2452 - Operation Kobaltblau
und auch dabei nur von besonders mächtigen: Mondra wusste etwa um die Roboter der Cairol-Reihe oder die Frau Samburi Yura.
Die Kobaltblauen Walzen ... kobaltblau ... kobaltblau ...
Halt daran fest.
Worauf zielten diese Worte ab, die ihr in ihrem Traum gekommen waren? Woran sollte sie festhalten?
Ihre Finger zitterten vor innerer Erregung. Mondra wickelte sich aus der dünnen Decke, die sie um ihre Beine geschlungen hatte, und ging in die kleine Hygienezelle. Sekunden später tauchte sie die Hände und Unterarme in eiskaltes Wasser. Die Haut prickelte und schmerzte, als ritze ihr jemand mit einem feinen Vibro-Skalpell die Adern. Doch diese Radikalkur klärte ihre Gedanken wirksamer als jedes Aufputschmittel.
Sie durfte nicht schlafen – dazu war die Zeit viel zu kostbar.
Niemand wusste, welches Datum man derzeit schrieb; sie waren zwar in der Gegenwart angekommen, aber ob nun exakt zum Zeitpunkt des Abfluges, kurz davor oder lange danach, wussten sie nicht. Sie wussten lediglich, dass der Kontextwandler seinen Geist aufgegeben hatte und daher die Wahrscheinlichkeit einer temporalen Abdrift sehr hoch war.
Der Werftplanet Evolux, ihre derzeitige Zwangsheimat, hatte sich als vielschichtiger erwiesen, als jeder es zunächst für möglich gehalten hatte.
Und vor allen Dingen als problematischer. Die JULES VERNE fand auf dieser Kosmokratenwelt keineswegs die uneingeschränkte Unterstützung, die sich die Besatzung erhofft hatte.
Mondra hob die Arme aus dem Wasser, streifte die Tropfen von ihrer Haut und trocknete sich notdürftig, damit sie die Flüssigkeit nicht auf dem gesamten Boden verteilte. Sie wollte keinen automatischen Reinigungsroboter auf den Plan rufen.
Deren simple Technologie funktionierte inzwischen wieder reibungslos, während weite Teile der JULES VERNE nach dem Notkontextsprung in die Gegenwart noch immer im wahrsten Sinn des Wortes in Trümmern lagen.
Mondra wollte sich durch nichts ablenken lassen, weder durch einen kleinen Robot noch durch Norman, ihren zwergenhaften Hauselefanten.
Dieser reckte ihr keck den Rüssel entgegen, als sie die Hygienezelle verließ. Das Tier hegte offenbar die Hoffnung, einen Leckerbissen abzustauben.
„Verschwinde!"
Mondra fühlte nur kurz Mitleid, als sie den Blick des indischen Klontieres auffing. Er starrte sie gequält an, als habe sie nach ihm getreten.
Norman trottete in seine Ecke und rollte sich dort zusammen.
Hastig griff sie nach dem kleinen Holoprojektor, der neben ihrem Bett auf dem Boden lag. In ihm steckte der Datenkristall mit den Aufnahmen, die Perry Rhodan während seines Besuchs im Segment Beliosa in der Steilen Stadt beim Obersten Sequenz-Inspektor Dyramesch gemacht hatte. Da Perry sich um eine lückenlose Dokumentation nicht hatte bewusst kümmern können, enthielt der Kristall lediglich die automatischen Aufzeichnungen der Standardkameras seines Anzugs.
Ein Techniker hatte das Datenmaterial, das viele Stunden umfasste, auf Mondras Wunsch zu einem wenige Minuten langen Film komprimiert, der alle relevanten Bilder enthielt.
Die Wiedergabe startete an der Stelle, wo Mondra sie vor gut fünf Stunden gestoppt hatte.
Eine etwa handspannengroße Holografie zeigte den atemberaubenden Blick in einen Schacht von etwa 30 Kilometern Durchmesser inmitten der Steilen Stadt. Am Boden des Schachts lief ein hochkomplexer Werftbetrieb ab. Dort waren unzählige Intelligenzen und vor allem Roboteinheiten am Werk. All der Aufwand galt einem einzigen Schiff, das dort gefertigt wurde – einer Kobaltblauen Walze von sieben Kilometern Länge und drei Kilometern Durchmesser. Dem Raumschiff PENDULUM.
Die PENDULUM.
Halt daran fest.
Wer konnte damit rechnen, auf einer Welt, die so innig mit den Kosmokraten verbunden war, auf einen Feind oder doch zumindest Gegner zu stoßen? Denn Dyramesch, der Oberste Sequenz-Inspektor und Kosmofekt von Evolux, erwies sich zunehmend als solcher, schließlich hatte er sie auf dieser Welt festgesetzt und war willens, sie notfalls sogar mit Gewalt festzuhalten.
Sie ließ die Aufnahmen nochmals abspielen und NEMO dabei zugleich ein dreidimensionales Modell der gezeigten Landschaft erzeugen, durch das sie sich hindurchbewegte. Das Erste, was entstand, war eine kaum fassbar hohe Steilwand. Die Mauer, in deren Hängen die Steile Stadt errichtet worden war, ragte in natura etwa 45 Kilometer auf, in der Kabine wurde sie maßstabsgerecht auf zwei Meter geschrumpft.
Zügig schälten sich aus der Projektion die schlanken, eleganten
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