245 - Geisterstadt Washington
gigantischen Kreatur landete, schöpfte Aruula Hoffnung: Wie eine krustige Haut bedeckten die grünen Körpermassen das komplette Gebäude. Keine Regung ging von ihnen aus. Auch als sie sich dem fremdartigen Organismus näherten, reagierte er nicht. War das Ding… tot?
Auf dem Platz vor dem Pentagon standen zwei verlassene Panzer. Während Maddrax den ersten der Tanks enterte, wagte sich die Barbarin weiter voran. Erst wenige Meter vor dem unheimlichen Hügel blieb sie stehen und lauschte. Undeutliche Bilder, mit denen sie nichts anfangen konnte, glitten durch ihren Kopf. Nur die Gier des Wesens war deutlich spürbar.
Aruula wusste nun: Das Ding lebte noch. Und sie war sich sicher: Irgendwo in den Gewölben des Pentagongebäudes war das, worauf die Gier des Monsters abzielte – Menschen!
Fast eine Stunde lang suchte sie mit Maddrax, der in einem der Panzer einen noch gefüllten Flammenwerfer gefunden hatte, nach Möglichkeiten, in das Gebäude zu gelangen. Doch vergeblich; die Hautwucherungen des Monsters hatten sämtliche Zugänge versiegelt.
»Es schnürt ihnen die Luft ab«, flüsterte Aruula. »Wenn überhaupt noch jemand am Leben ist – wir können nichts tun.«
Ihr Gefährte nickte wortlos. Schmallippig blickte er in die Ferne. »Es gäbe da noch eine letzte Möglichkeit: die Bahntrasse, die unterirdisch vom Weißen Haus zu einem U-Bahnhof unter dem Pentagon führt. Vielleicht kommen wir von dort hinein.«
***
Seit die Trashcan-Kids Dirty Buck in die Krankenstation gebracht hatten, war nicht mehr viel los in ihrem Quartier bei den Unterkünften der Bunkersoldaten. Es war fast so, als würden sich die Kids lieber aus dem Weg gehen, als miteinander zu reden. Lag es an der Furcht, einen zweiten Gefährten an das Schleimmonster zu verlieren? Oder daran, dass sich fast alle vorwarfen, nichts von Bucks Zustand bemerkt zu haben, bis es zu spät war? Was auch immer es war, die bedrückende Stimmung wurde täglich unerträglicher.
Little Rock zog lustlos eine Linie seiner Zeichnung nach. Gerade eben war Marisar schweigend aufgebrochen, um nach Buck zu sehen und später auf Honeybutts Kleinen aufzupassen. Für ihn selbst wurde es auch langsam Zeit, seinen Küchendienst anzutreten, zu dem Black und General Diego Garrett ihn verdonnert hatten: als Strafmaßnahme dafür, dass er mit der Sprengung des Schotts beim Weißen Haus alle in Gefahr gebracht hatte. Ha! Wütend warf er seinen Stift auf den Tisch und stand auf, um sich den Wasserkrug aus dem Kühlschrank zu holen. Es war heiß und stickig und jede Bewegung fiel schwer.
Als er mit dem Krug an den Tisch zurückkehren wollte, saß da plötzlich Loola auf der Couch. »Das nennt man gelungenes Anschleichen«, bemerkte sie trocken, als sie sein überraschtes Gesicht sah. Sie griff nach seinen Zeichnungen und räkelte sich in die Polster. Ihre dunklen Haare waren zerzaust und schmutzige Schlieren bedeckten ihre Wangen. »Was’n das hier? Neues Domizil«, zitierte sie die Überschrift eines Gemäldes. »Das Capitol?« Neugierig drehte und wendete sie das Blatt. Schließlich warf sie es achtlos neben sich. »Du Träumer! Glaubst doch wohl nicht wirklich, dass Black uns in seinen Stützpunkt aufnehmen wird.«
»Warum nicht?« Little Rock setzte sich und füllte zwei Gläser mit Wasser. »Schließlich hat die Gang in der Vergangenheit genauso um die Sicherheit der Stadt gekämpft wie seine eigenen Leute.« Sachte schob er Loola das Glas über den Tisch.
»Fuck, bist du naiv. Black is der Boss, kapiert? Oder was glaubst du, warum ich hier und Trashcan Kid beim Sitzungsfrühstück bei der Cross is?« Müde strich sie sich über das Gesicht.
Rock beugte sich vor. »Genau das ist der Punkt«, knurrte er. »Ich kann ja noch verstehen, dass der Hohe Richter mich von den Sitzungen ausschließt. Aber gleich die gesamte Mannschaft, bloß weil ich Mist gebaut habe?«
Mit einem Ruck setzte die Freundin von Trashcan Kid sich wieder auf. »Ey, Mann. Ich bin nicht ausgeschlossen worden. Damit das mal klar is!« Wütend funkelten ihre dunklen Augen ihn an. »Wenn Black der Meinung is, Trash hätte seine Leute nich im Griff, is das fuckin’ Bullshit! Ich lass mich nich verbiegen und nenn die graue Maus von Präsidentin plötzlich Ma’am oder so.« Aufgeregt fuhr sie sich mit der Hand durch ihre schwarze Mähne. »Eher friert die Hölle ein, bevor ich ’ne Frau Ma’am nenne. Und jetzt lass mich in Ruhe mit dem Scheiß, hab ’ne anstrengende Nacht hinter mir.«
»Ist ja
Weitere Kostenlose Bücher