2465 - Nach der Stasis
wäre er nicht einmal einen Tag lang fort gewesen.
Was spielte es auch für eine Rolle, wie sich die Universen außerhalb von CHEOS-TAI veränderten, ob hochstehende Völker untergingen oder andere mit unverdorbener Neugierde in den Raum hinausdrängten? Illusionen hatten anfangs alle. Und irgendwann kam die Ernüchterung.
Die Auseinandersetzung zwischen Kosmokraten und Chaotarchen war noch lange nicht an ihrem Höhepunkt angelangt. Darüber brauchte Inkh Selexon nicht eine Sekunde lang nachzudenken. Er kannte TRAITOR, wusste um die Schauplätze aberwitziger Schlachten ...
Er hatte das gewusst, stellte er irritiert fest. Geblieben waren nur wenige Schlagworte wie die ungenießbare Schale einer Frucht, während ihr Inneres sich aufgelöst hatte.
Selexons Hauch von Bedauern verwehte träge, als er die Hygienezelle betrat. Knapp artikulierte er Steuerbefehle, die ihm in dem Moment auf den Lippen lagen, als er sie brauchte.
Heiße Wasserstrahlen peitschten seinen Körper. Nur so konnte er sicher sein, den Staub der Toten aus seinen Poren herauszuwaschen. Im Stasissaal hatte er sich dem nicht entziehen können, doch mittlerweile würgte ihn schon der Gedanke an den Schmutz und die vielfältigen mikrobiologischen Verunreinigungen, denen er ausgesetzt gewesen war.
Langsam nahm seine Haut eine satte rote Färbung an. Selexon aktivierte die Unterdruckabsaugung.
Wirklich wohl war ihm danach trotzdem nicht zumute. Er war nicht mehr Nährboden für Sporen und Pilze, aber krank blieb er dennoch. Auch ohne neue Kontaminationen fühlte er sich schwach und elend.
Im grellen Fluoreszenzlicht spuckte der Generator neue Kleidung aus. Selexon streifte sich den Hüftschutz über und schloss die Wulstkombi um seinen Oberkörper. Ein rascher Test der in den Wülsten untergebrachten Energiespeicher und Projektoren verlief für ihn zufriedenstellend.
Mit einigem Unbehagen widmete er sich schließlich der angesetzten Kultur.
Die Nachweisschale entstammte dem medizinischen Notfallsatz der Wohneinheit. Obwohl Selexon den Nährboden nur mit zwei Fingern berührt hatte, waren in kürzester Zeit flaumartige Strukturen gewachsen.
Selbst wenn die Filtersysteme der Atmosphäreumwälzung alle pathogenen Erreger abtöteten, überall da, wo sich die Eindringlinge aufhielten, musste die Belastung deutlich erhöht sein.
Selexon unterzog sich nicht der Mühe, länger darüber nachzudenken. Die Beschreibung der vielgestaltigen Fremden, die ihm der TAI-Servo gegeben hatte, sagte wenig aus. Möglicherweise gehörten sie nicht nur einem, sondern mehreren Völkern an.
Viele Völker, viele Keime. Das war die erste Folgerung, die der Ankläger daraus zog.
*
„Ich habe diesen grässlichen Regen nicht angeordnet!", herrschte Inkh Selexon die beiden Servos an, die stehen geblieben waren, um ihn vorbeizulassen. „Sorgt dafür, dass der Niederschlag umgehend aufhört!"
Unwillig schaute er zu dem kuppelförmig gewölbten grauen Himmel hoch, der nicht einmal einen Hauch des sonst üblichen Goldtons erahnen ließ. Nebel waberte bereits über den Boden.
„Soll ich mir in diesem nassen Klima den Tod holen?"
Für einen Moment sah es so aus, als wolle der Tibirian Melech nach den beiden Heromet greifen. Sie entblößten ihre Schneidezähne, was Selexon nur noch mehr aufbrachte.
Einer der Pelzigen hatte ein Steuergerät von seinem Gürtel gelöst. Mehrere kleine Holos leuchteten auf. Das Kästchen entglitt ihm, als Selexon auf ihn zukam, und rutschte ein Stück weit über das nasse Gras.
Bis der Servo sich bückte, stand der Fiktiv-Ankläger schon vor ihm und stellte seinen Fuß auf das Steuergerät.
„Ich zweifle an deiner Zuverlässigkeit", herrschte Selexon den Kleinen an.
„Herr, das war keine Absicht, ich ..."
Ein leises Knirschen erklang, als Selexon heftig zutrat. Er drehte den Fußballen mehrmals, und als er sein Bein zurückzog, war das Steuergerät in eine Vielzahl von Splittern zerborsten.
„Wenn ich umgehend sage, meine ich umgehend. Also sieh dich vor, Servo!
Fall mir nicht noch einmal unangenehm auf."
Selexon ging weiter. Mit einer unwilligen Bewegung rückte er seinen leicht verrutschten Mundschutz zurecht. Der TAI-Servo hatte das blaue antiseptische Material nach seinen Anweisungen erst vor wenigen Minuten verarbeitet.
Es war nicht einfach gewesen, den Produktionsautomaten so zu programmieren, dass er die Filterfunktion des Mundschutzes ebenso generierte wie die Passgenauigkeit der Handschuhe, die an Selexons
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