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245 - Geisterstadt Washington

245 - Geisterstadt Washington

Titel: 245 - Geisterstadt Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Zentimeter von der Stelle. Es qualmte und stotterte und er befürchtete schon, der Rahmen des rostigen Zweirads würde zerfetzt werden. War es überhaupt möglich, einen Zentnerkoloss wie Takeo aus dieser zähen Masse zu ziehen?
    Unsicher warf er einen Blick zurück: Der Androide hielt den rechten Arm vorgestreckt, während sich sein linker aus dem zähen Schleim wühlte und von außen dagegen stemmte. Neben ihm stand Aruula und hieb mit der Axt auf die giftgrünen Ausstülpungen ein, die sich aus der Masse wanden und auf Takeo zukrochen.
    Der Mann aus der Vergangenheit nahm das Gas etwas zurück und drehte im nächsten Moment wieder voll auf. Die Räder begannen zu rollen. Zentimeter um Zentimeter schob sich das Vehikel vorwärts.
    Dann ließ der Widerstand spürbar nach und endete schließlich so abrupt, dass das Motorrad einen Satz nach vorne machte. Mit quietschenden Reifen brachte Matt es zum Stehen.
    Als er sich umwandte, sah er Takeo über die Gleise stapfen, dicht gefolgt von Aruula… und einer weiteren Gestalt, die er nur gegen die in ihrem Rücken in hellem Grün strahlende Wand sehen konnte. Hatte sie mit Takeo in der Masse gesteckt? Natürlich – wo sonst sollte sie herkommen? Matt verengte die Augen, aber er konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte.
    Hinter den Dreien glitten tropfenförmige Gebilde herab. Dort, wo eben noch der Leib des Androiden in der Schleimmasse gesteckt hatte, flossen sie schmatzend ineinander und verschlossen die Öffnung. Danach verblasste das Grün und die Masse erstarrte. Reglos und dunkel glotzte sie aus dem gewölbten Tunneleingang.
    ***
    Miss Kareen Hardy eilte durch den Flur zu den Räumen der Präsidentin. Hier in der Nähe des Auditoriums schien ihr die Luft weniger stickig zu sein als in den Außenbezirken des Bunkers, von denen sie gerade kam.
    Sie war spät dran. Die Sitzung hatte vermutlich längst ohne sie begonnen. Ihre neue Babysitterin Marisar hatte sie aufgehalten. Die junge Frau war völlig aufgelöst in Honeybutts Unterkunft eingetroffen. Sie kam von den verschlossenen Türen der Krankenstation. Im Glauben, ihr Freund Dirty Buck wäre tot, war sie in den Armen von Honeybutt weinend zusammengebrochen.
    Es brauchte einen heißen Tee und endlose Erklärungen, bis sie endlich überzeugt werden konnte, dass Buck noch lebte und es eine Frau war, die heute Nacht auf der Krankenstation gestorben war. Innerlich fluchte Honeybutt immer noch über Yanna Hitking, die den Irrtum an Ort und Stelle hätte aufklären können.
    Obwohl Marisar sich danach wieder beruhigt hatte, wollte Honeybutt sie und den Kleinen nicht alleine lassen. Samuel war heute Morgen besonders quengelig und Marisar sah erschöpft aus. Doch als die Sitterin das Baby in ihren Armen wiegte, schien die Welt wieder in Ordnung zu sein. »Gehen Sie ruhig, wir kommen zurecht«, lächelte die junge Frau.
    Jetzt betrat Honeybutt das Besprechungszimmer und schloss hinter sich leise die Tür. Vom Tischende aus berichtete die Präsidentin gerade von der unheimlichen Krankheit, die im Bunker um sich griff. Neben ihr saß Mr. Black, der Honeybutt flüchtig zunickte. Er spielte nervös mit einem Stift und eine senkrechte Falte durchfurchte seine Stirn.
    Kareen setzte sich ihm gegenüber auf den einzigen Platz, der noch frei war. Erstaunt stellte sie fest, dass sich der gesamte Führungsstab eingefunden hatte. Selbst Loola und Bruder Faith waren da. Bürgermeister Stock erkannte sie erst auf den zweiten Blick: Sein Schädel war kahl geschoren und das erste Mal seit Wochen zeigte seine Miene so etwas wie interessierte Anteilnahme.
    »In den frühen Morgenstunden wurden sechs weitere Patienten mit den gleichen Symptomen eingeliefert. Mit Buck sind das mehr als ein Dutzend Betroffene.« Die Präsidentin räusperte sich. »Wie die meisten von Ihnen wissen, gab es heute Nacht die erste Tote unter ihnen.«
    »Gut, dass Sie das erwähnen, Miss Cross. Obwohl sie ja nur eine von den Rev’rend-Anhängern war.« Die Stimme Bruder Faith’ triefte vor Sarkasmus. Während er seine Brille putzte, warf er der Präsidentin verächtliche Blicke zu. »Vielleicht sollten Sie noch anfügen, dass es sich hauptsächlich um unsere Anhänger handelt, die von der fragwürdigen Krankheit betroffen sind.«
    Alexandra Cross stierte den dünnen Novizen herausfordernd an. »Was wollen Sie damit sagen?«, zischte sie.
    Honeybutt Hardy beobachtete überrascht, wie Black seine Hand beruhigend auf die der Präsidentin legte. Doch als hätte er

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