Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
247 - Der Kerker der Pandora

247 - Der Kerker der Pandora

Titel: 247 - Der Kerker der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
Vom Netzwerk:
vor den Leuten. Ihr silbernes Kleid glitzerte in der Sonne und das Grün ihrer Augen war auf Brakula gerichtet, der gerade ansetzte, um mit seiner Hetzrede fort zu fahren.
    Doch Rönee unterbrach ihn. Blitzschnell wandte er sich um und setzte seine Säbelklinge an die Kehle des Hünen. »Halt endlich den Mund, wenn dir dein Leben lieb ist«, raunte er ihm zu. Dann rief er nach seinen Gardisten. »Zwei Männer zu mir, der Rest bringt die Kaiserfrauen zurück in den Palast.«
    »Was hast du vor, Rotschopf? Mich töten, wenn ich nicht Ruhe gebe?« Ein zynisches Lächeln glitt über Brakulas Gesicht. »Gib es doch zu, du hasst dieses Weib doch genauso, wie wir alle.«
    Rönee versuchte ruhig zu bleiben. Weder wollte er den Hünen töten, noch hasste er Elloa. Die Frau war ihm herzlich egal. Aber er würde nicht zulassen, dass dieser Streithammel hier einen Aufstand verursachte. Sobald die Königin und die Gemahlinnen des Kaisers in Sicherheit waren, würde er Brakula von den anderen trennen und ihn zur Vernunft bringen. Doch sein Plan ging nicht auf.
    Mit raschelndem Gewand nahte Elloa.
    »Worauf wartet ihr noch? Ergreift ihn!« Ihre Stimme klang wie klirrendes Glas. »Soll er in de Roziers Gefängnis über seine Frechheiten nachdenken!«
    War diese Frau denn von allen guten Geistern verlassen? Merkte sie nicht, was sich hier zusammen braute? Rönee hielt die Luft an. Schon hörte er empörtes Gemurmel. »Wer ist sie, dass sie über unsere Gardisten bestimmen will?«, murrte jemand hinter Brakula. »Sie fühlt sich wohl schon als neue Herrscherin von Wimereux«, raunte es von der anderen Seite. Rönee musste handeln, sonst brach hier gleich die Hölle los. »Schafft die Königin hier weg!«, rief er seinen Leuten zu.
    Doch als die Angesprochenen sich Elloa näherten, warf sie ihnen vernichtende Blicke zu. »Wagt es ja nicht, mich anzufassen«, zischte sie. Aus dem Augenwinkel beobachtete der unfreiwillige Kommandant, wie seine Gardisten erschrocken zurückwichen. Keiner wollte Ärger mit der Augenweide ihres Kaisers haben. Unsicher schauten sie in Rönees Richtung. Der kochte vor Wut. Nicht nur, dass er das triumphierende Grinsen Brakulas ertragen musste, jetzt kamen auch noch spöttische Bemerkungen über den jämmerlichen Anblick der kaiserlichen Leibgarde aus der Menge. »Ha, schaut sie euch an, lassen sich von einem dahergelaufenen Weibsbild herumkommandieren!«
    Am liebsten hätte Rönee dem Ganzen hier einfach den Rücken gekehrt und wäre seiner Wege gegangen. Sollte sich diese zickige Möchtegernkaiserin doch von dem Pöbel in der Luft zerreißen lassen. Als sie jetzt erneut die sofortige Festnahme des Aufrührers forderte und Rönee mit einer Strafe wegen Befehlsverweigerung drohte, riss ihm endgültig die Geduld. »Kümmert euch um Brakula!«, befahl er den Gardisten in seinem Rücken. Dann wandte er sich mit grimmigem Blick der Königin zu. »Ihr kommt mit mir«, schnauzte er sie an. Unter dem Gegröle der Menge packte er sie am Arm und zerrte sie zu einem der Otomobile.
    Auf dem Weg dorthin stieß Elloa wilde Verwünschungen aus. Gerade laut genug, dass nur Rönee sie verstand. »Ihr seid die längste Zeit Kommandant gewesen… Ich werde dafür sorgen, dass Euch der Kaiser vom Hofe verbannt…«
    Erst als die Königin sicher im Fahrzeug verstaut war, unterbrach Rönee sie. »Erstens bin ich kein Kommandant, sondern ein einfacher Soldat. Zweitens lege ich keinen Wert auf die zweifelhafte Ehre, mich am Kaiserhof tummeln zu dürfen, solange sich so jemand wie Ihr dort breit macht. Und drittens vergesst nicht, bei Eurem Bericht an den Kaiser zu erwähnen, dass ich Euch beim nächsten Versuch, meine Leute in Gefahr zu bringen, den hochwohlgeborenen Hintern versohlen werde.« Ohne der bleich gewordenen Königin noch Gelegenheit zu geben, sich in irgendeiner Form zu äußern, schlug Rönee den Wagenverschlag zu und gab dem grinsenden Fahrer das Zeichen zur Abfahrt.
    ***
    Nyaroby, Kenyaa
    Die Bewohner Nyarobys hatten sich am späten Vormittag um ihre drei Stadtführerinnen beim Asyl versammelt. Nachdem ihre Suche nach den verschütteten Sammlern vergeblich geblieben war, hatten sie einen ganzen Tag lang und die vergangene Nacht die Pilzfelder, die ihre Siedlung umgaben, untersucht. Das Ergebnis war niederschmetternd: In den Erdspalten wimmelte es von wuchernden Flechten und Fasern. Die Pilze waren wieder aktiv!
    So ziemlich jeder erinnerte sich noch mit Schrecken an die furchtbaren Wesen, die vor Jahren aus diesen

Weitere Kostenlose Bücher