würden sie alle hier unten sterben. Verzweifelt versetzte er dem Spiegel einen Tritt. Gleichzeitig wurde die Tür seines Domizils unsanft aufgerissen.
    »Stock –« Ein sehr blasser und sehr schockierter Mr. Black stand plötzlich vor seiner Matratze. Um Fassung bemüht, rang er nach Worten. »Verflucht noch mal, Stock. Was machen Sie da?« Entsetzt schaute er von dem halbbekleideten Bürgermeister zu dessen abgeschnittenen Zöpfen. Dann straffte er die Schultern. »Es reicht jetzt. Sie sind nicht der Einzige hier, der um einen geliebten Menschen trauert. Sie sind der Bürgermeister von Waashton. Reißen Sie sich endlich zusammen!«, brüllte er. Dann bückte er sich nach Stocks Kleidern und warf sie neben ihm auf das Bett. »Sie ziehen sich jetzt an. Reynolds wird Ihnen einen Kaffee bringen. In einer Stunde erwarte ich Sie in den Räumen der Präsidentin. Ist das klar?«
    Louis Stock hatte das Donnerwetter reglos über sich ergehen lassen. Ohne den Richter anzuschauen, fragte er jetzt mit tönerner Stimme: »Warum sollte ich das tun?«
    Black sog hörbar die Luft durch die Nase ein. »Weil Ihre Leute verrückt spielen und wir Sie brauchen. Und… weil Ihre Frau Sie braucht. Sie ist heute Morgen aus dem Koma erwacht und hat nach Ihnen verlangt.« Damit kehrte er ihm den Rücken und trat hinaus auf den Flur. Dort drehte er sich noch einmal um. »Und noch etwas, Stock: Waschen Sie sich um Gottes willen! Sie stinken wie ein Wakudabulle.«
    »Ja«, schluchzte der Bürgermeister, »ja, das werde ich tun.«
    ***
    Das knatternde Geräusch des Motorrads dröhnte von den Wänden des Bahntunnels wider. Seine Lichtkegel stachen ins Dunkel der schnurgeraden,

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